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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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95<br />

gerade die Strafe der Deportation oder Relegation „in insulam“<br />

angewendet wird, ist es nahe liegend anzunehmen, Johannes sei<br />

auf Grund einer Anklage wegen Herstellung (und Verbreitung)<br />

von libelli nach Patmos verbracht worden.<br />

„Dasselbe Verbrechen wurde an honestiores und humiliores<br />

verschieden bestraft.“ 1 Sogar dies war möglich: „Im allgemeinen<br />

wurde die Todesstrafe an Angehörigen der höheren Stände nicht<br />

mehr vollstreckt, man gab ihnen Gelegenheit zur Flucht ins Exil“. 2<br />

Denn „Die Verbannung wurde im letzten Jhdt. der Republik zu<br />

einem Ersatz für die Todesstrafe, da die Beamten verpflichtet<br />

waren [!], einem Verurteilten vor der Hinrichtung Zeit zu geben,<br />

Rom zu verlassen.“ 3 Dann ist auch dies nicht verwunderlich:<br />

„Members of the upper-class orders (honestiores) were usually<br />

given more lenient punishments in the courts than were those from<br />

the lower orders (humiliores) “. 4<br />

Die strengere Form – die deportatio – wurde in Ketten vollzogen,<br />

alles wurde konfisziert, das Bürgerrecht entzogen. Die mildere<br />

Form – die relegatio – hatte keine Vermögenskonfiskation zur<br />

Folge und wurde in der Zuständigkeit des Prokonsuls<br />

entschieden. 5 Gefürchtete Straforte waren z. B. Sardinien und<br />

Wüstenoasen, mildere waren Kreta, Zypern, Rhodos – vielleicht<br />

wegen des milden Klimas auch Patmos. Jedenfalls wegen der<br />

Armseligkeit diente Patmos in der Kaiserzeit als Verbannungsort<br />

nicht. 6<br />

„Patmos was certainly not a deserted island. … An inscription<br />

from the second century A. D. honors Bera, a hydrophore,<br />

‘priestess’ of Artemis and reveals the presence of a cult and<br />

temple of Artemis on Patmos, complete with a public feast … .” 7<br />

Giesen meint, „auf Patmos kann er sich offenbar relativ frei<br />

bewegen.“ 8 Und „In der römischen Kaiserzeit hatte Patmos sich<br />

zum Wohnort einiger, möglicherweise aus politischen Gründen,<br />

verbannter Notabeln entwickelt … . Die Stadt Milet bediente sich<br />

dieser Festung, um den Zugang zu ihrem Hafen zu schützen, und<br />

ließ hier Personen unter Überwachung leben, die in der Stadt<br />

unerwünscht waren.“ 9<br />

„Verbannte wurden weder persönlich schlecht behandelt noch<br />

wurden sie auf der Insel eingesperrt. Innerhalb der engen Grenzen<br />

1 Durant 8, 353, Végh Sp. 1375<br />

2 Christ S. 116<br />

3 Reclams Lexikon der Antike S. 672<br />

4 Aune S. 79 [lenient=nachsichtig]<br />

5 vgl. Végh S. 1375<br />

6 Meyer, Ernst Sp. 549<br />

7 Aune I, 77<br />

8 Giesen S. 84<br />

9 Carrez S. 83

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