Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Domitian das Heil der ganzen Menschheit beruhe.“ 1 Die Protokolle<br />
dieses „antiken Rotary-Clubs“ 2 wurden nicht niedergeschrieben,<br />
sondern in Marmor eingemeißelt. Für die Mitglieder waren seit<br />
Titus besondere Plätze im Colosseum vorgesehen. Bei<br />
Regierungsantritt, Genesung, Rückkehr von Feldzügen und<br />
Geburtstagen des Kaisers trat die Bruderschaft zusammen, über die<br />
festgelegten Feiern am 3. Januar und am dreitägigen Maifest<br />
hinaus.<br />
Hier – in dieser Bruderschaft – ist aber auch das Zusammentreffen<br />
von Kaiserbegeisterung und latenter Opposition festzustellen: bei<br />
der Verschwörung gegen Caligula anno 41 war M. Trebellius<br />
Maximus, ein Stoiker (was äußerst selten war in der<br />
Arvalbruderschaft!), mitbeteiligt. Die Augustusabkömmlinge (vgl.<br />
Stammbaum), die Brüder M. und L. Junius Silanus, wurden durch<br />
Agrippina in den Tod getrieben.<br />
Durch den ersten, der auch Prokonsul der Asia war (54), geht<br />
dadurch eine Spur von Gegnerschaft bzw. traumatischer Beziehung<br />
nach Ephesus. Der Sohn, L. Junius Silanus Torquatus, wurde zum<br />
Gegner Neros. Der Nachkomme eines unter Tiberius getöteten<br />
Julius Marinus, L. Julius Marinus, war Proconsul von Pontus-<br />
Bithynien 89/90 und wurde später empfindlich zurückgesetzt durch<br />
Domitian; sein Sohn wiederum, L. J. Marinus Caecilius Simplex<br />
erfuhr gleiche Behandlung. Dieser war Arvalbruder, übrigens später<br />
unter Traian doch noch Statthalter von Lycia-Pamphylia geworden.<br />
Der Sohn des Proconsuls der Asia, M. Fulvius Gillo (88-90), Q.<br />
Fulvius Gillo, war ebenfalls Arvalbruder seit 91 (übrigens 115/116<br />
auch Proconsul Asiae); er war Gegner des P. Certus, eines<br />
gewissenlosen Einpeitschers Domitians in vielen Scheinprozessen,<br />
insofern auch Gegner des Kaisers. Neros Vater und Großvater<br />
waren Arvalbrüder, aber die Tanten wurden dennoch durch Nero<br />
getötet!<br />
In der Familie Otho (Kaiser 69) war die Mitgliedschaft fast schon<br />
erblich: der Vater des Kaisers, immerhin eines Mitkonkurrenten<br />
bzw. eines Usurpators, war Promagister der Bruderschaft, der<br />
Kaiserbruder, L. Salvius Otho Titianus, ebenfalls, und sein Sohn, L.<br />
S. Otho Cocceianus, ein Priester, wurde von Domitian aus<br />
geringfügigem Anlass getötet. 3 Der Kaiserbruder, unter Vespasian<br />
geschont, war sogar Proconsul Asiae 63/64. Hier liefen also von<br />
Feindschaft und Demütigung getragene Verbindungen.<br />
1 Christ S. 277<br />
2 Ogilvie 28: „Die Priestertümer wurden als gesellschaftliche Auszeichnung betrachtet.“<br />
3 Sueton, Dom. 10