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Brandenburg zu Gast in Schloss Bellevue - Brandenburgisches ...

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7. Taufengel, Dorfkirche<br />

Woltersdorf (Lkr.<br />

Potsdam-Mittelmark),<br />

Anfang 18. Jh.,<br />

L<strong>in</strong>denholz geschnitzt,<br />

mit Resten orig<strong>in</strong>aler<br />

Fassung,<br />

2007 restauriert im<br />

<strong>Brandenburg</strong>ischen<br />

Landesamt für<br />

Denkmalpflege,<br />

Abb. Vor<strong>zu</strong>stand.<br />

DENKMALPFLEGE<br />

IN BRANDENBURG<br />

Grundlegende Aufgabe der<br />

staatlichen Denkmalpflege ist<br />

die Inventarisation. Ihr Ziel ist es,<br />

die schützenswerten Bauten und<br />

Anlagen e<strong>in</strong>er Region flächendeckend<br />

<strong>zu</strong> erfassen, <strong>zu</strong> beschreiben und durch<br />

die notwendige Wert<strong>zu</strong>schreibung <strong>in</strong><br />

ihrer Bedeutung <strong>zu</strong> würdigen. Sie werden<br />

<strong>in</strong> die Denkmalliste e<strong>in</strong>getragen, um ihre<br />

Erhaltung <strong>zu</strong> sichern. Im Rahmen der<br />

allgeme<strong>in</strong>en Landeskunde leisten die<br />

Forschungsergebnisse der Inventarisation auch<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>r Erschließung der<br />

kulturhistorischen, sozialen, politischen und nicht<br />

<strong>zu</strong>letzt ökonomischen Potenziale unserer<br />

Gesellschaft.<br />

Die staatliche Denkmalerfassung hat ihren<br />

Ursprung am Anfang des 19. Jahrhunderts. E<strong>in</strong><br />

Versuch, sie <strong>in</strong> Preußen praktisch <strong>in</strong> die Wege <strong>zu</strong><br />

leiten, war der 1821 ergangene Erlass des<br />

Staatskanzlers und Reformers Karl August Fürst<br />

von Hardenberg an die Oberpräsidenten der<br />

Prov<strong>in</strong>zen, „von den verschiedenen Denkmälern<br />

der Vorzeit … Nachweisungen“ e<strong>in</strong>holen <strong>zu</strong> lassen.<br />

Als erster preußischer Konservator setzte sich ab 1843 Ferd<strong>in</strong>and von<br />

Quast nachhaltig für die Erforschung und Erhaltung des kulturhistorischen<br />

Erbes als Zeugnis geschichtlicher Entwicklungen e<strong>in</strong>. Das erste flächendeckende,<br />

1885 gedruckte Inventar für die Prov<strong>in</strong>z <strong>Brandenburg</strong> verfasste<br />

Rudolf Bergau. Heute werden die Denkmale unter anderem <strong>in</strong> der Reihe<br />

„Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland“ systematisch publiziert,<br />

<strong>in</strong> der das <strong>Brandenburg</strong>ische Landesdenkmalamt seit 1994 bislang zehn<br />

Bände vorlegen konnte.<br />

8. Perleberg<br />

(Lkr. Prignitz),<br />

Großer Markt und<br />

Kirchplatz.<br />

E<strong>in</strong>es der e<strong>in</strong>drucksvollsten<br />

Stadtensembles<br />

<strong>Brandenburg</strong>s, das<br />

geprägt wird von<br />

der Stadtpfarrkirche<br />

St. Jakobi,<br />

dem Rathaus,<br />

der Rolandsfigur und<br />

den teilweise noch<br />

mittelalterlichen<br />

Bürgerhäusern.<br />

9. Boitzenburg (Lkr. Uckermark), <strong>Schloss</strong>anlage, „Unterhaus“.<br />

1740 als Dreiflügelanlage mit Ehrenhof erbaut, 1838–42 von Friedrich A. Stüler neugotisch<br />

