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75 Domitian hatte gesiegt, aber nun vervielfachte sich sein – nunmehr wohl berechtigtes – Misstrauen ins Unerträgliche. 6. Kapitel Das Terror-Regime „Während der neunziger Jahre nahm in einer argen Schreckensherrschaft die Knechtung, selbst des freien Wortes, stark zu.“ 1 „Seit 92 entwickelte sich eine Herrschaft des Terrors.“ 2 „Man wundert sich nicht mehr, wenn der Kaiser von der Senatsaristokratie als Verfolger und Tyrann betrachtet wurde.“ 3 Aber zunächst nahmen Prachtentfaltung und öffentliche Festessen noch einmal zu; prachtvolle Triumphalspiele z. B. wegen des als Sieg dargestellten Kompromissfriedens mit den Dakern, was gleichwohl und immerhin zu einem Vasallenverhältnis dieses Volkes führte. 17-mal Konsul, 22-mal imperatorische Akklamationen, Bengtson konstatiert: „Domitian kannte auch hier weder Maß noch Ziel.“ 4 Am 1. Dezember 90 fand die berühmte Naumachie (Seeschlacht) statt im neugebauten Stadion, das zugleich als Bassin geflutet werden konnte. Kornemann spricht in der Aufzählung der Feste vom „Übermaß der Verschwendung.“ 5 Besonderen Eindruck machte der Beschluss des Senats, ein Riesenreiterstandbild Domitians mitten auf dem Forum zu errichten. 6 Dieses Bronzebild in sechsfacher Lebensgröße wurde im Jahre 91 fertig gestellt und feierlich eingeweiht (Equus Maximus). Domitian ließ auch „der Juppiterstatue auf dem Kapitol seinen eigenen Bildniskopf aufsetzen.“ 7 „Auf einer alexandrinischen Münze derselben Zeit sitzt der Kaiser auf dem Pferd in Gestalt einer Schlange (!), d. h. im Bilde des Gottes Aion [=Zervan; s.u.], der den neuen Äon verkörpert, bringt und beherrscht.“ 8 Bizarr und fast schon absurd die grausame Gegenläufigkeit des Terrors. „Sueton schätzt, dass nicht weniger als 12 Konsuln sich wegen Hochverrats verantworten mussten.“ 9 „Es bildeten sich weit 1 Kornemann S. 230 2 Christ S. 282 3 Bengtson S. 207 4 Bengtson S. 187 5 Kornemann S. 230 6 Stauffer S.168, Bengtson S. 208 7 Stauffer S. 165 – Stauffer irrt: es war Caligula – vgl. Sueton, Caligula S. 22. 8 Stauffer S. 171f 9 Grant, Röm. Kaiser S. 90
76 verzweigte Verschwörungen unter dem stadtrömischen Patriziat, die Einzelheiten sind wenig bekannt…“ 1 Hier nun einige Streiflichter: Noch vor 90 wurde T. Flavius Sabinus getötet, dessen Frau Julia zwischenzeitlich Domitians Mätresse geworden war. Sein Vergehen: vom Herold bei der Ausrufung statt Konsul als Imperator genannt worden zu sein. 2 Auch an L. Aelius Plautius Lamia Aelianus „rächte es sich, dass dessen Frau Domitia Longina er einst entführt, mit ihr gelebt und schließlich geheiratet hatte“. Dessen Vergehen: er hatte mit Witzen sich über diese Gewalttat seinerzeit hinweggetröstet. Todesstrafe – aus. 2 Anno 91 traf es den Mettius Pompusianus, der dadurch Argwohn erregte, dass er eine Weltkarte auf Pergament bei sich trug und ihm durch ein Horoskop der Thron zugesprochen worden sei. Strafe: Verbannung auf die Insel Korsika, wo er dann getötet wurde. Arrecinus Clemens, ein Vertrauter Domitians, zweimaliger Konsul, aber: sein Vater gehörte zu den Verschwörern gegen Caligula. Nun traf es 92/93 auch ihn. Der Neupythagoreer S. Cornelius Salvidienus Orfitus, Konsul im Jahre 93, wurde verdächtigt, weil sein Vater Gegner Neros war; nun wurde er der Verschwörung angeklagt, auf eine Insel verbannt, gleichzeitig mit dem späteren Kaiser Nerva, und dort getötet. Man sieht: Sippenhaft gehört gern zum Repertoire der Diktatoren! Der Sohn des gleichnamigen Stoikers C. Helvidius Priscus, dem Thrasea Paetus nahestehend, strenger Republikaner und schließlich sein Schwiegersohn geworden, Konsul im Jahre 87, wurde, wegen angeblicher Verspottung in einem Stück, 93 zum Tode verurteilt, wobei noch im Senat Hand angelegt wurde, 3 was zu großer Aufregung führte. Herennius Senecio, Stoiker aus Spanien, der eine Biographie des älteren Helvidius Priscus geschrieben hatte, was schon Grund genug zu Verdacht legte, wurde wegen „Impietas“ angeklagt und 93 getötet. 