Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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65<br />
dem abschreckenden Gorgonenhaupt, als Symbol der<br />
Weltherrschaft abbilden. 1 „Zeitgenossen nennen Domitian geradezu<br />
den Sohn der Minerva.“ 2 Ebenfalls im gleichen Jahr lässt er sich die<br />
censoria potestas, 85 sogar auf Lebenszeit zuerkennen. Damit hatte<br />
er die entscheidende Gewalt über die Zusammensetzung des Senats<br />
mit dem Recht der adlectio (Senatsergänzung). Ferner wurde ihm<br />
(ähnlich wie bei Caesar – aber das war nun schon ferne<br />
Vergangenheit!) die Begleitung durch 24 Liktoren zugebilligt sowie<br />
das Recht, in der Curia stets im (roten) Triumphalgewand<br />
aufzutreten.<br />
Die Farbe Rot: Wenn Martial 3 begeistert bezeugt: „Von dem<br />
Gesicht strahlte ihm purpurner Glanz“, so ist man verleitet, dies nur<br />
als übersteigertes Lobhudeln anzusehen. Aber Plinius 4 spricht auch<br />
vom „hochroten Gesicht“ (multo rubore suffusa), wobei suffundere<br />
mit rubor verbunden sowohl erröten wie färben bedeuten kann.<br />
Sueton, 5 hier milde gestimmt, schreibt: „Sein Gesicht hatte einen<br />
bescheidenen Ausdruck und war gerötet (vulta modesto ruborisque<br />
pleno – ital. = volto modesto e tutto rosso!), wobei rubor sowohl<br />
mit roter Schminke wie mit Schamröte wiedergegeben werden<br />
kann. Juvenal 6 nennt ihn jedoch hart „jener purpurne Narr“ und<br />
Tacitus 7 meint, es sei „die Röte, womit er sich gegen [!] die Scham<br />
waffnete“. Nimmt man nun sein Kokettieren mit Rot in der<br />
Gewandung 8 und die Vermehrung der Zirkusparteien (Grüne und<br />
Blaue), um zwei weitere (Rote und Goldene), so wird der Bezug auf<br />
ihn in der Apokalypse 9 doch sehr wahrscheinlich, wenngleich in der<br />
ihr eigentümlichen, das Gemeinte umspielenden Weise 10 .<br />
Wie sehr ein grausamer Grundzug immer stärker wurde und nicht<br />
nur als Rundumschlag aus Angst oder tiefstem Misstrauen allein<br />
erklärt werden kann, zeigen die Prozesse gegen Vestalinnen. 11<br />
Diese im Alter von 6 bis 10 Jahren vom Pontifex maximus<br />
ausgewählten sechs Priesterinnen waren zu absoluter Keuschheit<br />
1<br />
Bengtson S. 222<br />
2<br />
Bengtson S. 221<br />
3<br />
Martial, Epigr. VIII/65<br />
4<br />
Plinius, Paneg. 48,4<br />
5<br />
Sueton, Dom. 18<br />
6<br />
Juvenal, Sat. IV, 32<br />
7<br />
Tacitus, Agr. 45<br />
8<br />
Lissner 200: „Immer stand zu seinen Füßen ein Zwerg, ganz in Scharlachrot gewandet“=<br />
Sueton, Dom. 4 wörtlich übernommen!<br />
9<br />
6,4: der Reiter auf dem feuerroten Pferd – ?pp?? p?????<br />
12,3: feuerroter Drache – d????? p?????<br />
17,3: scharlachrotes Tier – ?????? ????????<br />
17,4: Frau, mit Purpur u. Scharlach bekleidet – p??f ????? ?a? ????????<br />
18,16: die Stadt mit Purpur und Scharlach bekleidet – p??f ????? ?a? ????????<br />
10<br />
Schüssler S. 52: „Die polyvalenten Bilder ...rufen Gefühle und Überzeugungen wach, die<br />
nicht eindeutig auf den Begriff gebracht werden können und sollen.“<br />
11<br />
Sueton, Dom. 8 – Plinius, epist. IV, 11