1. Herbert Uerlings (Trier): Stigma Zigeuner. Formen der ... - Reviste
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90 <strong>Herbert</strong> <strong>Uerlings</strong><br />
schen ‚<strong>Zigeuner</strong>‘ machen. Es soll aber auch nicht mehr nur um<br />
das einzelne <strong>Stigma</strong>-Wort ‚<strong>Zigeuner</strong>‘ gehen, son<strong>der</strong>n um den<br />
komplexeren Prozess <strong>der</strong> <strong>Stigma</strong>tisierung: Um eine soziale<br />
Gruppe über 500 Jahre lange auszugrenzen, bedarf es einer<br />
Vielzahl von Geschichten, die einer Gruppe diskreditierende<br />
Eigenschaften zusprechen. In diesem Sinne ist ‚<strong>Zigeuner</strong>‘ ein<br />
komplexes Zeichen, das auf eine Fülle von <strong>Stigma</strong>tisierungsgeschichten<br />
verweist. Bei näherem Hinsehen und stärkerer Systematisierung<br />
zeigt sich dann, dass es vielleicht nur um eine<br />
überschaubare Zahl immer wie<strong>der</strong> variierter Geschichten geht<br />
– und um noch weniger Eigenschaften. Es sind im wesentlichen<br />
drei Eigenschaften: Heidentum, Nomadentum und Asozialität.<br />
Aus ihnen, einzeln o<strong>der</strong> in Kombination, werden seit<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten alle Zuschreibungen und Wertungen entwickelt.<br />
Entsprechend wird im Folgenden unterschieden zwischen religiösen,<br />
soziographischen und ethnischen <strong>Stigma</strong>tisierungen.<br />
Den Kern <strong>der</strong> <strong>Stigma</strong>tisierung bildet, wie gesagt, die Zuschreibung<br />
einer diskreditierenden Eigenschaft. Dabei kommt<br />
es letztlich nicht darauf an, ob diese tatsächlich vorhanden ist<br />
o<strong>der</strong> nicht. Bei <strong>der</strong> Untersuchung von Stigmen ist es deshalb in<br />
<strong>der</strong> Regel wenig sinnvoll (und oft gar nicht möglich), die<br />
Referenz bzw. den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Deshalb nutzt