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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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39<br />

Die Kette der Revolten bzw. Verschwörungen gegen das „immer<br />

würdeloser gewordene Regime der Julisch-Claudischen Familie“ 1<br />

setzte sich unter diesem haltlosen Spielball der Hofkamarilla fort.<br />

Schließlich erlag Claudius seiner letzten Frau Agrippina, deren<br />

schrankenloser Ehrgeiz zuvor zwei Ururenkel (vgl. Stammtafel) des<br />

Augustus beiseite geräumt hatte (Gift und erzwungener<br />

Selbstmord), dann den Sohn – Nero – auf den Thron brachte, bevor<br />

sie selbst ihm zum Opfer fiel!<br />

7. Kapitel<br />

Nero – zwischen Rufmord und Verbrechen<br />

Kein Kaiser ist so selbstverständlich als Christenverfolger und so<br />

unwidersprochen als grauenhafter Unmensch gesehen worden wie<br />

er. Sueton, wie immer hart im Urteil, weiß jedoch von einer<br />

Christenverfolgung nichts, Tacitus 2 ist nicht eindeutig dahingehend<br />

zu verstehen. C. Dio übertrifft Sueton oft noch an hemmungslosen<br />

Skandalberichten. Er versteigt sich allen Ernstes 3 zu der<br />

Behauptung, Nero habe schon lange den Wunsch gehegt, bei<br />

Lebzeiten die ganze Stadt und das Reich [!] zu vernichten, was er<br />

dann mit dem Brand zu inszenieren gedachte. Zu allem lässt er ihn<br />

noch 4 zum Dach seines [ja mitverbrannten!] Palastes steigen und<br />

den Untergang Trojas besingen 5 [wo Feuer und Rauchentwicklung<br />

selbst Neros Lungen bezwungen hätten!]. Auch die christlichen<br />

Autoren vor Sulpicius Severus wissen nichts von dieser absurden<br />

Brandstiftung.<br />

Schon von daher ist es sehr merkwürdig, dass die meisten<br />

Kommentare immer wieder auf Nero als den Gegenspieler der<br />

Johanneischen Apokalypse verweisen und in ihm das Tier aus dem<br />

Abgrund erblicken. 6 In der Schilderung des Bühnenbildes und<br />

seiner vorläufigen Komparsen darf daher durchaus ein vorsichtiges<br />

Zurechtrücken der übertriebenen „Bestialisierung“ Neros versucht<br />

werden.<br />

Mommsen meint 7 „es findet sich in seiner Persönlichkeit<br />

schlechterdings kein versöhnlicher Zug. Er ist vielleicht der<br />

nichtswürdigste Kaiser, der je auf dem römischen Thron gesessen<br />

1<br />

Kornemann S. 194<br />

2<br />

Tacitus Annales XV. nennt „Chrestiani“ als Beschuldigte beim Brand Roms (s. Anmerkung<br />

63 u. 65), was durchaus mit einem jüdischen Agitator Chrestus zusammenhängen kann, der<br />

schon bei Claudius von sich reden machte.<br />

3<br />

C. Dio S. 62<br />

4<br />

C. Dio S. 65<br />

5<br />

In Sczienkiewicz „Quo Vadis“ meisterhaft weiterentwickelt!<br />

6<br />

Selbst die Britannica „weiß” „The beast is surely Nero redivivus“.<br />

7 Mommsen S. 199

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