Braunschweigisches Jahrbuch 3. Folge, Bd 4 - Digitale Bibliothek ...
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Die verkehrspolitische Stellung der Stadt Braunschweig wird aber<br />
darüber hinaus noch eine weitere Stärkung durch die fortschreitende Industrialisierung<br />
des Raumes um Braun:5chweig und die damit zusammenhängenden<br />
Planungen der deutschen Reichsbahn erfahren. Nach Ausführung aller<br />
die8er Verkehrsplanungen wird die Stadt Braunschweig aus ihrer "AschenbrödelsteIlung"<br />
herausgelangen und einer ähnlichen wirtschaftlichen Blüte<br />
entgegengehen können, wie sie einst zur Zeit der Hanse auf Grund der natürlichen<br />
Verkehrslage entstanden war.<br />
Inwieweit diese neue Verkehrserschließung einen spürbaren Einfluß auf<br />
die sprachlichen Verhältnisse und insbesondere auf die Haltung der Bevölkerung<br />
zur Mundart ausüben wird, läßt sich noch nicht voraussehen. Unzweifelhaft<br />
werden dagegen die neuen Industriesiedlungen die sprachlichen<br />
Verhältnisse des Raumes stark beeinflussen. Die Industrie zieht einen starken<br />
Bevölkerungsstroll VOll 'Werktätigen und deren Familien aus den verschiedensten<br />
Gauen des Reiches in den Großwirtschaftsraum um Braunschweig.<br />
Dort werden sie sich mit der alteingesessenen Bevölkerung der Dörfer ver- .<br />
mischen und sehr wesentlich zur Herausbildung einer neuen Umgangssprache<br />
beitragen.<br />
Die sich aus diesen Vorgängen ergebenden sprachwissenschaftlichen<br />
Probleme werden laufend durch das Deutsche Spracharchiv, Kaiser-Wilhelm<br />
Institut für Phonometrie in Braunschweig beobachtet, erforscht und beschrieben<br />
werden. In der vorliegenden Arbeit, die im wesentliehen vor dem Beginn<br />
des neuen Industrieaufbaues abgeschlossen wurde, konnte auf diese<br />
neuen Verhältnisse in ihren sprachlichen Auswirkungen naturgemäß noch<br />
nicht eingegangen werden.<br />
<strong>3.</strong> Die Geschichte des Raumes<br />
In vorgeschichtlicher Zeit erweist sich das IIarzvorland als ein Staubecken,<br />
dessen Ränder im S. der Harz, im SW. die Höhenzüge zwischen Hil·<br />
desheim und Salzgitter, im N. die Aller und die Moore und Wälder der süd·<br />
lichen Heide bilden, Wie ein Sack ist dies Gebiet im O. dem Einströmen der<br />
Kulturen offen. Die erste dichtere Besiedlung unseres Gebietes beginnt in<br />
der jüngeren Steinzeit von SO. her in den Lößgegenden, während fast gleichzeitig<br />
von NO. her der Kulturkreis der Riesensteingräber bis an die Lößgrenze<br />
vorstößt. Die landschaftliche Grenzlage unseres Raumes schafft so<br />
schon in den Frühzeiten der Besiedlung Kulturgegensätze, deren Ausgleich<br />
und Mischung sich im Staubecken des lIarzvorlandes vollzieht. Nach den<br />
westlichen Glockenbecherläuten aus SO. am Ende der Steinzeit wird in der<br />
Bronzezeit von der Aunjetitzer Kultur (aus SO.) erstmalig die Oker überschritten,<br />
die sich bis dahin als Völkerscheide ausweist. In der jüngeren<br />
Bronzezeit erfolgt wieder ein Einstrom germanischer Völker aus I10lstein<br />
und Mecklenburg (Steinkistengräber). Wohl infolge Klimaverschlechterung<br />
strömen in der Eisenzeit Germanen (mit Haus- und Gesichtsurnen) von N.<br />
ein und drängen alle Völkerschaften über die Oker nach S. zu ab und ziehen<br />
ihnen selbst nach. In dem leeren Raum setzt sich der erste dem Namen<br />
nach bekannte Stamm fest: die Sueben (von der MitteleIbe), die zwischen<br />
Heide, EIbe, Harz und Leine einen in Kultur und Volkstum geschlossenen<br />
Raum schaffen, der in seiner Ausdehnung dem heutigen Landschaftsbegriff<br />
Ostfalen entspricht. Im Gefolge der Sueben kommen germanifwhe Stämme<br />
von der jütischen Halbinsel, die Angeln und Warnen, die als Gründer der<br />
-leben-Orte im südöstlichen Harzvorland gelten. Rechts und links der mitt-<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />
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