1. Herbert Uerlings (Trier): Stigma Zigeuner. Formen der ... - Reviste
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<strong>Stigma</strong> <strong>Zigeuner</strong><br />
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Praktiken, ineinan<strong>der</strong>. Erst 1973 wurde dem, nach massiven<br />
Protesten von Betroffenen, ein Ende bereitet.<br />
Die Schweizer Eugenik hatte zur Rassenpolitik des Nationalsozialismus<br />
direkte Verbindungen; so war z.B. das 1933<br />
erlassene "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses"<br />
von Forels Schüler Erich Rüdin wesentlich mitgestaltet worden.<br />
Vor allem aber orientierte sich <strong>der</strong> deutsche Kriminalbiologe<br />
Robert Ritter (1901-1951), Direktor <strong>der</strong> ‚Rassehygienischen<br />
Forschungsstelle’ und führen<strong>der</strong> NS-‚<strong>Zigeuner</strong>forscher’,<br />
an seinen Schweizer Kollegen, insbeson<strong>der</strong>e an<br />
Josef Jörger. Ritter vertrat die Auffassung vom ‚unverän<strong>der</strong>lichen<br />
Erbschicksal’ <strong>der</strong> ‚<strong>Zigeuner</strong>‘ und war mit seinen<br />
rassistischen Studien direkt an <strong>der</strong> NS-Verfolgungspolitik<br />
beteiligt, die bis zu 500.000 europäischen Sinti und Roma das<br />
Leben gekostet hat. Auch in Deutschland gab es diesbezüglich<br />
1945 keine Stunde Null: Ritters Ansichten wurden noch längere<br />
Zeit weiter propagiert. Bis in die siebziger Jahre arbeiteten<br />
außerdem ehemalige Mitarbeiter <strong>der</strong> Rassehygienischen<br />
Forschungsstelle und die Kriminalpolizei mit den ‚<strong>Zigeuner</strong>akten’<br />
weiter – und nicht selten entschieden frühere (Mit-)Täter<br />
über die Entschädigungsansprüche ihrer Opfer.