4 Q. Iunius Arulenus Rusticus, wieder ein Stoiker, hatte in einer Lobschrift (libellus) den Thrasea Paetus und den Helvidius Priscus die „redlichsten“ Männer genannt, 5 und damit auf dem Umweg über die Vergangenheit (Neros Zeit) die Gegenwart kritisiert. Der ehemalige Volkstribun und Konsul 92 wurde in einem Musterprozess angeklagt und verurteilt – 94. Dies führte zu einer allgemeinen Philosophenverfolgung(94/95), der zweiten nach der der Jahre 88/89. „Der Terror, der seit 93 in der Hauptstadt herrschte, verschlechterte die Lage Domitians in zunehmendem 1 Bengtson S. 234 2 Sueton, Dom. 10 3 Bengtson S. 233 4 Plinius, epist. 3,11. 7,19 5 Sueton, Dom. S. 10
- Seite 25 und 26: 24 wichtige Rolle spielte. Ein Temp
- Seite 27 und 28: 26 proconsulare“ für 10 Jahre. A
- Seite 29 und 30: 28 und Frömmigkeit ein so enges B
- Seite 31 und 32: 30 die Weltherrschaft der Stadt (=R
- Seite 33 und 34: 32 umspielenden anderen Werken zu s
- Seite 35 und 36: 34 noch: „Stark und wirksam, weil
- Seite 37 und 38: 36 Geliebten Caesars, zusammen, ein
- Seite 39 und 40: 38 gewesen, 1 Barclay sieht in ihm
- Seite 41 und 42: 40 hat, und das will viel sagen. Er
- Seite 43 und 44: 42 Stadtbezirken blieben nur 4 unve
- Seite 45 und 46: 44 unbeweisbar“. In der „Weltge
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- Seite 49 und 50: 48 Zwar hat der IV. Esra (cp 9) in
- Seite 51 und 52: 50 des Todes sarkastisch bemerkt:
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- Seite 55 und 56: 54 Decimus Junius Juvenalis (ca. 67
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- Seite 59 und 60: 58 • die Naumachie, ein Theater f
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- Seite 79 und 80: 78 erfuhren.“ 1 Hier lässt sich
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Domitian hatte gesiegt, aber nun vervielfachte sich sein – nunmehr<br />
wohl berechtigtes – Misstrauen ins Unerträgliche.<br />
6. Kapitel<br />
Das Terror-Regime<br />
„Während der neunziger Jahre nahm in einer argen<br />
Schreckensherrschaft die Knechtung, selbst des freien Wortes,<br />
stark zu.“ 1 „Seit 92 entwickelte sich eine Herrschaft des Terrors.“ 2<br />
„Man wundert sich nicht mehr, wenn der Kaiser von der<br />
Senatsaristokratie als Verfolger und Tyrann betrachtet wurde.“ 3<br />
Aber zunächst nahmen Prachtentfaltung und öffentliche Festessen<br />
noch einmal zu; prachtvolle Triumphalspiele z. B. wegen des als<br />
Sieg dargestellten Kompromissfriedens mit den Dakern, was<br />
gleichwohl und immerhin zu einem Vasallenverhältnis dieses<br />
Volkes führte. 17-mal Konsul, 22-mal imperatorische<br />
Akklamationen, Bengtson konstatiert: „Domitian kannte auch hier<br />
weder Maß noch Ziel.“ 4 Am 1. Dezember 90 fand die berühmte<br />
Naumachie (Seeschlacht) statt im neugebauten Stadion, das<br />
zugleich als Bassin geflutet werden konnte. Kornemann spricht in<br />
der Aufzählung der Feste vom „Übermaß der Verschwendung.“ 5<br />
Besonderen Eindruck machte der Beschluss des Senats, ein<br />
Riesenreiterstandbild Domitians mitten auf dem Forum zu<br />
errichten. 6 Dieses Bronzebild in sechsfacher Lebensgröße wurde<br />
im Jahre 91 fertig gestellt und feierlich eingeweiht (Equus<br />
Maximus). Domitian ließ auch „der Juppiterstatue auf dem Kapitol<br />
seinen eigenen Bildniskopf aufsetzen.“ 7 „Auf einer<br />
alexandrinischen Münze derselben Zeit sitzt der Kaiser auf dem<br />
Pferd in Gestalt einer Schlange (!), d. h. im Bilde des Gottes Aion<br />
[=Zervan; s.u.], der den neuen Äon verkörpert, bringt und<br />
beherrscht.“ 8<br />
Bizarr und fast schon absurd die grausame Gegenläufigkeit des<br />
Terrors. „Sueton schätzt, dass nicht weniger als 12 Konsuln sich<br />
wegen Hochverrats verantworten mussten.“ 9 „Es bildeten sich weit<br />
1 Kornemann S. 230<br />
2 Christ S. 282<br />
3 Bengtson S. 207<br />
4 Bengtson S. 187<br />
5 Kornemann S. 230<br />
6 Stauffer S.168, Bengtson S. 208<br />
7 Stauffer S. 165 – Stauffer irrt: es war Caligula – vgl. Sueton, Caligula S. 22.<br />
8 Stauffer S. 171f<br />
9 Grant, Röm. Kaiser S. 90