Vom Duft der großen weiten Welt Vom Duft der großen ... - rheinkiesel
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Natur<br />
Meister <strong>der</strong><br />
Tarnung<br />
Sie gilt als eine unserer seltensten Amphibienarten: die<br />
Wechselkröte. An<strong>der</strong>s als ihre nahen Verwandten wie die<br />
Erdkröte führt sie nicht gerade ein Leben in wohlgeordneten<br />
Verhältnissen: Ihr wird das Wasser abgegraben, <strong>der</strong><br />
Boden unter den Füßen weggezogen und ein stets unsteter<br />
Lebenswandel aufgezwungen, <strong>der</strong> sie zu Wan<strong>der</strong>schaft,<br />
Bescheidenheit und Anpassungsfähigkeit zwingt.<br />
Nomen est Omen: Man könnte<br />
meinen, daß sich die Wechselkröte<br />
mit diesem ständigen Wandel<br />
ihrer Umwelt- und Lebensbedingungen<br />
arrangiert hat. Trotz <strong>der</strong><br />
Strapazen, die sie bewältigen muß,<br />
singt sie im Frühjahr ein fröhlich<br />
klingendes Liedchen, das man<br />
einer Kröte gar nicht zutrauen<br />
würde. Denn <strong>der</strong> Ruf ihrer männlichen<br />
Vertreter ist unvergleichlich:<br />
Kein Amphibiengesang ist so<br />
schön wie <strong>der</strong> unserer heimischen<br />
Wechselkröte. Die Gesangsstrophe<br />
<strong>der</strong> Don Juans besteht aus einem<br />
melodischen, trillernden Ruf, <strong>der</strong><br />
etwa fünf bis 15 Sekunden lang<br />
anhält. Jede Strophe beginnt leise,<br />
steigert sich dann bis zu einem<br />
Maximum, wonach die Darbietung<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger abrupt<br />
endet. Wer diese weittragende<br />
Lautäußerung nicht kennt, wird<br />
wohl kaum auf eine Kröte schließen,<br />
denn die Klangfarbe – ein<br />
hohes Trillern in Sopranlage, das<br />
mit „pür-r-r-r-r …“ umschrieben<br />
wird – erinnert eher an einen<br />
8 Juli 2009<br />
Vogel. Auch manche Grillen, etwa<br />
die kräftige Maulwurfsgrille, klingen<br />
ähnlich. Selbst die nächstverwandte<br />
Art, die Kreuzkröte, singt<br />
vollkommen an<strong>der</strong>s: Sie produziert<br />
ein anhaltendes, tiefes „krakra-kra“<br />
in Baritonlage.<br />
Neben dem schönen Balz- bzw.<br />
Lockruf <strong>der</strong> Wechselkrötenmännchen<br />
besteht das Repertoire <strong>der</strong><br />
Art zudem aus Meckern, Grunzen<br />
und Quieken, was aber nur in bestimmten<br />
Situationen (z. B. Bedrohung<br />
o<strong>der</strong> Paarung) und daher<br />
selten zu hören ist.<br />
Wie viele Tierarten hat die<br />
Wechselkröte es zur Meisterschaft<br />
in punkto Tarnen und Täuschen<br />
gebracht. Ihre beige Grundfarbe<br />
ziert ein unregelmäßiges grünes<br />
Fleckenmuster. Musterung und<br />
Kontrast lösen die Konturen des<br />
Tieres vor seinem Hintergrund<br />
auf. Auf kiesig-sandigem Boden,<br />
wo die Kröte am ehesten anzutreffen<br />
ist, hebt sie sich kaum ab.<br />
Diese Technik <strong>der</strong> Konturauflösung<br />
hat das Militär von <strong>der</strong><br />
Natur übernommen, um Fahrzeuge,<br />
Kleidung und Tarnzelte<br />
Der Umwelt perfekt angepaßte Tarnung: die Wechselkröte<br />
<br />
<br />
gleichermaßen farblich zu gestalten.<br />
Schaut man genau hin, wird<br />
man feststellen, daß die Haut <strong>der</strong><br />
Kröten darüber hinaus noch feine<br />
rote Punkte aufweist. Das erhöht<br />
den Tarneffekt auf sandigem<br />
Boden zusätzlich.<br />
Je nach Geschlecht o<strong>der</strong> Gemütslage<br />
verän<strong>der</strong>t sich die Färbung<br />
<strong>der</strong> Tiere. Während Weibchen die<br />
über eine dunklere und damit<br />
kontrastreichere Fleckung verfügen,<br />
besitzen die Männchen ein<br />
hellgrünes Fleckenmuster. Sind<br />
die Tiere hungrig o<strong>der</strong> krank, ist<br />
ihnen heiß o<strong>der</strong> kalt, ist es hell<br />
o<strong>der</strong> dunkel, verän<strong>der</strong>n sie wie<br />
viele Amphibienarten ihre Farbe.<br />
Damit ist die Wechselkröte die<br />
bunteste <strong>der</strong> einheimischen Krötenarten.<br />
Die Bandbreite und<br />
Fähigkeit zum Farbwechsel, vor<br />
allem <strong>der</strong> Anpassung des Musters