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Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 4 - Digitale Bibliothek ...

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§ 26. In den Fürwörtern "ihn", "ihm" und "ihre" erscheint wg. i nach<br />

vorauszusetzender Senkung gerundet und in offener Silbe gedehnt als li:<br />

i3n(a), lina, iJra. Der schon mnd. fUr Ostfalen geltende Laut 1) wird dem aus<br />

dem Umlaut von wg. au entstandenen li gleichgesetzt und ist wie dies im<br />

hannoverschen W. und in den braunschweigischen Dörfern Bortfeld, Wedtlenstedt,<br />

Denstorf, Sierße, Bettmar zu y verengt: yn, yna, yra. In Bortfeld<br />

und Bodenstedt tritt die Verengung nicht in allen Wortbelegen ein. Stederdorf,<br />

Meerdorf, Rüper, Wense, Didderse, Neubrück im NW. und I1arxbüttel,<br />

Wenden, Bechtsbüttel im N. zeigfln wiederum in Einklang mit den beim Umlaut<br />

von wg. au aufgeführten Beispielen Entrundung zu e: en, ena, era.<br />

Essinghausell und Duttenstedt haben eine Mischform mit inlautendem i: in,<br />

ina, ira. Da beide Orte sowohl im Entrundungsgebiet des NW. als auch im<br />

Verengungsgebiet des W. liegen, läßt sich nicht entscheiden, ob i aus dem e<br />

des NW. verengt oder aus dem y des W. entrundet ist. Außerdem ist fUr i<br />

wie in stlwal (§ 24) hochsprachliche Beeinflussung durch den Peiner Industrie-Bezirk<br />

möglich. Wie das Beispiel "ihm" mit lin(a), yn(a), en, in verhält<br />

sich auch "ihre" mit lira, yra, era, ira; statt "ihre" steht zina für alle Geschlechter<br />

in Adenbüttel und Vordorf, mit Zwielautung zeina in Essinghausen<br />

und zaina in Bodenstedt.<br />

wg. f).<br />

§ 27. wg. 0 in geschlossener Silbe ist in der Regel erhalten: stop( a)t<br />

"stopft", pot "Topf", nox "noch" u. a.<br />

§ 28. Vor r+ l\Iitlaut wird wg. 0 (K. 2) im Braunschweigischen und im<br />

hannoverschen W. zu a gesenkt, während sonst 0 erhalten bleibt: dorp I darp<br />

"Dorf", aworn I awarn "geworden", kort I kart "Korb", astorm / astarm "gestorben".<br />

über die Verttlilung o/a in den einzelnen Beispielen gibt die Karte<br />

Auskunft. Durchgehend a haben danach alle hannoverschen Dörfer im W.<br />

(bis auf Lengede in aworn) und Woltwiesche, Barbecke (0 und a nebeneinander),<br />

Bodenstedt und Sierße. Im N. des a-Bezirkes ist die Grenze gegen<br />

die Dörfer mit 0 (Stcderdorf-Duttenstedt-Zweidorf-Wendezelle) sehr aufgefasert,<br />

während im W. die Grenzdörfer mit 0: Bortfeld-Lamme-Broitzem<br />

-Stiddien-Gr. Gleidingen-Alvesse-Vallstedt-Broistedt vom a-Bezirk<br />

durch ein mehr zusammengefaßtes Grenzlinienbündel geschieden werden.<br />

Togan / ragan "Roggen" und bodan / badan 1 ) "Boden" sind den Beispielen mit<br />

wg. 0 vor r im Erscheinungsbild ähnlich (vergl. K. 2); nur die Nordgrenze<br />

des a-Gebietes erscheint gegen die Beispiele mit folgendem r zurückgenommen.<br />

So haben Essinghausen, Dungelbeck, Sophienthal, Fürstenau rogan und<br />

bodan, Woltorf badan aber rogaTI; Sierße, Bettmar,Liedingen,Köchingen ragan<br />

aber bodan. Vallstedt hat rag an und badan, aber 0 vor r+ Mitlaut. In Barbecke<br />

wird a nur noch vom Alter gebraucht, die Jugend ist in den angeführten<br />

Beispielen zu 0 übergegangen. Lühmann 2 ) berichtet 1924, daß Broitzem<br />

(südwestlic.her Vorort der Stadt Braunschweig) um 1860 noch "darp, badden,<br />

mggen" gesagt habe. Für Stiddien gibt Lühmann auch 1924 noch a an,<br />

während unsere Befragung durchgehend 0 ergeben hat. Demnach wird dllS<br />

a-Gebiet abgebaut. 0 wird durch die gleichklingende Lautung der Hochsprache<br />

gestützt und setzt sich, dem angeführten Zeugnis nach zu urteilen,<br />

schnell weiterschreitend gegen a durch. Die Linienwirrnis der Westgrenze<br />

des a-Gebietes zeugt für die gegenwärtige Auflösung.<br />

20<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

1) Sarauw, 11, 112; Laseh, Mnd. Grammatik, § 404.<br />

2) Kürze statt zu erwartender Länge gilt durchgehend.<br />

S) Im "Schulblatt für Braunschweig und Anhalt", 1924, S. 671'.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042373

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