Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 4 - Digitale Bibliothek ...
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aullschweigische Dörfer führen wie auch sonst (vergl. K. 17) die Senkung<br />
weiter durch bis zum a: warm. Hd. wurm treibt von SO. und S. her Keile in<br />
das worm-Gebiet, das auch schon außerhalb dieser Einbruchszonen vereinzelt<br />
mit wurm durchsetzt ist. "Sturm" heißt als hochsprachliches Wort durchgehend<br />
sturm. Nur vereinzelt, besonders im 0., findet sich storm.<br />
wost "Wurst" und bost "Brust" haben schon mnd. r-Umstellung und<br />
senken vor nachfolgender r-Verbindung u>o. Nach der Senkung ist r vor st<br />
diesem angeglichen. Für regelrechtes bost "Brust" dringt von SO. und SW.<br />
in breiter Front hochsprachliches brust ein. bost gilt einheitlich nur noch im<br />
hannoverschen W., im NW., N. und NO. wost "Wurst" gilt ohne Ausnahme<br />
im ganzen Raum.<br />
§ 36. Formen mit und ohne lJmlaut in "für" setzen aso fora und furi<br />
fort. Niederdeutsches för (S. A.-Karten "für" und "vor") wird von Geismar 1 )<br />
in Lautgebung und Gebrauchsweise als Kreuzung bezeichnet. In unserem<br />
Raum tritt for nur vereinzelt in Vechelde, Timmerlah, Melverode, Kl. Stöckheim,<br />
Querum, Riddagshausen, Wendhausen und Eickhorst auf. Von diesen<br />
Ausnahmen abgesehen gelten für das Land Braunschweig; wie im größeren<br />
ostfälischen Raum Hannover-Braunschweig-Magdeburg, umlautlose Formen,<br />
die ihrem Ursprung nach zu aso fora zu stellen sind. Am häufigsten erscheint<br />
for. Gesenktes far steht in Münstedt, Schmedenstedt, Dungelbeck,<br />
Woltorf, Essinghausen, Duttenstedt, Sophienthal, Fürstenau, Wedtlenstedt,<br />
Lamme. Vor selbstlautendem rist 0 gelängt: Broitzem, Stiddien, Üfingen,<br />
Alvesse, Bleckenstedt haben föv, das in Kl. Lafferde und Lengede verengt<br />
als füv, in Denstorf durch die Nachbarschaft kurzer Formen gekürzt als fur<br />
erscheint.<br />
§ 37. Der Selbstlaut von "durch (das)" ist abhängig von der Erhaltung<br />
oder von dem Ausfall des Reibelautes X. Dieser fällt westlich der Oker (bis<br />
auf einen Keil um Alvesse-Geitelde) und im hannoverschen N. aus. Das<br />
aus wg. u vor r regelrecht entstandene 0 wird dann vor selbstlautendem r<br />
gedehnt: dövt. In den Dörfern des preußischen W. und in Wedtlenstedt tritt<br />
Verengung dieser Form zu düvt ein. Die braunschweigischen Dörfer östlich<br />
der Oker und ein Streifen um Alvesse und Geiteide hahen wie das md.<br />
Sprachgehiet den inlautenden Reibelaut und zugleich Kürze des Selbstlautes<br />
bewahrt: dorxat. Daneben steht häufig durxat, bei dem außer dem<br />
Mitlaut auch der Selbstlaut schriftsprachlich-mitteldeutscher Prägung ist.<br />
§ 38. "Furche" hat das vor r entstandene 0 in offener Silbe gedehnt:<br />
föra gilt im NO. und N.; im NW., in Dungelbeck, Sophienthal, Fürstenau,<br />
Wendezelle, Stederdorf, Essinghausen, wird ö zu ü verengt: füra. Südlich<br />
einer von O. nach W. nördlich Schmedenstedt, Woltorf, Wahle, Ölper Querum,<br />
Braunschweig, Rautheim, Kl. Schöppenstedt, Cremlingen verlaufenden Trennungslinie<br />
gilt fj:jra, das in Woltorf, Schmedenstedt, Münstedt, Kl. Lafferde,<br />
Lengede und Denstorf verengt als lyra erscheint. Das Nebeneinander von<br />
Formen mit und ohne Umlaut erklärt sich aus der Anwendung verschiedener<br />
Stämme im Germanischen. föra (füra) im N. ist zu germ. furh- zu stellen,<br />
während fiJra (fyra) im S. zu "führen": germ. fÖl'jan 2 ), gebildet wird.<br />
§ 39. In den Beispielen "Honig", "Butter" und "Vogel" erfolgt auch<br />
"or anderen Mitlauten als r die Senkung zu 0: ho nix, bo(t)v, fogi. In diesen<br />
Beispielen unterbleibt die Dehnung vor -ig, -er, -ei. Bortfeld, Wallle, Lamme<br />
und Wedtlenstedt haben hlmiX. In fogI"Vogel" wird 0 im hannoverschen<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
1) Geismar, Ludwig, "vor" und "für" im Nhd., Diss. Gießen, 1928, S. 48.<br />
2) Kluge-Götze, Etymol. Wb., 179 und 178.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042373