1. Herbert Uerlings (Trier): Stigma Zigeuner. Formen der ... - Reviste

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1945. Das änderte sich, unter dem Druck der Überlebenden
und ihrer Nachfahren, erst in den 1980er Jahren. Angesichts
der langen Geschichte der religiösen Stigmatisierung wird das
Verhalten der beiden großen Kirchen und ihr Schweigen zum
Mord an ihren Mitgliedern während des Dritten Reichs erklärlich:
Letztlich betrachteten sie die Sinti und Roma offenbar
nicht als ‚ihre’ Gläubigen. Der religiöse Antiziganismus war
eines der dunkelsten Kapitel der Kirchen und seine Aufklärung
steht bis heute deutlich hinter der des kirchlichen Antijudaismus
zurück.
Darüber, ob man den Völkermord an den Juden und den an
den Sinti und Roma, die Shoah und den Porrajmos, vergleichen
kann, wird viel gestritten. Einige Unterschiede sind unübersehbar:
Nicht nur die Größe der Minderheiten und die
Zahl der Opfer, sondern auch die Stellung beider Gruppen in
der und zu der Mehrheitsgesellschaft waren sehr verschieden;
die rassistische Stigmatisierung hat in der NS-Ideologie und -
Praxis unterschiedliche Bedeutungen und Folgen gehabt, Art
und Ausmaß der Verfolgung in den nicht-deutschen europäischen
Ländern waren charakteristisch verschieden u.a.m. Auch
in der Zeit nach 1945 gibt es eine augenfällige Divergenz:
Öffentlicher und staatlicher Antiziganismus haben viel länger