06.10.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

fernere Geschichte in einer noch näher zu bestimmenden Weise<br />

schon jetzt mit im Spiel. Dass andererseits die Apokalypse nicht in<br />

einem Zug geschrieben sein kann, dass vielmehr ihre Eigenart auch<br />

durch Beachtung bzw. Einwirkung der geschichtlichen Situation zu<br />

erklären ist, dem obliegt sicher eine berechtigte Grundahnung. Und<br />

dass schließlich, gerade bei der souveränen Weite des<br />

Kosmopoliten Johannes, mit der unbefangenen Benutzung<br />

mannigfachen Materials aus der religiösen Umgebung zu rechnen<br />

ist, macht ja den Charme dieses theologischen Weitdenkers aus.<br />

Riemer, der Thompson zitiert, mag die Reihe derer eröffnen, die<br />

gerade nicht die zeitgeschichtliche Deutung für sachgemäß halten 1 :<br />

„It would be a mistake to interpret the book of Relevation as a<br />

response to Domitian´s supposed excessive claims to divinity or to<br />

a reign of terror at the end of Domitian´s rule.“<br />

Conzelmann/Lindemann 2 schlagen noch den Bogen von der<br />

Zeitgeschichte in eine zeitlos gültige Bedeutung: „Die mythischen<br />

Figuren haben durchaus auch einen eigenen Sinn, der sich nicht im<br />

Zeitgeschichtlichen erschöpft. Man muss fragen, welche<br />

theologische Bedeutung es hat, wenn Zeitereignisse in dieser<br />

Weise, also mythisch, interpretiert werden können.“ Ähnlich<br />

Füssel 3 , wo es heißt: „Es wird also nicht der Ablauf der Geschichte<br />

dargeboten oder irgendwelche Katastrophe vorhergesagt, vielmehr<br />

soll die immerwährende Tiefenstruktur allen geschichtlichen<br />

Geschehens sichtbar gemacht werden.“ 4<br />

Noch deutlicher formuliert es Richard: 5 „Die Eschatologie der<br />

Johannes-Apokalypse ereignet sich grundsätzlich in der Gegenwart<br />

und richtet sich nicht so sehr auf die Wiederkunft Jesu oder auf das<br />

Ende der Welt. Sie ist daher polysemantisch, d. h. sie hat viele<br />

Bedeutungen und steht immer neuen Interpretationen offen.“ Enger<br />

gefasst, aber in ähnlicher Weise meint denn auch Steffen 6 : „Das<br />

Tier aus dem Abgrund hat durchaus aktuelle Bedeutung für jede<br />

christliche Generation.“<br />

Rissi 7 reklamiert die Welt des Gesichtskreises des Sehers, dem<br />

„die traditionelle, einseitige Deutung der Frau auf dem Tier als<br />

Rom mit seinem Kaiserkult nicht gerecht wird: Die politische<br />

widergöttliche Macht ist in der Apokalypse nicht Rom, das<br />

1<br />

Riemer (Thompson Zitat) S. 40<br />

2<br />

Conzelmann/Lindemann S. 320<br />

3<br />

Füssel S. 28<br />

4<br />

Damit wird eine neue, von den bei Böcher aufgelisteten Auslegungsvarianten<br />

unterschiedene erkennbar: die der Aufdeckung prinzipiell bestehender Verhältnisse, gleichsam<br />

einer Grundordnung des Seins!<br />

5<br />

Richard S. 16<br />

6 Steffen S. 168<br />

7 Rissi S. 55 f

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!