überformt und 1881–84 von Carl Dofle<strong>in</strong> im Stil der Neorenaissance neugestaltet. E<strong>in</strong>e<br />

der prächtigsten <strong>Schloss</strong>anlagen <strong>Brandenburg</strong>s, rund 400 Jahre Stammsitz der Familie<br />

von Arnim, Restaurierung und Umbau 1998–2003.<br />

Der vielfältige Denkmalbestand – über 20.000 Boden-, Bau-, Garten-,<br />

technische und bewegliche Denkmale stehen <strong>in</strong>zwischen auf der Landesdenkmalliste<br />

– spiegelt die Geschichte des Landes <strong>Brandenburg</strong> wieder.<br />

Über das Erforschen und Dokumentieren h<strong>in</strong>aus, ist das vorrangige Anliegen<br />

von Denkmalschutz und Denkmalpflege, die Zeugen der Vergangenheit <strong>in</strong><br />

der Vielfalt ihrer Ersche<strong>in</strong>ung und der Vielschichtigkeit ihrer Informationen<br />

<strong>zu</strong> erhalten. Neben der praktischen Denkmalpflege bilden die naturwissenschaftlichen<br />

und restauratorischen Untersuchungen am Objekt e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Bereich. Sie betreffen auch Architekturfarbigkeit, Wandmalerei,<br />

historische Ausstattungen<br />

von Schlössern und<br />

Kirchen mit Gemälden,<br />

Skulpturen, Möbeln und<br />

Altären. Die restauratorische<br />

Bestandserfassung<br />

der „Taufengel <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong>“ zeigt<br />

exemplarisch die<br />

fachlichen Probleme, mit<br />

denen die Denkmalpflege<br />

konfrontiert ist und die für<br />

unser Geme<strong>in</strong>wesen <strong>zu</strong><br />

lösen s<strong>in</strong>d.<br />

10. Potsdam, E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>turm,<br />

erbaut von Erich Mendelsohn<br />

1920/21, restauriert 1997–99.<br />

DAS MESSBILDARCHIV DES<br />

BRANDENBURGISCHEN LANDESAMTES<br />

FÜR DENKMALPFLEGE<br />

Das <strong>Brandenburg</strong>ische Landesamt betreut im Messbildarchiv das Bildarchiv<br />

der Königlich Preußischen Messbildanstalt und ihrer Nachfolgee<strong>in</strong>richtung,<br />

der Staatlichen Bildstelle Berl<strong>in</strong>. Es enthält ca. 100.000 e<strong>in</strong>zigartige<br />

historische Photographien von bestehenden und bereits verlorenen Kunstund<br />

Baudenkmalen im In- und Ausland.<br />

Die namengebenden Messbilder s<strong>in</strong>d der bedeutsamste Teil des Bestandes,<br />

denn aus diesen mit Messkammern (speziellen Photoapparaten mit<br />

W<strong>in</strong>kelmessfunktion) erzeugten Aufnahmen lassen sich Größe, Form und<br />

Lage des photographierten Objekts mathematisch berechnen und<br />

zeichnerisch genau darstellen, auch dann noch, wenn dieses heute stark<br />

verändert oder zerstört ist.<br />

Das Verfahren der Messbildaufnahme und -auswertung (Messbildverfahren<br />

oder Photogrammetrie) geht auf den Architekten Albrecht Meydenbauer<br />

(1834–1921) <strong>zu</strong>rück. 1885 gründete er die Preußische Messbildanstalt <strong>in</strong><br />

staatlichem Auftrag, um die Photogrammetrie als Dokumentationsverfahren<br />

für die Denkmalpflege, für Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen<br />

sowie für Lehre und Forschung,<br />

e<strong>in</strong><strong>zu</strong>führen. Meydenbauers Ziel<br />

war es, diese <strong>in</strong> ihrer Art weltweit<br />

erste E<strong>in</strong>richtung als weltumfassendes<br />

Denkmälerarchiv auf<strong>zu</strong>bauen.<br />

Den bis 1945 geschaffenen<br />

Bestand des Messbildarchivs stellt<br />

das <strong>Brandenburg</strong>ische Landesdenkmalamt<br />

für Forschungen und<br />

Maßnahmen der Denkmalpflege <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung.<br />

