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59 doch auch: „Wenn auch Züge von Perversität nicht geleugnet werden sollen.“ Der Neue Pauly enthält sich ganz einer Wertung und schließt seine sachliche Darstellung so: „Für die Christen war Domitian einer der großen Verfolger der Kirche. Dies und die Dominanz der senatorischen Überlieferung haben das Bild Domitians als tyrannus bis ins 20. Jhdt. bestimmt.“ 1 Es lässt sich aber „die Bedeutung des Principats Domitians kaum überschätzen“, meint der ihn positiv beurteilende Karl Christ, 2 während Kornemann schwankt: „Seine Art hatte unleugbar etwas Großzügiges.“ „Er regierte selbstherrlich, aber er regierte – im Anfang wenigstens – gut.“ 3 Dann aber: „Während der Neunziger Jahre nahm in einer argen Schreckensherrschaft die Knechtung, selbst der freien Worte, stark zu.“ 3 Kühner nennt seine „teilweise wahnsinnige Gesetzgebung“, „kalte Berechnung“, „krankhaften Festesrausch“ und „Exzesse“ als Abrundung des Charakterbildes. 4 Grant meint, „vor allem aber war Domitian gefühllos und grausam.“ 5 Abschließend noch Witschel: „Am Ende fällt es sehr schwer, den Kaiser und Menschen Domitian fair zu beurteilen. Er war ohne Zweifel ein äußerst fähiger Herrscher…, der in kritischen, militärischen Situationen eine kühlen Kopf behielt.“ 6 Dann aber erwähnt auch er extremen Geltungsdrang, Misstrauen und Hang zu Einsamkeit, impulsive Handlungen und übertriebene Rigidität. Riemer versucht, Domitian aus der Schusslinie zu nehmen und attestiert lediglich: „Vielleicht neigte der letzte Flavier zu übersteigertem Selbstbewusstsein.“ Schließlich meint sie sogar: „In Domitians Biographie lässt sich nichts finden, was seine Identifizierung als das apokalyptische Tier rechtfertigen würde.“ 7 Stauffer hält sich zurück mit Wertungen, schildert eher die Begleitumstände der Domitianischen Herrschaftsausübung, lässt Münzen und Zeitzeugen zu Worte kommen und streut dann gelegentlich ein: „Domitian hatte das Gesicht eines Henkers“ oder „Verhasst wurde er durch seine autokratischen Manieren und politischen Terrormethoden,“ oder „Für […] Domitian war er [= der neue Hofstil] der adäquate Ausdruck jener arroganten Geringschätzung des kleinen Menschenvolkes und alles Menschlichen überhaupt, die aus seinen späteren Porträts spricht.“ 8 1 Eck, Werner S. 749 2 Christ S.284 3 Kornemann S. 229 4 Kühner S. 25 5 Grant, Röm. Kaiser, S. 91 6 Witschel S. 109 7 Riemer S. 27 8 Stauffer S. 164.172.172f

60 Giesen wiederum befand dagegen sogar: „Es gibt auch keine Steigerung der Verurteilung aufgrund einer Verhaltensänderung“ 1 und „Von einer wachsenden Grausamkeit des Domitian lässt sich somit nicht mehr sprechen.“ [!] 1 Rissi gibt daher zu bedenken: „Es zeichnet sich allerdings gegenwärtig eine Tendenz ab, ihn [= Domitian] allzu sehr weiß zu waschen.“ „Niemand fühlte sich geborgen vor seinen Übergriffen.“ 2 Und für Barclay wiederum vollzog sich mit Domitian ein vollständiger Wandel: „Domitian war ein Unmensch, ein Werkzeug des Teufels.“ 3 Genug. Von der Seite der Theologen her ist der konkrete Domitian nicht so wahrgenommen, wie es die Historiker erarbeitet haben. Mehr oder weniger, Stauffer vielleicht ausgenommen, wirkt die mangelhafte historische Einbettung eben doch so, als ob die Apokalypse im luftleeren Raum entstanden sei und quasi nur durch sich selbst zu interpretieren wäre. 3. Kapitel Der junge Domitian Geboren am 24. Oktober 51, „wurden auch bei Domitian Persönlichkeit und späterer Herrschaftsstil entscheidend durch die Erfahrung vor der Übernahme des Prinzipats geprägt.“ 4 „Seine Knaben- und erste Jünglingszeit soll er in derart beschämender Dürftigkeit verlebt haben, dass er nicht einmal ein einziges Silbergefäß zu seinem Gebrauch hatte.“ 5 „Seine Mutter starb schon bald, und Vespasian nahm daraufhin seine Geliebte Caenis, zu der Domitian offenbar ein recht gespanntes Verhältnis hatte, offiziell in den Haushalt auf.“ 6 Dies alles und die daraus geschlussfolgerte fehlende „geregelte Erziehung“, 7 das können heutige Pädagogik und Verhaltensforschung belegen, war kein guter Start für die dann plötzlich eintretende Versetzung der Familie an die Spitze des Staates. Kornemann stellt denn auch fest: „Der 12 Jahre jüngere Domitian war viel bedeutender als Titus und beklagte sich mit Recht über fortgesetzte Zurücksetzung... Die furchtbare Verbitterung, die sich besonders während der kurzen Regierung des 1 Giesen S. 27 2 Rissi S. 66. 67 3 Barclay S. 27 4 Christ S. 263 5 Sueton, Dom. 1 6 Witschel S. 98 7 Hanslik S. 122

