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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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36<br />

Geliebten Caesars, zusammen, einer eiskalt berechnenden<br />

Herrscherpersönlichkeit, deren Charme und Zauber er sich nicht<br />

entziehen konnte und wollte. Mit ihr als „Isis“ führte er eine Art<br />

Doppelehe, bis er schließlich im Jahre 32 seine eigentliche Frau<br />

verstieß.<br />

Als es 32 auch auf die endgültige Abrechnung zuging, bezog<br />

„Osiris“ 1 mit seiner „Isis“ das Hauptquartier wieder in Ephesus,<br />

was also seine zeitweilige Residenz war, und wo Kleopatra als<br />

Herrscherin anerkannt wurde. Seinen Kindern Alexander Helios<br />

und Kleopatra Selene (Tag und Nacht also erleuchtete die Familie<br />

die Welt!) und Ptolemaios XVI. hatte er schon Teile des Reiches<br />

vermacht und trat selber nur noch in ptolemäischen Gewändern auf.<br />

Der schon den Parthern und Armeniern 36 unterlegene Antonius<br />

verlor bei Actium im Jahr 31 die Entscheidungsschlacht und machte<br />

seinem Leben – nach Meldung vom angeblichen Tode Kleopatras –<br />

selbst ein Ende.<br />

Kornemann urteilt hart: 2 „Er war Caesar an sittlicher<br />

Verworfenheit und Genusssucht überlegen, im Gesamten ein<br />

Abbild Caesars im kleinen“. Mommsen meint – etwas gemäßigter: 3<br />

„Antonius war nicht schlecht und grausam. Er war ein guter<br />

Kamerad, aber nicht hochherzig, ein eher gemeiner Charakter.“<br />

Seine geschichtliche Wirkung 4 tendierte eher gegen Null, er war<br />

ein im Moment glänzender Komet, der schnell verglühte. Ironie der<br />

Geschichte: Nero, über Antonia maior sein Urenkel, bemühte sich –<br />

nicht ohne Erfolg – eine weitere, noch unglücklichere Vorstellung<br />

zu geben!<br />

Augustus’ großes Werk war gelungen – jedenfalls konnten die<br />

Zeitgenossen es so sehen. Aber eine „Kleinigkeit“ fehlte: die<br />

Fortsetzung der so propagierten Familie des einzigartigen Divus. Es<br />

entbehrt nicht der Tragik, wie alle Versuche, einen würdigen<br />

Nachfolger zu finden, sich zerschlugen. (Über die verwickelten<br />

Verwandtschaftsbeziehungen siehe Genealogische Stammtafel im<br />

Anhang.) Es blieb der ungeliebte Tiberius (14-37).<br />

Was mit ihm beginnend nun auf der Bühne des Welttheaters sich<br />

vollzog, war schon eher ein Schauerdrama. Die meisten wollten gar<br />

nicht Kaiser sein oder erreichten es per Zufall und Intrige, fanden<br />

dann Geschmack an der Macht und glitten fast unhaltbar ins<br />

Maßlose. Alle Einzelheiten zu schildern führt zu weit und trägt zum<br />

Thema nichts bei. Schließlich traten, durch gewissenlose<br />

1<br />

Chamoux S. 321, der sich auf Cassius Dio bezieht.<br />

2<br />

Kornemann S. 85<br />

3<br />

Mommsen S. 74<br />

4<br />

Chamoux’ Untertitel „der letzte Herrscher des griechischen Orients“ greift da eher zu hoch.

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