11. <strong>Brandenburg</strong> an der Havel,<br />

Aufnahmearbeiten der Preußischen<br />

Messbildanstalt<br />

am Südportal der Kathar<strong>in</strong>enkirche,<br />

l<strong>in</strong>ks Albrecht Meydenbauer, 1895/96.<br />

Titelbild: Chor<strong>in</strong> (Lkr. Barnim), Zisterzienser-Klosterkirche, Westfassade, um 1275 erbaut.<br />

<strong>Brandenburg</strong>isches Landesamt für Denkmalpflege<br />

und Archäologisches Landesmuseum (2008)<br />

Wünsdorfer Platz 4–5<br />

15806 Zossen OT Wünsdorf<br />

www.denkmalpflege.brandenburg.de<br />

Abbildungen: Eberhard Bönisch, Abb. 3, 4, 5<br />

Dieter Möller, Abb. 1, 2, 8, 10, 11 (Repro aus Deutsche Bauzeitung 1906, S. 615)<br />

Roland Schneider, Abb. Titelblatt<br />

Peter Schöneburg, Abb. 6<br />

Reg<strong>in</strong>a Wunder, Abb. 9<br />

Werner Ziems, Abb. 7<br />

<strong>Brandenburg</strong> <strong>zu</strong> <strong>Gast</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Schloss</strong> <strong>Bellevue</strong><br />

Entdeckungen zwischen Oder und Elbe<br />

E<strong>in</strong> Streif<strong>zu</strong>g durch die Denkmallandschaft<br />

mit dem <strong>Brandenburg</strong>ischen Landesamt<br />

für Denkmalpflege und<br />

Archäologischen Landesmuseum


DENKMALLANDSCHAFT BRANDENBURG<br />

Wer <strong>in</strong> der Mark <strong>Brandenburg</strong> reisen will, dem rät der große märkische<br />

Dichter Theodor Fontane <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en „Wanderungen durch die Mark <strong>Brandenburg</strong>“,<br />

diese Reise ruhig <strong>zu</strong> wagen, denn woh<strong>in</strong> er auch käme, könne er<br />

Großartiges entdecken und auf Unbekanntes, kaum Geahntes stoßen.<br />

Das Land zwischen Elbe und Oder mit se<strong>in</strong>er jahrhundertealten Geschichte,<br />

dem Fontane durch se<strong>in</strong>e Schilderungen e<strong>in</strong> literarisches Denkmal gesetzt<br />

hat, birgt auch heute noch für den Reisenden unerwartete Überraschungen.<br />

1. <strong>Schloss</strong> Neuhardenberg (Lkr. Märkisch-Oderland). 1814 erhob Friedrich Wilhelm III.<br />

den preußischen Staatskanzler Karl August Freiherr von Hardenberg <strong>in</strong> den Fürstenstand<br />

und schenkte ihm das Gut Quilitz (heute Neuhardenberg) für se<strong>in</strong>e Verdienste um die<br />

preußischen Reformen. Karl Friedrich Sch<strong>in</strong>kel, der schon am Vorgängerbau beteiligt war,<br />

erweiterte ab 1822 die <strong>Schloss</strong>anlage. Der Landschaftspark wurde nach Plänen von Peter<br />

Joseph Lenné umgestaltet. Im Park bef<strong>in</strong>det sich das älteste Denkmal für Friedrich den<br />

