Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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49<br />
sonst tüchtiger Provinzialen. „Die Flavier förderten die Städte und<br />
ergänzten den Senat um Mitglieder, die wie sie der<br />
Munizipalaristokratie entstammten. Die Bevölkerung lebte<br />
[wieder!] in gesicherten Verhältnissen und profitierte von einem<br />
gewissen Wohlstand. Großartige Bauwerke und ein blühendes<br />
literarisches Leben legen noch heute Zeugnis für diese Zeit der<br />
Blüte ab (Juvenal, Martial, Tacitus, Quintilian, [Statius] u. a.).“ 1<br />
Die von Bengtson 2 als Beispiele erwähnten „neuen Männer“ sind<br />
ausnahmslos auch Prokonsuln in der Asia geworden. Obwohl<br />
Vespasian und Titus keine Vorkämpfer im Kaiserkult waren, –<br />
„Vespasian und Titus waren kluge und vernünftige Herrscher und<br />
legten auf den Kaiserkult keinen Nachdruck“ 3 – spielen sie doch in<br />
der Kaiserreihe cp 17 eine Rolle: wegen ihrer Führung im Kampf<br />
gegen den jüdischen Aufstand (66-70), weil dabei der Tempel<br />
zerstört wurde und das jüdische Volk seine bisherige Stellung<br />
einbüßte.<br />
Titus (79-81) muss darüber hinaus besonders erwähnt werden,<br />
weil er die helle Folie ergab, auf der sich dann die dunklere Gestalt<br />
Domitians abzeichnen sollte. Der das Griechische ebenso wie das<br />
Lateinische beherrschte, war in seiner Jugend kein Vorbild. Härte<br />
und Zügellosigkeit wurden ihm vorgeworfen, ja Sueton geht so<br />
weit: „man glaubte und sprach es ganz offen aus, dass er ein zweiter<br />
Nero sei.“ 4 Seine Beziehung zur 10 Jahre älteren Berenike, Tochter<br />
Agrippa I., also Urenkelin des großen Herodes, beendete er aus<br />
Staatsräson bei seinem Regierungsantritt. Womit eine der<br />
erstaunlichsten Lebensänderungen begann: 5 Aus dem<br />
Genussmenschen, 6 Lebemann und Heerführer, der über Leichen<br />
gehen konnte, wurde ein Staatsmann, ein Humanist, ein vielleicht<br />
krankhafter, 7 aber sicherlich gewinnender Mensch.<br />
„Seine Regierung war eine einzige Orgie von Munifizenz und<br />
Gütigkeit.“ 8 Die Majestätsprozesse wurden verboten,<br />
Denunziantentum bekämpft, kein einziges Todesurteil soll er<br />
unterschrieben haben. Seine Gründung eines Collegiums der<br />
Sodales Flaviales – wodurch (so wieder Bengtson) 9 „wieder<br />
Fürsprecher im Himmel waren“ – war eher ein Akt der Vaterliebe<br />
als ein religiöses Zeugnis. Hatte doch Vespasian bei Herannahen<br />
1<br />
Riemer S. 12<br />
2<br />
Bengtson S. 113<br />
3<br />
Barclay S. 27<br />
4<br />
Sueton, Titus 7<br />
5<br />
C. Dio kommt nicht umhin, S. 158, anzudeuten: „Sein Verhalten kann vielleicht die Folge<br />
einer inneren Wandlung sein.“<br />
6<br />
Bengtson S. 70<br />
7<br />
bei Bengston S. 163 f. und 165 solche Vermutungen.<br />
8 Bengtson S. 165<br />
9 Bengtson S. 161