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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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61<br />

Bruders steigerte, ist er nie losgeworden, und sie hat über sein<br />

ganzes Leben einen tiefen Schatten geworfen.“ 1<br />

Im Jahre 69, nach des Vaters Ausrufung zum Kaiser, lediglich<br />

Caesar und Princeps iuventutis geworden, blieb er bis 81 auf dem<br />

Abstellgleis, mit lauter unwesentlichen Ämtern überhäuft<br />

(Sacerdos, Pontifex, mehrmals Consul und Mitglied des Arval-<br />

Kollegiums; s. u.).<br />

Hatten Vater und Bruder unter der spürbaren Begabung doch<br />

schon anderes geahnt? So blieb ihm die private Ebene. Der<br />

künstlerisch und wissenschaftlich interessierte junge Mann hat z. B.<br />

„des Aratos Gedicht über die Sterne besser übersetzt, als dies früher<br />

Cicero und dem Germanicus gelungen war.“ 2<br />

Womöglich schon früh homoerotisch, 3 landete er bald in sexueller<br />

Haltlosigkeit, 4 „Domitia Longina entführte er sogar ihrem Mann<br />

Aelius Lamia und nahm sie selbst zur Frau.“ 5 Später ließ er den so<br />

Betrogenen töten. Seine Nichte Julia, Titus’ Tochter, ihm zur Frau<br />

einst angeboten, wies er zurück, nahm sie jedoch später ihrem<br />

Ehemann Fl. Sabinus weg und machte sie zu seiner Geliebten und<br />

verschuldete ihren Tod, weil er sie zur Abtreibung zwang. 6 Dies<br />

geschah ca. 89. Von Domitia ließ er sich scheiden wegen deren<br />

Verhältnis zu dem Schauspieler Paris. Ihn ließ der Kaiser anno 83<br />

auf offener Straße niedermachen. 7 Später führte er sie aber wieder<br />

auf den ‚Pulvinar’ zurück, den Göttersitz.<br />

Das Pulvinar war das Bett oder auch Kissen beim lectisternium<br />

(Göttermahl); aber auch der Tempel selbst und schließlich die<br />

Kaiserloge im Circus wurden so bezeichnet.<br />

Wir haben ein wenig vorgegriffen. Von Titus zum Mitkaiser und<br />

Nachfolger erklärt (consors et successor), was freilich in der Praxis<br />

nichts zur Folge hatte, wurde er sofort nach dessen Tod, d. h. am<br />

13. September 81, von den Prätorianern zum Imperator ausgerufen,<br />

einen Tag später vom Senat bestätigt. Die Gerüchte, er habe seinen<br />

Bruder, so C. Dio, getötet unter dem Vorwand, sein Leiden zu<br />

erleichtern, 8 wird man auf das Konto „Klatsch“ setzen dürfen. 9<br />

Pohl meint, nach nicht üblem Anfang „müssen ihm die Dinge über<br />

den Kopf gewachsen sein, oder er machte eine unerklärbare<br />

1<br />

Kornemann S. 228<br />

2<br />

Schlosser III, S. 416<br />

3<br />

Sueton, Dom. 1<br />

4<br />

Witschel, S. 99, Kornemann S. 299, Grant, Röm. Kaiser, S. 91, Bengtson S. 184<br />

5<br />

Sueton, Dom. 1<br />

6<br />

Grant, Röm. Kaiser S. 91 u. Stauffer S. 167, Sueton Dom. S. 22<br />

7<br />

Bengtson S. 188 u. Sueton, Anm. S. 473<br />

8 C. Dio S. 167<br />

9 So auch Witschel S. 100

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