Großen aus dem Jahr 1792.<br />

Im vergangenen Jahr feierten die <strong>Brandenburg</strong>er das 850-jährige<br />

Gründungsjubiläum ihrer Mark. Und doch bezeugen die archäologischen<br />

Funde e<strong>in</strong>e Siedlungsgeschichte, die bis <strong>in</strong> die Ste<strong>in</strong>zeit und die nachfolgende<br />

Bronze- und Eisenzeit reicht. Diese beachtlichen kulturellen H<strong>in</strong>terlassenschaften<br />

werden noch <strong>in</strong> diesem Jahr im Archäologischen Landesmuseum<br />

im restaurierten ehemaligen Dom<strong>in</strong>ikanerkloster St. Pauli der<br />

Stadt <strong>Brandenburg</strong> dauerhaft präsentiert werden.<br />

Es s<strong>in</strong>d im besonderen Maße die Zeugnisse menschlichen Wirkens seit<br />

dem Mittelalter bis <strong>in</strong> die jüngste Vergangenheit, die unsere Kulturlandschaft<br />

prägen. Zu ihnen zählen die <strong>in</strong> Folge des mittelalterlichen Landesausbaus<br />

gegründeten Klöster wie die bedeutenden Anlagen der Zisterzienser <strong>in</strong><br />

Chor<strong>in</strong>, Lehn<strong>in</strong> oder Z<strong>in</strong>na und die „Gründungskirche“ der Mark, der ab 1165<br />

erbaute <strong>Brandenburg</strong>er Dom. Se<strong>in</strong>e Rettung begann im 19. Jahrhundert und<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren durch aufwendige Sicherungs- und<br />

Restaurierungsmaßnahmen erfolgreich fortgesetzt. Auch die von außen<br />

oftmals bescheiden wirkenden Stadt- und Dorfkirchen überraschen <strong>in</strong> ihrem<br />

Inneren durch außergewöhnlich prächtige Ausstattungen. E<strong>in</strong>zigartig für<br />

<strong>Brandenburg</strong> s<strong>in</strong>d die seit dem letzten Jahr wieder e<strong>in</strong>gebauten Glasmalereien<br />

aus dem 14. Jahrhundert <strong>in</strong> der das Stadtbild von Frankfurt (Oder)<br />

beherrschenden St. Marienkirche.<br />

Es ist bezeichnend für die Mark <strong>Brandenburg</strong>, dass das Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

vieler Städte immer noch auf ihre Gründungszeit im 14. und 15. Jahrhundert<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Darunter s<strong>in</strong>d so markante Zeugen e<strong>in</strong>er bedeutenden<br />

Stadtbaukultur wie Gransee, Wittstock oder Perleberg.<br />

Unter den zahlreichen Schlössern und Gärten nehmen die berühmten<br />

Anlagen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Potsdam e<strong>in</strong>e herausragende Stellung e<strong>in</strong>, die durch<br />

ihre Aufnahme <strong>in</strong> die Welterbeliste der UNESCO belegt ist.<br />

Von weit reichender Bedeutung für die Entwicklung des Landes waren die<br />

„Ste<strong>in</strong>-Hardenbergschen Reformen“, deren Auftakt vor 200 Jahren die<br />

Kommunalreform von 1808 bildete. In dem uckermärkischen Dorf Wolfshagen<br />

wurde ihnen mit der Königssäule e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Denkmal gesetzt. Der<br />

preußische Reformer Karl August Fürst von Hardenberg veranlasste <strong>in</strong><br />

