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Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 4 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

leren Weser sitzt der mächtige Stammverband der Cherusker. Als ihre Ostgrenze<br />

gegen die Sueben wird der Oberlauf von Oker oder Innerste angenommen.<br />

Im N. grenzen sie an die Angrivarier (Grenzwall am Steinhuder­<br />

Meer). Die Sueben ziehen spätestens im 4. Jahrhundert nach S. ab. Ihren<br />

Raum nehmen die Hermunduren ein, die mit den Resten der Sueben, Angeln<br />

und \Varnen im Großreich der Thüringer aufgehen. Zum ersten Mal bildet<br />

sich hier ein Machtbereich, der zugleich nördlich und südlich des Harzes<br />

best.eht. Als Westgrenze gegen die Cherusker wird wiederum die Oker angenommen.<br />

Die 1031 erwähnten Dorfnamen Thuringesbutli und Everiksbutli<br />

(oder IIerskesbutli), heute Wüstungen bei IIarxbüttel nördlich Braunschweigs,<br />

mögen wohl auf die Erinnerung an die alte cheruskisch-thüringische<br />

Grenzscheide zurückgehen. Eine mittelalterliche Namenflentlehnung lebt im<br />

Nordthuringgau, als Bezeichnung für einen östlich unseres Gebietes gelegenen<br />

Gau, fort. Etwa um 100 n. Zw. dringen die Chatten von Süden her erobernd<br />

in den Raum der Cherusker und Langobarden ein. Der Name der<br />

Cherusker erscheint seitdem nicht mehr. Von N. her zerschlagen die Chauken<br />

das Angrivarierreich. Seit etwa 280 erscheinen die Sachsen, die nach Kahrstedt<br />

nur einen neuen Namp,n für das politische Gebilde hergeben, das durch<br />

die Chaukenausbreitung entstanden ist. Nach anderer Meinung kommen die<br />

Sachsen als wandernder Stammverband aus Holstein. Die Chatten werden<br />

verdrängt, die Sachsen nehmen den alten Raum des cheruskischen Großreiches<br />

ein. Darüber hinaus zerstören sie mit Hilfe der Franken 531 das Thüringerreich<br />

und werden dessen Erbin im nördlich des Harzes und östlich der Oker<br />

gelegenen Raum. Einen Namensniederschlag findet das Eindringen der<br />

Sachsen vielleicht in den Ortsnamen -büttel, die sich besonders im Aller­<br />

Oker-Winkel häufen. In das entvölkerte Ostsachsen dringen im 6. Jahrhundert<br />

Slaven, deren Spuren bis nach Gifhom und Ilelmstedt reichen sollen.<br />

Für un.ser Gebiet ist davon, besonders sprachlich, nichts festzustellen. Die<br />

Südsachsen gliedern sich in drei Einzelstämme: am weitesten westlich bis<br />

zum Rhein, die Westfalen; im Gebiet der Cherusker, links und rechts der<br />

mittleren Weser, die Engem; östlich davon, zwischen Unstrut, EIbe und<br />

Lüneburger Heide, die Ostfalen. Ihre Abgrenzung gegen die Engern ist umstritten.<br />

Die einen nehmen die Leine, die anderen die Oker an. In der östlichen<br />

Hälfte von Ostfalen wohnen zum großen Teil Thüringer, in der westlichen<br />

Hälfte überwiegt die Bevölkerung cheruskisch-sächsischen Stammes.<br />

Durch die fränkische Gauverfassung werden die einzelnen StammesherzogtUrner<br />

zerlegt. Von den Gauen Ostfalens nennen wir, als zu unserem Gebiet<br />

gehörig: Astfalon, westlich der Oker; Flutwidde, ein Untergau, der im N.<br />

westlich der Oker keilförmig in unser Gebiet hereinragt; östlich der Oker,<br />

der Derlingau, dem sich außerhalb des zu untersuchenden Gebietes weiter<br />

östlich der Nordthuringau anschließt. Mit der so auf der Oker festgelegten<br />

(,augrenze wird die Trennungslinie der Bistümer Hildesheim und lIalberstadt<br />

zusammengelegt. Unter den sächsischen Kaisern wird vorübergehend<br />

lIas alte Stammesherzogtum wiederhergestellt. Durch die Belehnung<br />

Bermann Billungs hört das sächsische Stammesherzogtum auf, an seine<br />

Stelle treten neben den Herzog gebtliche Herren und Grafen. Im N.:<br />

die Billunger und die' Grafen von Stade; für den Nordabhang des Harzes<br />

und unser Gebiet: die Brunonen (Gründer der Stadt Braunschweig); deren<br />

westliche Nachbarn: die Gmfen von Northeim; im 0.: die Grafen von Süpplingenuurg;<br />

dazu der geistliche Besitz der Bistümer Hildesheim und Halberstadt.<br />

Diese einzelnen Grafschaften werden durch Heirat und Erbteilung zusammengefaßt<br />

und zerteilt. Den Nutzen von der Schwäche der ewig wechselnden<br />

Herrschaften ziehen die Städte, deren Entwicklung und Selbständigkeit<br />

durch die Herzöge gefördert wird. So hat Heinrich der Löwe BraUll-<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042373<br />

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