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doch auch: „Wenn auch Züge von Perversität nicht geleugnet<br />

werden sollen.“<br />

Der Neue Pauly enthält sich ganz einer Wertung und schließt seine<br />

sachliche Darstellung so: „Für die Christen war Domitian einer der<br />

großen Verfolger der Kirche. Dies und die Dominanz der<br />

senatorischen Überlieferung haben das Bild Domitians als tyrannus<br />

bis ins 20. Jhdt. bestimmt.“ 1 Es lässt sich aber „die Bedeutung des<br />

Principats Domitians kaum überschätzen“, meint der ihn positiv<br />

beurteilende Karl Christ, 2 während Kornemann schwankt: „Seine<br />

Art hatte unleugbar etwas Großzügiges.“ „Er regierte selbstherrlich,<br />

aber er regierte – im Anfang wenigstens – gut.“ 3 Dann aber:<br />

„Während der Neunziger Jahre nahm in einer argen<br />

Schreckensherrschaft die Knechtung, selbst der freien Worte, stark<br />

zu.“ 3 Kühner nennt seine „teilweise wahnsinnige Gesetzgebung“,<br />

„kalte Berechnung“, „krankhaften Festesrausch“ und „Exzesse“ als<br />

Abrundung des Charakterbildes. 4 Grant meint, „vor allem aber war<br />

Domitian gefühllos und grausam.“ 5<br />

Abschließend noch Witschel: „Am Ende fällt es sehr schwer, den<br />

Kaiser und Menschen Domitian fair zu beurteilen. Er war ohne<br />

Zweifel ein äußerst fähiger Herrscher…, der in kritischen,<br />

militärischen Situationen eine kühlen Kopf behielt.“ 6 Dann aber<br />

erwähnt auch er extremen Geltungsdrang, Misstrauen und Hang zu<br />

Einsamkeit, impulsive Handlungen und übertriebene Rigidität.<br />

Riemer versucht, Domitian aus der Schusslinie zu nehmen und<br />

attestiert lediglich: „Vielleicht neigte der letzte Flavier zu<br />

übersteigertem Selbstbewusstsein.“ Schließlich meint sie sogar: „In<br />

Domitians Biographie lässt sich nichts finden, was seine<br />

Identifizierung als das apokalyptische Tier rechtfertigen würde.“ 7<br />

Stauffer hält sich zurück mit Wertungen, schildert eher die<br />

Begleitumstände der Domitianischen Herrschaftsausübung, lässt<br />

Münzen und Zeitzeugen zu Worte kommen und streut dann<br />

gelegentlich ein: „Domitian hatte das Gesicht eines Henkers“ oder<br />

„Verhasst wurde er durch seine autokratischen Manieren und<br />

politischen Terrormethoden,“ oder „Für […] Domitian war er [= der<br />

neue Hofstil] der adäquate Ausdruck jener arroganten<br />

Geringschätzung des kleinen Menschenvolkes und alles<br />

Menschlichen überhaupt, die aus seinen späteren Porträts spricht.“ 8<br />

1 Eck, Werner S. 749<br />

2 Christ S.284<br />

3 Kornemann S. 229<br />

4 Kühner S. 25<br />

5 Grant, Röm. Kaiser, S. 91<br />

6 Witschel S. 109<br />

7 Riemer S. 27<br />

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