Neuhardenberg nicht nur die Neugestaltung von <strong>Schloss</strong> und Park, sondern<br />

auch der ganzen Dorfanlage. Ihm verdanken wir somit e<strong>in</strong> großes Beispiel<br />

bau- und gartenkünstlerischer Leistung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Die Reformen leiteten e<strong>in</strong>e grundlegende Neuordnung des Staates e<strong>in</strong>,<br />

die gerade auch durch den Aufstieg des Bürgertums <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em kulturellen,<br />

wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung im Lande führte.<br />

2. „Königssäule“<br />

<strong>in</strong> Wolfshagen<br />

(Lkr. Uckermark),<br />

Backste<strong>in</strong>obelisk,<br />

errichtet 1834 im<br />

Auftrag des Grafen<br />

Hermann von<br />

Schwer<strong>in</strong> – Denkmal<br />

für die Ste<strong>in</strong>-<br />

Hardenbergschen<br />

Reformen. Sie er<strong>in</strong>nert<br />

auch an den durch<br />

Friedrich Wilhelm III.<br />

beendeten Rechtsstreit<br />

der Familie von<br />

Schwer<strong>in</strong> mit dem<br />

Königshaus.<br />

Bauliche Monumente der Wissenschaft wie der Große Refraktor und der<br />

E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>turm – <strong>in</strong> der Architektur e<strong>in</strong>e Ikone der Klassischen Moderne –<br />

entstanden auf dem Potsdamer Telegrafenberg, der heute wie vor<br />

100 Jahren e<strong>in</strong> herausragendes Zentrum der Geo- und Astrophysik ist.<br />

Die Erfassung, Erforschung und Bewertung der authentischen Zeugnisse<br />

unserer Geschichte und der prägenden Bestandteile der Kulturlandschaft ist<br />

zw<strong>in</strong>gend geboten, um unser kulturelles Erbe auf Dauer schützen, erhalten<br />

und pflegen <strong>zu</strong> können. Se<strong>in</strong>e Bewahrung gehört <strong>zu</strong> den entscheidenden<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ngen für unsere gegenwärtige und künftige Lebensqualität,<br />

auch für den von uns <strong>zu</strong> führenden Dialog mit anderen Kulturen.<br />

ARCHÄOLOGIE IN BRANDENBURG<br />

Im Zusammenhang mit Großbauvorhaben wie dem Ausbau des Flughafens<br />

Berl<strong>in</strong>-Schönefeld und der Überbaggerung von ganzen Dörfern (Horno,<br />

Kausche und Kle<strong>in</strong> Görigk) im Niederlausitzer Braunkohlenrevier wurden<br />

großflächige Ausgrabungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bislang nicht gekannten Ausmaß nötig.<br />

Dem Abbau von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Jahrtausenden gewachsenen Kulturlandschaft fallen<br />

alljährlich 3 bis 4 km² Siedlungen, Bestattungen, Werkplätze und anderes<br />

mehr <strong>zu</strong>m Opfer. Vor der endgültigen Vernichtung werden diese Denkmale<br />

archäologisch dokumentiert. Kont<strong>in</strong>uierliche Prospektionen und Flächengrabungen<br />

gehören deshalb <strong>zu</strong>m Tagesgeschäft der Bodendenkmalpflege.<br />

Ausgrabungen <strong>zu</strong>m Mittelalter<br />

Zu den untersuchten Denkmalen der<br />

slawischen Siedlungsphase gehören die im<br />

8. bis 10. Jahrhundert errichteten Burgen<br />

aus Erdwällen mit Holzgerüst <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong>,<br />

