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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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manchen Zügen auch Vornehmheit und Großzügigkeit. Und –<br />

abgesehen vom Zwangsaufenthalt auf der ca. 16 km langen Insel –<br />

konnte er so Besuche empfangen, Korrespondenz erledigen,<br />

Kontakt mit den anderen Relegierten der Insel halten. Anders lässt<br />

sich die z. T. genaue Kenntnis der Vorgänge in Rom und im Reich<br />

nicht erklären.<br />

Versand und Verbreitung? „Es spielte keine Rolle, ob die ersten<br />

Christen im Umfeld der Evangelien-Autoren selbst abschrieben,<br />

ob ein Vorleser mehreren Schreibern gleichzeitig diktierte, oder ob<br />

man von Zeit zu Zeit professionelle Kopisten bezahlte.“ 1 Vice<br />

versa gilt das natürlich auch hier! „Von den örtlichen Gemeinden<br />

wurde ein Kopiersystem eingerichtet, das jeden Bedarf erfüllen<br />

konnte. Es ist nicht unvorstellbar, dass die Christen nach Neros<br />

Selbstmord – von Verfolgung verschont – von Zeit zu Zeit auch<br />

öffentlich ihre Schriftrollen und Codices vertrieben.“ 2 Dieser<br />

Empfängersituation entspricht dann auch die des Absenders:<br />

„Angesichts der Möglichkeit, ihren äußeren<br />

Kommunikationsvorgang als den eines von Patmos aus an sieben<br />

Gemeinden in der Asia ergehenden Rundbriefes zu erschließen, ist<br />

sogar ihre tatsächliche, briefliche Versendung möglich und<br />

wahrscheinlich“. 3 Tout d`accord! „In dem sie ihren gesamten<br />

Fortgang zwischen das eröffnende und das abschließende<br />

Briefformular einbettet, behauptet sie für sich als Gesamtwerk<br />

eine briefliche Anlage.“ 4<br />

Was an harter Diskussion bzw. Verurteilung (in den<br />

Sendschreiben als erstem Versandteil) vorkam, konnte leichthin<br />

als „innerjüdische“, zumindest christlich-jüdische<br />

Auseinandersetzung verstanden werden. Ähnliches kannte man<br />

schon, und auch die philosophischen Schulen gingen miteinander<br />

nicht immer zimperlich um. In bestimmten, aus verschiedenen<br />

Gründen interessierten Schichten beachtete, ja beargwöhnte man<br />

vielleicht, bei allmählichem Anwachsen der libelli, Folge, Inhalt<br />

und Absicht mit Anteilnahme, Befremden oder auch Ablehnung.<br />

Wir denken hier an die stoischen Gruppen, die republikanisch<br />

Gesinnten, die tatsächlichen Kaisergegner, aber auch an Juden,<br />

Angehörige von Mysterienreligionen und dann an die Vertreter der<br />

öffentlichen Ordnung, die auch nicht alle gleiches dachten. Da<br />

aber nur bei anonymen libelli der Verfasser und die Verbreiter<br />

amtlichem Zugriff ausgesetzt waren – daher die Namensangabe<br />

von Verfasser und Gemeinde – wurde es erst gefährlich (für alle<br />

1 Thiede S. 314<br />

2 Thiede S. 315<br />

3 Karrer S. 304<br />

4 Karrer S. 16

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