Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man den Schrecken und das<br />
Entsetzen in der alten Welt weithin als ungeheuer bezeichnet.<br />
Ängste, Ahnungen, böse Vorzeichen, Selbstanklagen,<br />
Schuldzuweisungen – alles was Menschen jäh und langandauernd<br />
durchfahren kann, wurde in Gang gesetzt.<br />
Und mitten in diesem Inferno ein Kaiser, der unverzüglich nach<br />
Campanien reist, um zu sehen, zu trösten, zu helfen. Nach<br />
Jahrhunderten wieder wurde in Rom ein Lectisternium veranstaltet,<br />
eine Art Götter-Bewirtung, um die – anscheinend verlorene –<br />
Gnade wiederzuerlangen. 1<br />
Kurz nach diesem Schicksalsschlag brach eine pestartige Seuche<br />
aus, die 2 „schlimmste Pest, die Rom bis dahin erlebt hatte.“<br />
Möglicherweise waren Luft und Wasser durch den Vesuvausbruch<br />
in Mitleidenschaft gezogen worden. 3 Eusebius meint, „an manchen<br />
Tagen seien 10.000 Tote in die Sterbeliste der Stadt Rom<br />
eingetragen worden“, was für Bengtson zu Recht als übertrieben<br />
gilt. 4<br />
Als ob es nicht genug wäre, kam im Jahre 80 der große Brand<br />
Roms dazu. War der unter Nero in jeder Beziehung folgenreicher,<br />
so traf dieser mehr öffentliche Gebäude (die ärmeren Holzquartiere<br />
waren in der Innenstadt ja schon 64 verbrannt!): das Pantheon, das<br />
Diribitorium, der Isistempel, die Thermen des Agrippa, das Theater<br />
des Balbus, die Bibliothek der Octavia, der Tempel des Juppiter<br />
Capitolinus u. a. m. 5 Erstaunlich, dass Titus ausrief: „Ich [!] bin<br />
zugrunde gerichtet“ 6 . Auch bemerkenswert, dass er, so Sueton 6 , den<br />
gesamten Schmuck seiner Paläste zur Wiederherstellung der<br />
Gebäude verwendete und half, wo er konnte mit Geld oder durch<br />
Erbübertragung von Leuten, die keine Erben hatten, an die<br />
Geschädigten.<br />
Genug, sein Wahlspruch: „Keiner, der mit dem Kaiser gesprochen<br />
hat, darf traurig hinweggehen“ 6 war in der Tat gelebt. Wie nur<br />
konnte aber solch ein Kaiser, dessen Clementia, vielleicht in<br />
gesuchter Angleichung, in die Nähe des gereiften Caesar gerückt<br />
werden konnte, in die Reihe der fünf Kaiser, die „gefallen sind“,<br />
Apokalypse 17, 10, geraten?<br />
Der Blickwinkel der Juden, der Judenchristen und schließlich auch<br />
der Christen war durch den Untergang Jerusalems und des Tempels<br />
eingeengt. Dieses Ereignis nahm für sie in der als „letzte Zeit“<br />
1 vgl. Stauffer S. 162<br />
2 Stauffer S. 162<br />
3 das vermerkt C. Dio S. 165<br />
4 Bengtson S. 169<br />
5 siehe bei C. Dio S. 165<br />
6 Sueton, Titus 8