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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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35<br />

Für unsere Aufgabe, Zeit, Absicht und Entstehung der Johannes-<br />

Apokalypse etwas anders zu sehen, ist es daher eigentlich<br />

selbstverständlich: diese Auseinandersetzung musste in der Asia,<br />

dem „Land der Väter“, beginnen. Hier lagen die Nerven blank, hier<br />

schlug das Herz der im Kaiserkult sich bündelnden Religiosität.<br />

Hier aber ist auch davon auszugehen, dass selbst innerrömisch<br />

jegliche Abweichung vom erreichten Augusteischen Kanon<br />

ebenfalls zu Reaktionen führen musste. Was immer an Opposition<br />

noch existierte – aus altrömisch-republikanischem Geist, von<br />

Anhängern der Julischen Dynastie gegenüber anderen Newcomern<br />

(die eben für sie nicht göttlich gewollt sein konnten), von Stoikern,<br />

Epikureern oder ganz einfach von Menschen, die jegliche<br />

Übertreibung, Geschmacklosigkeit oder Arroganz zutiefst<br />

verabscheuten – das alles konnte sich und würde sich – außer in<br />

Rom – besonders in der Asia zu Wort melden.<br />

6. Kapitel<br />

Von der Tragik der Macht<br />

(Neben und nach Augustus)<br />

Ach ja, da war noch Antonius. In der Rückschau wirkt sein Leben<br />

wie das eines perfekten Polit-Clowns. Dabei hatte er zunächst die<br />

meisten Trümpfe in der Hand beim Kampf um Caesars Erbe: 19<br />

Jahre älter als Octavian, war er als tüchtiger Armeeführer fast die<br />

rechte Hand Caesars, lediglich sein Hang zu exzessivem<br />

Genussleben führte zu kurzfristiger Entfremdung. Nach Caesars<br />

Tod riss er bald das Gesetz des Handelns an sich. Der schon vorher<br />

zum flamen Caesaris berufene wirkte wie ein<br />

Testamentsvollstecker, konnte aber, je länger desto weniger, den<br />

zuerst kaum ernst genommenen Octavian übergehen. Im Triumvirat<br />

43, verlängert 37, musste er ihm (und Lepidus) den Westen<br />

überlassen. Nach seinem Sieg über Brutus und Cassius bei Philippi<br />

42, wo noch einmal seine militärische Fähigkeit spürbar wurde,<br />

ging er in den Osten – über Griechenland nach Ephesus, der<br />

zweitgrößten Stadt des römischen Reiches (Alexandria war ja noch<br />

nicht zum Reich gehörig), von wo aus er – als „freudenspendender<br />

und huldreicher Dionysos“ 1 begrüßt – seine Regierungserklärung<br />

vor den Abgesandten der Jonischen Städte vortrug und der Artemis<br />

(Stadtgöttin von Ephesus) ein prunkvolles Opfer darbrachte. Der<br />

„neue Dionysos“ (so offiziell geheißen) mit Oktavia, der Schwester<br />

Octavians, verheiratet, traf mit Kleopatra VII., der ehemaligen<br />

1 „Ephesus feierte ihn nach dem Sieg über die Caesarenmörder als Epiphanie des Gottes<br />

Dionysos (Plut, Ant. 24) und stellte ihn damit eindeutig in die Nachfolge der hellenistischen<br />

Könige.“ Wlosok S. 6

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