Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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erfuhren.“ 1 Hier lässt sich trefflich streiten, ob statt „jüdisch“<br />
christlich zu verstehen sei, weil beide Strömungen noch nicht,<br />
jedenfalls für Römer, auseinander zu halten waren. Aber C. Dio<br />
schreibt aus größerem Abstand, er konnte den Unterschied kennen.<br />
Oder aber: dies schon, aber was über 100 Jahre vorher war, wusste<br />
er eben doch nicht. Und was er wusste und eventuell aus<br />
Staatsräson nicht sagte, nicht sagen wollte…?<br />
Durant jedenfalls hat schon Recht, wenn er schreibt 2 „von der<br />
Senatorenpartei, die mit dem Kaiser einen Kampf fast bis zur<br />
gegenseitigen Ausrottung aufgenommen hatte“. Alles hatten sie<br />
denn doch nicht hingenommen damals.<br />
Nun zu den literarischen Gegnern.<br />
7. Kapitel<br />
Die literarischen Gegner<br />
Da ist der aus Prusa stammende, ca. 40 n. Chr. geborene Dion<br />
Cocceianus, genannt Chrysostomus (=Goldmund), der i. J. 82<br />
bereits in die Verbannung geschickt wurde. Rom, ganz Italien und<br />
seine Heimat Bithynien blieben ihm nun verboten. Er zog daher in<br />
der Tracht kynisch-stoischer Prediger, Mantel, langes Haar und<br />
Ranzen, durch die Lande und „hat kein Blatt vor den Mund<br />
genommen… und ruft sogar zum Sturz des Gewaltherrschers<br />
auf.“ 3 Er war der berühmteste Redner seiner Zeit.“ 4 Besonders zog<br />
er in den Ländern um das Schwarze Meer herum, sozusagen in<br />
Rufweite zu seiner Heimat; nie aufgegriffen, hatte er also –<br />
klammheimlich – Sympathisanten? Anzunehmen; denn nach<br />
Domitians Tod tauchte er wieder auf und gewann Zuneigung,<br />
vielleicht sogar Freundschaft bei Nerva und Traian. Ca. 120 ist er<br />
gestorben, der stolz im Rückblick sagen konnte: „Nicht einmal<br />
habe ich den verhassten Tyrannen umschmeichelt.“ 5<br />
Auch Helvidius Priscus d. J. wäre hier noch einmal zu erwähnen,<br />
dessen Drama „Exodium“ (Nachspiel; auch „Ausgang“) leicht auf<br />
Domitians vorübergehende Ehescheidung von Domitia bezogen<br />
werden konnte (und wohl auch sollte).<br />
Epiktetos (ca. 50-135), Stoiker und Philosophielehrer aus<br />
Phrygien, in Rom tätig, wurde 89 aus Italien verbannt. Der<br />
Freigelassene des Epaphroditus betonte in seinen Lehrvorträgen<br />
und Büchern, in denen er sich vorzugsweise an einfache Menschen<br />
1 C. Dio S. 185<br />
2 Durant 8, S. 151<br />
3 Bengtson S. 232<br />
4 Dörrie Sp. 60<br />
5 Dion v. Prusa S. 45, 8