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Das Verstehen von Handlungen - Sammelpunkt bei philo.at

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In: Georg Henrik <strong>von</strong> Wright, Normen, Werte und <strong>Handlungen</strong>, Frankfurt 1994, S. 166-208. 3<br />

Gegenüber diesem allgemeineren erkenntnis- bzw. wissenschaftstheoretischen<br />

Diskussionskontext ist jedoch der heutige Kontext unvergleichlich wichtiger. Sie kennen ihn:<br />

G. H. <strong>von</strong> Wright.<br />

Ich sagte schon, daß <strong>von</strong> Wright ursprünglich (in Erklären und <strong>Verstehen</strong>) rein<br />

intentionalistisch vorgegangen sei. Für den späteren <strong>von</strong> Wright gilt das nicht mehr. Vor<br />

allem nicht mehr, wie ich vermute, für den jüngsten vom 12.11. anno '87.<br />

Wenn Sie mir schon vorweg eine Deutung erlauben wollen: Die Entwicklung des späteren<br />

<strong>von</strong> Wright zeigt – und zwar in zunehmendem Maße – eine Annäherung an die Position des<br />

Philosophen, dessen Nachfolge er schon einmal angetreten h<strong>at</strong>te: <strong>von</strong> Wrights work in<br />

progress wird Wittgenstein zunehmend ähnlicher.<br />

Zwei Schritte dieser Entwicklung sind besonders herauszustellen. Und anhand dieser <strong>bei</strong>den<br />

Schritte möchten wir dann auch unseren Disput grob strukturieren.<br />

Der 1. Schritt: Bereits 1972, also nur ein Jahr nach Erklären und <strong>Verstehen</strong>, weist <strong>von</strong> Wright<br />

in einem Nachtrag zu dem Aufs<strong>at</strong>z On So-called Practical Inference darauf hin, daß sein<br />

ursprünglicher (rein intentionalistischer) Ans<strong>at</strong>z viel zu eng sei. Insbesondere erfasse dieser<br />

nicht ein solches Handeln, <strong>von</strong> dem im Zusammenhang mit Habermas eben schon die Rede<br />

war: das kommunik<strong>at</strong>ive. Und intentionalistisch sei ein solches kommunik<strong>at</strong>ives Handeln vor<br />

allem dann nicht zu erfassen, wenn es, wie ja normalerweise der Fall, schon ein durch Regeln<br />

bzw. Konventionen bestimmtes sei.<br />

Nun zu dem 2. Schritt. Es ist zweifelsohne der noch weitaus radikalere. Seit kurzem ist <strong>von</strong><br />

Wright sogar bereit, das aufzugeben, was man wohl für den Kern der ganzen<br />

intentionalistischen <strong>Verstehen</strong>sanalyse halten darf: nämlich die theoretische (d. h.<br />

insbesondere: die erkenntnistheoretische) Privilegierung des Handlungssubjekts. Mag sein,<br />

daß mit diesem 2. Schritt so etwas wie ein Wechsel <strong>von</strong> einer Korrespondenztheorie zu einer<br />

Konsensustheorie der Wahrheit verbunden ist – ein Wechsel <strong>von</strong> einer Korrespondenztheorie<br />

des <strong>Verstehen</strong>s zu einer Kohärenztheorie des <strong>Verstehen</strong>s wohl ganz sicher.<br />

Wir wollen uns heute mit den Gründen befassen, die für – aber auch gegen – diesen<br />

zweifachen Positionswechsel sprechen.<br />

Bevor wir in diese pro- und contra-Deb<strong>at</strong>te einsteigen, möchten wir aber für diejenigen Hörer,<br />

die das zentrale III. Kapitel <strong>von</strong> Erklären und <strong>Verstehen</strong> nicht (mehr so ganz) par<strong>at</strong> haben, den<br />

Einstieg mit Hilfe einer (n<strong>at</strong>ürlich nur recht groben) Einführungsskizze etwas erleichtern.<br />

Obwohl es da<strong>bei</strong> zu weiten Teilen um eine Rekonstruktion seines Ans<strong>at</strong>zes geht, war Herr<br />

<strong>von</strong> Wright so generös, diese Aufgabe mir zu überlassen – und dies, obgleich er doch wissen<br />

mußte, daß ich mit dem, was er gesagt h<strong>at</strong>, vielleicht mitunter einen etwas anderen Sinn<br />

verbinden dürfte.<br />

Meine Rekonstruktion h<strong>at</strong> zwei Teile; im ersten geht es darum, was man vernünftigerweise<br />

unter „<strong>Verstehen</strong>“ verstehen sollte; im zweiten Teil geht es um die Koppelung <strong>von</strong> <strong>Verstehen</strong><br />

und intentionalistischer Erklärung. Und n<strong>at</strong>ürlich wüßte ich dann gerne, inwieweit Herr <strong>von</strong><br />

Wright auch nur mit dieser Rekonstruktion einverstanden ist – und inwieweit nicht.<br />

Unsere gesamte heutige Disput<strong>at</strong>ion wird also, so haben es Herr <strong>von</strong> Wright und ich jedenfalls<br />

vorab geplant, im wesentlichen drei (n<strong>at</strong>ürlich aufs engste verbundene) Themenbereiche<br />

berühren. Nämlich:<br />

Thema I: a) Explik<strong>at</strong>ion des <strong>Verstehen</strong>s<br />

b) <strong>Verstehen</strong> und intentionalistische Erklärung<br />

Thema II: <strong>Verstehen</strong> und Regeln/Konventionen<br />

Thema III: Die neue Kohärenztheorie des <strong>Verstehen</strong>s

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