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Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 4 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

111. Zusammenfassung<br />

Bei der Entwicklung unseres Lautstandes, für die wir das Ordnungsmaß<br />

des Westgermanischen zugrunde legten, haben sich bei den einzelnen Lauten<br />

immer wieder einige an bestimmte Gebiete gebundene Veränderungen gezeigt:<br />

Zwielautung, Verengung, Senkung, Rundung, Entrundung, Einlautung,<br />

md. Einflüsse. Im Folg'enden gehen wir diese Erscheinungen durch und<br />

setzen sie in Beziehung zu den sprachlichen Großräumen und zu den Gegebenheiten<br />

von Geschichte und Landschaft.<br />

1. Die Z wie 1 a u tun g. Die Zwielautung der alten Längen 'i, ü, 1. Ü<br />

ist von allen Lauterscheinungen für die l\Iundartengliederung Ull::;ercr Landschaft<br />

die bedeutsamste. Sie trennt unseren Raum in eine östliche Hälfte mit<br />

Einlauten und eine westliche Hälfte mit Zwielauten. Die Grenze zwischen<br />

beiden ist meist sehr wenig einheitlich. Die ensicherheit in der Anwendung<br />

der Zwielautung geht so weit, daß ein und dasselbe Wort beim gleichen<br />

Sprecher einmal mit, ein anderes Mal ohne Zwielaut erscheint. Bei sprachlicher<br />

Unsicherheit, so z. B. in Vechelde, das mitten im Zwielautraum liegt,<br />

setzt sich der Einlaut durch. Trotzdem ist seit Wenkers Erhebungen keine<br />

deutliche Zurücknahme der Zwielautaußengrenze festzustellen. Es bestehen<br />

heute wie vor 50 Jahren die Grenzstreifen, Einbuchtungen und Einschlüsse<br />

von Einlauten im Zwielautgebiet, die Lühmann (Schulblatt f. BI'. und Anhalt,<br />

1924) am DSA bemängelt. \Vie die Karte Zwielautung (K. 16) zeigt, können<br />

wir nur im NW. zwischen Stederdorf und Bortfeld von einer wirklichen<br />

Grenze sprechen. Westlich und südlich Braunschweigs durchdringen sich<br />

Ein- und Zwielaut in einem Grenzstreifen. Gleiches gilt für die zwielautenden<br />

Dörfer zwischen Wolfenbüttel und dem Elm im SO.<br />

Wie wenig die weitverbreitete Meinung, daß die Oker die Zwielautgrenze<br />

bilde, zu Recht besteht, zeigt die Karte 16. Bei Braunschweig trifft<br />

die Zwielautgrenze überhaupt erst auf die Oker; die drei Okerdörfer südlich<br />

der Hauptstadt sind meist zweisprachig; Leiferde, Steterburg auf dem linken<br />

Ufer sind wieder einlautend. Auf das Zwielautgebiet östlich der Oker zwischen<br />

Wolfenbüttel und dem Elm weist schon Lühmann (im Schulblatt f. BI'. u. Anhalt,<br />

1924) hin, wenn er auch in der Feststellung, daß die Zwielautung bis<br />

zur Schunterniederung reiche, zu weit geht.<br />

Großräumig gesehen ist unser Zwielautgebiet der Ostflügel des Zwielautgroßgebietes<br />

zwischen Wcserbergland-Harz-Braunschweig-Hannover. In<br />

unserem Raum verebbt die Zwielautung: in den Randzonen gleichen sich<br />

Zwie- und Einluut einander an (ei zwischen i und ai, § 52; OU, au zwischen<br />

iu und ü, §§ 62, 63). Die im Schrifttum unserer Landschaft (Jellinghaus,<br />

Damköhler, Lühmann, vergl. Schrifttumsverzeichnis) verbreitete Ansicht, daß<br />

die Zwielautung eine alte Stammeseigentümlichkeit der Engem oder der<br />

Cherusker sei, ist hinfällig geworden, da in den neueren Arbeiten (Sarauw,<br />

Nd. Forschungen I, 219 und Baader, Zs. f. dt. l\Idaaf., 1923, S. 188 f.) die<br />

Zwielautung der alten Längen als eine verhältnismäßig junge Spracherscheinung<br />

ohne völkische Träger erkannt ist. Abgesehen davon geht es nicht an,<br />

die Oker nur auf Grund der Zwielautgrenze, die sich, wie wir oben gesehen<br />

haben, gar nicht an den Fluß hält, als grundlegende Stammesgrenze zu betrachten,<br />

auch wenn die Oker in der Landesgeschichte dann und wann einer<br />

Grenze zugrunde gelegt ist.<br />

2. Die Sen k u II g (K. 17). Im Gegensatz zur Zwielautung hat diese<br />

Lauterscheinung ihren Ursprung und ihre Hauptausbreitung innerhalb der<br />

Landesgrenzen. Die Senkung von mdal. e (aus wg. e und i»a und die von<br />

mdal. 0 (aus wg. a und u»a ist eine lautliche Sonderentwicklllllg unseres<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042373<br />

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