<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042373
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig I. Der Raum 1. Die Abgrenzung des untersuchten Gebietes Zum Lande Braunschweig gehören mehrere bis zum IIils und Harz verstreut liegende Gebiete. Das Kernstück besteht aus den Kreisen Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, die nach ihren städtischen Mittelpunkten genannt sind. Unsere mundartliche Untersuchung beschränkt sich auf den Kreis Braunschweig, den größten Teil des Kreises Wolfenbüttel und die der Landesgl'enze zunächst liegenden preußischen Orte der Provinz Hannover: Im Westen sieben Dörfer des Kreises Peine, im Norden 17 Dörfer des Kreises Gifhorn (vergl. die Straßenkarte K. 1, auf der die Landesgrenze als punktierte Linie erscheint). Vom braunschweigischen Kreise Helmstedt sind nur die Rundorte Scheppau und Bornum in unsere Untersuchung einbezogen. 2. Die Landschaft und ihre Wirtschaft Braunschweig, Stadt und Land, haben eine Grenzlage. Die Vorberge des Harzes reichen von Süden her bis an die Stadtflur; von Norden her kommt der Papenteich, ein Moor- und Heideland, das seine Fortsetzung in der Lüneburger Heide findet, bis an Braunschweigs Landesgrenze. Eine Linie, von Osten nach Vvesten in Höhe der Hauptstadt durch unseren Raum gelegt, scheidet leichte Geestböden im Norden von den Lösböden des Südens. Die Güte des Bodens erlaubt eine verhältnismäßig enge Besetzung mit reichen Bauerndörfern, deren Dichte auf den leichteren Böden im Norden etwas auf- . gelockert erscheint. Besonders seit der Jahrhundertwende ist die einst ausgesprochen bäuerliche Eigenart unserer Landschaft durch die immer mehr zunehmende Industrialisierung verändert. In einem Großteil unserer Ortschaften sind zwei Drittel der Bevölkerung Arbeiter. Die Mundart ist unter der Versehiebung des Verhältnisses Bauern-Arbeiter. sehr stark zurückgegangen oder unsicher geworden, denn letztere sind in der Regel keine oder doch nicht typische Mundarttl'äger. Die Arbeiter der Industriemittelpunkte und der verteilt liegenden Zuckerfabriken wohnen zum großen Teil, oft bis zu 20 km entfernt, in ihren Bauerndörfern, an die sie eine kleine Ackerwirtschaft und die billigere dörfliche Lebenshaltung bindet. Diese Verhältnisse stehen der Herausbildung geschlossener Lehens- und Sprachgemeinschaften entgegen. Die Waldgebirge des Elms im 0., der Asse im SO., des Oder-Waldes im S. und der Lichtenberge im SW. umschließen unseren Raum. Die von 0. nach W. verlaufenden Linien der stufenweisen Abdachung Harz-Hügelland -Heide werden von Flußtälern zerschnitten, die, im Harz beginnend, von S. nach N. verlaufen. Von diesen Quellflüssen des Harzes erwähnen wir nur die Oker als ehemalige Verkehrsachse des Landes Braunschweig. Dem heute sehr unscheinbaren Fluß ist kaum mehr anzusehen, daß er bis zum ausgehenden Mittelalter ein verkehrsreicher Wasserweg zwischen Braunschweig über Oker, Aller, Weser mit Bremen und den übrigen Hansestädten des N. war. Alle Versuche der Schiffbarmachung der Oker südlich Braunschweigs sind zur http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042373 7