Lenzen, Tornow oder Raddusch.<br />

Neue Erkenntnisse über die Kultur der<br />

slawischen Bevölkerung wurden bei den<br />

umfangreichen Grabungen <strong>in</strong> der Stadt<br />

<strong>Brandenburg</strong> an der Havel gewonnen.<br />

Da<strong>zu</strong> gehören auch die e<strong>in</strong>maligen Funde<br />

e<strong>in</strong>es gesattelten Bronzepferdchens und<br />

e<strong>in</strong>es slawischen Steigbügels mit<br />

Silbere<strong>in</strong>lagen aus Pritzerbe.<br />

Mit den Grabungen werden zahlreiche<br />

neue Erkenntnisse <strong>zu</strong>r Entstehung von<br />

Städten und Dörfern im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

gewonnen. Dabei geben die Untersuchungen<br />

vor allem <strong>zu</strong>m Landesausbau im<br />

13. Jahrhundert Auskunft; Diepensee und<br />

Horno z. B. wurden <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

planmäßig als Angerdörfer angelegt.<br />

3. Horno (Lkr. Spree-Neiße).<br />

Bauforschung und archäologische<br />

Grabungen g<strong>in</strong>gen während der<br />

Untersuchung des durch den Tagebau<br />

überbaggerten Dorfes Hand <strong>in</strong> Hand.<br />

4. Gefäße aus der Gründungsphase Niederlausitzer Dörfer (12./13. Jh.).<br />

Die großen Kannen mit Tülle und Kleeblattmündung lagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dendrochronologisch<br />

auf das Jahr 1199 datierten Kastenbrunnen von Kle<strong>in</strong> Görigk (Lkr. Oberspreewald-Lausitz).<br />

5. Vogelförmige Rassel<br />

(Schwan oder Gans)<br />

aus e<strong>in</strong>em bronzezeitlichen Grab<br />

von Müllrose (Lkr. Oder-Spree),<br />

Keramik, 10./9. Jh. v. Chr.<br />

In der klimatischen Trockenperiode<br />

der ausgehenden<br />

Bronzezeit hatte neben dem<br />

Sonnenrad der Wasservogel<br />

e<strong>in</strong>e große religiöse Bedeutung.<br />

Das Geräusch der Rasseln<br />

er<strong>in</strong>nert an prasselnde<br />

Regentropfen.<br />

Ausgrabungen<br />

<strong>zu</strong>r Bronzezeit<br />

Fast e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrtausende der<br />

<strong>Brandenburg</strong>er Urgeschichte waren<br />

von der Bronzezeit (21. bis 9. Jahrhundert<br />

v. Chr.) geprägt. Die archäologischen<br />

Ausgrabungen und Funde gewähren<br />

uns E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> dieses „Goldene Zeitalter“<br />

mit glänzenden bronzenen Werkzeugen,<br />

Schmuck und Kultgerät. Da es ke<strong>in</strong>e<br />

Lagerstätten für die Rohstoffe Kupfer und<br />

Z<strong>in</strong>n gab, musste Bronze importiert werden.<br />

Das führte neben dem materiellen<br />

zwangsläufig auch <strong>zu</strong>m geistig-kulturellen<br />

Austausch mit anderen Regionen des<br />

bronzezeitlichen Europa.<br />

Mit den Flächengrabungen an den<br />

Braunkohletagebauen der Niederlausitz<br />

werden nicht nur Häuser dieser Zeit<br />

freigelegt, sondern ganze Siedlungen, ja<br />

vollständige Siedlungsgebiete erforscht.<br />

Aufschlussreich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die <strong>in</strong><br />

den freigelegten Brunnen, bis <strong>zu</strong> zwei<br />

Meter tiefen Erdspeichern und vor allem <strong>in</strong> den Gräbern aufgefundenen<br />

Objekte. Gefäße, deren reiche Vielfalt an Formen und Dekor auf e<strong>in</strong>e<br />

hoch entwickelte Töpferkultur schließen lassen, wurden den Toten mit <strong>in</strong>s<br />

Grab gegeben. Mit Hilfe der zahlreichen Grabbeigaben gel<strong>in</strong>gt es<br />

<strong>zu</strong>nehmend, das bronzezeitliche Bestattungszeremoniell <strong>zu</strong> erschließen.<br />

Zu nennen s<strong>in</strong>d auch die kle<strong>in</strong>en Kultwagen, die bisher nur im Flussgebiet<br />

von Oder und Spree gefunden wurden.<br />

6. Welzow-Süd (Lkr. Spree-Neiße) Archäologische Grabungen vor dem Tagebaubagger.

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