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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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48<br />

Zwar hat der IV. Esra (cp 9) in einer minutiösen „Erbsenzählerei“<br />

jeden Kaiser und jeden Prätendenten, ob erfolgreich oder nicht,<br />

aufgezählt, 1 aber de facto haben die Ereignisse 68/69 weder religiös<br />

noch politisch Spuren hinterlassen. Und im Osten, wo der<br />

Adressatenkreis der Apokalypse lebte, zumal nicht: dort hat der<br />

spätere Kaiser Vespasian schon vor seiner Kaiserausrufung die<br />

Szene als loyaler Feldherr ausgefüllt.<br />

Eher dienten die römischen Turbulenzen dazu, die Sehnsucht nach<br />

Vergangenem (es waren ja akkurat 100 Jahre ohne Bürgerkrieg<br />

gewesen!) zu verstärken oder den Übergang zu einer neuen Zeit zu<br />

erleichtern, die in etwa mit einem neuen Octavian oder einer neuen<br />

göttlich gewollten Dynastie einsetzte.<br />

So vollzog sich der Zirkus schnell: Galba, der knauserige Greis<br />

(Juli 68 – Januar 69) endete bei einem Aufstand, der Lüstling Otho<br />

(Januar – April 69), der an Nero seine Frau Poppaea Sabina<br />

abgetreten hatte, starb durch eigene Hand beim Kampf um die<br />

Macht, dabei nicht ohne Würde. Der Bürgerkrieg gegen Vitellius,<br />

den Otho vielleicht damit zu beenden suchte, wurde zu einer<br />

Auseinandersetzung zwischen diesem und Vespasian, die Vitellius<br />

(Juli – Dezember 69), der maßlose Fresser, durch eine grausame<br />

Ermordung durch gegnerische Soldaten verlor. So führte der Weg<br />

statt zu einer von manchen erhofften Revitalisierung der Republik<br />

(so bei Galbas Beginn) schließlich auf Umwegen zu der neuen<br />

Dynastie, der gens Flavia, deren Kult letztlich die eingefahrenen<br />

Geleise des Julisch-Claudischen Hauses benutzte.<br />

9. Kapitel<br />

Die beiden ersten Flavier<br />

Vespasian (69-79), von dem jüdischen zum Hellenismus bewusst<br />

konvertierten Präfekten Ägyptens, Ti. Alexander, einem Neffen<br />

Philos von Alexandria, zum Kaiser proklamiert, wurde der<br />

Wiederbringer des Friedens. Der nüchterne, sparsame und witzige<br />

Mann, plebejischer Abkunft aus dem Sabinerland, knüpfte in<br />

manchem bei Augustus an (Respekt vor republikanischen Formen,<br />

Errichtung eines Templum pacis, Zentralisierung der Verwaltung). 2<br />

Der die Astrologen für Scharlatane haltende Vespasian 3 schuf einen<br />

neuen Reichsadel durch Aufnahme erprobter Gefolgsleute oder<br />

1<br />

Hennecke S. 390 und Riessler S. 1284 meinen, das stehe in gewolltem Zusammenhang mit<br />

Dn 10, 1ff.<br />

2<br />

Riemer S. 13 „Die flavischen Maßnahmen hatten eindeutig politische Zielsetzung: die<br />

Zentralisierung des Reiches durch stärkere Einbindung Kleinasiens und umgekehrt die<br />

Sicherung des Einflusses des Reiches in dieser Provinz.“<br />

3<br />

S. bei Bengtson S. 85 – freilich S. 163 ist Bengtson zugleich wieder anderer Meinung!

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