1. Herbert Uerlings (Trier): Stigma Zigeuner. Formen der ... - Reviste

Stigma Zigeuner
glichkeiten des Verhältnisses zwischen ‚Zigeunern‘ und christ-
licher Mehrheitsgesellschaft: die der Inklusion christlicher Pil-
ger und die der Exklusion von Sündern. Beide Möglichkeiten
wurden realisiert. Anfangs scheinen sie sich noch die Waage
gehalten zu haben, durchgesetzt hat sich aber, wenn auch nie
vollständig, sehr schnell die zweite, die der Stigmatisierung.
Die damit verbundenen Erzählungen säen Zweifel an der
Christlichkeit der Neuankömmlinge: Sie werden des Aberglaubens
und der Zauberei beschuldigt, die Bußwallfahrt wird als
Folge eines Rückfalls ins Heidentum gedeutet und es kommen
weitere Attribute hinzu, die die ‚Zigeuner‘ als fremd und anders
markieren. Insbesondere werden sie, schon bei Cornerus,
in eine Reihe mit den ‚Heiden’ und ‚Tataren’ gestellt oder als
solche bezeichnet. Dabei spielt die schwarze Hautfarbe eine
entscheidende Rolle: Sie ist im christlichen Denken der Zeit
unmittelbar mit heidnischer Gesinnung verbunden, wobei im
Hintergrund die Erinnerung an die Mongoleneinfälle und die
kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Islam stehen und
sich mit den Schrecken der Pest, dem als Geißel Gottes empfundenen
‚schwarzen Tod’, verbinden sowie natürlich mit der
symbolischen Bedeutung von Schwarz als Farbe des Teufels.
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