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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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Nach diesem rationalen und eleganten Glattbügeln auch andere<br />

Worte. Barclay: „Der Kaiserkult war der Bevölkerung nicht von<br />

oben aufgezwungen worden, sondern ging von der Bevölkerung<br />

aus, allen Bemühungen der ersten Kaiser zum Trotz. Die<br />

Bevölkerung der verschiedenen Provinzen wusste sehr wohl, was<br />

sie Rom zu verdanken hatte. Die Pax Romana war das<br />

großartigste, was der Antike zuteil wurde.“ 1<br />

Seneca liegt daher nicht falsch: „Jener [= der Kaiser] ist nämlich<br />

das Band, durch das das Gemeinwesen zusammengehalten wird.<br />

Er ist der Lebensatem…“ 2 Dazu stimmt dann die „Feststellung,<br />

dass die Beteiligten am Kaiserkult dies nicht auf Grund einer<br />

persönlichen Entscheidung tun müssen, sondern im Rahmen ihrer<br />

Pflichten als Bürger oder Untertan des römischen Imperiums.“ 3 –<br />

Nur: außer den in Schwung kommenden Mysterienreligionen<br />

(inklusive Christentum) wurde keine religiöse Haltung per<br />

Entscheidung gewonnen, sondern durch Geburt und Gewohnheit,<br />

im gesellschaftlichen oder eben im politischen Umfeld<br />

mitgenommen. Es „ist auch [der] Herrscherkult, die<br />

Vergöttlichung des Kaisers und der Kult des Herrscherhauses in<br />

der Kaiserzeit eine ‚natürliche’ Entwicklung. Was sich für antike<br />

Christen wie für die neuzeitliche Religionswissenschaft vor dem<br />

Hintergrund eines christlichen Gottesbildes als Perversion darstellt<br />

– die Vergöttlichung von Menschen –, ist eine integrale<br />

Möglichkeit des römischen Polytheismus.“ 4<br />

Ob nun Loyalitätsveranstaltung mit religiösem Verputz oder<br />

natürliche, politisch sinnvolle Weiterentwicklung, wenn nicht gar<br />

Zuspitzung der polytheistischen Religiosität, so war der<br />

Zusammenprall mit der entstehenden Kirche geradezu tragisch:<br />

„Für die Christen war der Kaiserkult nicht belanglos, weil es einen<br />

Gottesbegriff implizierte, der nicht der ihre sein konnte.“ 5 Aber<br />

eben auch: „Der einzige Gott, auf den sich alle einigen konnten,<br />

war der regierende Herrscher.“ 6<br />

Also ein Streit um Begriffe? Redete man zwanghaft aneinander<br />

vorbei? Waren es zwei Ebenen: die der politischen, religiös<br />

verbrämt, auf der man sich solidarisch erklären sollte, und die des<br />

persönlichen Bekenntnisses, wonach es keinen Herrn und Gott als<br />

den EINEN und seinen einzigen Sohn Jesus Christus gab? Sahen<br />

also die einen nicht die („nur“) politische Zielsetzung und die<br />

andern nicht die begrifflich nötige Reduzierung des als heilig<br />

1<br />

Barclay S. 24<br />

2<br />

Kosch S. 37 (aus der Clementia)<br />

3<br />

Herz S. 120<br />

4<br />

Rüpke S. 85<br />

5<br />

Veyne S. 473<br />

6<br />

Veyne S. 476

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