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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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37<br />

Schmeichler und Opportunisten noch verstärkt, Willkür und<br />

Verbrechen hinzu.<br />

Immerhin räumt selbst Sueton, der schärfste Kritiker, ein, Tiberius<br />

habe sich anfänglich „äußerst bescheiden“ verhalten. 1 Er versuchte,<br />

die alten, republikanischen Formen weiter zu beleben, war sparsam,<br />

griff scharf gegen Willkür von Statthaltern durch, so dass ein<br />

moderner Historiker geradezu von einer „segensreichen Regierung“<br />

sprach. 2<br />

In der Entwicklung des Kaiserkults war er retardierend: „Tiberius<br />

hatte ausdrücklich die göttliche Verehrung der Caesaren auf seine<br />

verstorbenen Ahnen Caesar und Augustus beschränkt.“ 3 „In einem<br />

Schreiben an die Stadt Gythion weist er ausdrücklich göttliche<br />

Ehren für sich zurück.“ 4 Er trat für die althergebrachten Kulte ein<br />

und belegte Fernbleiben vom Opfer mit Geldstrafen. Gegen den<br />

Isiskult und gegenüber dem Judentum war er ablehnend. Im Lauf<br />

der Jahre schien er sich verdüstert zu haben, im Zusammenspiel mit<br />

dem Prätroianerpräfekten Seianus (von Anfang bis 31), den er dann<br />

aber stürzen und hinrichten ließ, und auf seinem Alters-<br />

Regierungssitz Capri verluderte er mehr und mehr. 5<br />

Mögen die Berichte Suetons darüber auch übertrieben sein, das<br />

Volk schrie, mit Mutterwitz begabt, nach seinem Tode „Tiberius in<br />

Tiberim“ als Schluss-Ode eines verfehlten Lebens.<br />

Caligula (37-41), von Senat und Prätorianern zum Nachfolger<br />

ausgerufen, begann seine Regierung sozusagen überschwänglich.<br />

„Er erklärte den Senat zum Mitherrscher und versuchte, die<br />

Comitien wiederherzustellen. Die politischen Clubs wurden in Rom<br />

wieder freigegeben und die Steuer Italiens erleichtert. Er ließ es zu,<br />

dass Tiberius verunglimpft wurde und setzte in Judäa, Kommagene,<br />

Pontus und Kilikien wieder Könige als erbliche Statthalter ein. Die<br />

von Tiberius erhobenen Einnahmen wurden sogar zurückgezahlt.“ 6<br />

Auch später spielten phantastische, ja geradezu verrückte Pläne<br />

eine große Rolle. Seine bis ins Perverse sich steigernde Art,<br />

Symptom der Unreife jeglicher Verantwortung gegenüber, wurde<br />

ermöglicht durch die „elend-servile Haltung des Publikums.“ 7<br />

(Einzelheiten bei Sueton nachzustaunen!)<br />

Er nennt dieses verzogene Kind einen „verrückten Wüterich“, 8<br />

Mommsen meint, er sei „halb wahnsinnig, halb blödsinnig“<br />

1 Sueton, Tib S. 26<br />

2 Kornemann S. 181<br />

3 Bousset S. 137<br />

4 Barclay S. 26<br />

5 Auch die lex crimen laesae maiestatis wurde wieder eingeführt!<br />

6 Mommsen S. 175<br />

7 Mommsen S. 178<br />

8 Sueton, Cal 56

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