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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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umspielenden anderen Werken zu sagen: sie waren „die Bibel“ des<br />

Römischen Reiches. 1<br />

Neben die AT-Propheten treten eben die Sibyllinen, aber auch<br />

einzelne prophetische Gestalten wie Deiphobe (Aen. 6, 35 ff),<br />

Kalchas, Kelaeno (3,211), Phineus (3,212), Proteus (11, 262) oder<br />

der Verfasser der IV. Ekloge. Der Stern von Bethlehem – das Sidus<br />

Julium. Ermordung und Himmelfahrt Caesars – Golgatha und<br />

Himmelfahrt Jesu. Neptun rettet bei Sizilien – Jahwe am<br />

Schilfmeer. Die Pax Romana – der Friede auf Erden. Dem<br />

Rückblick auf Abraham dort entspricht hier der auf Aeneas. Der<br />

Hohe Rat – die Arvalbrüder oder der Senat. Das Grab des Romulus<br />

– das Grab Davids oder das leere Felsengrab. Soter/Heiland – auf<br />

beiden Seiten gängiger Ausdruck für die Heilsfigur. Zehn Plagen in<br />

Ägypten – zehn Jahre trojanischer Krieg – und beides vor dem<br />

Exodus ins gelobte Land!<br />

Keine Parallelisierung also, wohl aber soll dies signalisieren, dass<br />

Ansatzpunkte auch in diesen Schriften vorhanden sind, die man in<br />

ein System bringen könnte, und die – neben den vielen sonstigen<br />

Mythen – gewisse Konkretionen in vergangener Geschichte und<br />

moderner Zeit bereitstellten.<br />

So sieht es Latte: 2 „Seit Vergils IV. Ekloge hatte sich der alte<br />

Gedanke von einer 100jährigen Periode des Geschehens mit<br />

orientalischen Vorstellungen von einem Chiliasmus verbunden, der<br />

Untergang und Erneuerung der bestehenden Welt lehrte. … das war<br />

nicht nur die Sehnsucht der Römer, sondern der ganzen Welt.“<br />

Oder Taeger: 3 „Noch tiefere Inhalte erhalten die Gedanken in der<br />

Aeneis… bis zu dem jungen Caesar [=Augustus!] als dem Retter<br />

der Ökumene.“<br />

Bei Antonie Wlosok kann man lesen: „Bei Caesar und Augustus<br />

war man [=im Osten des Reichs] dazu übergegangen, sie als<br />

Erscheinungen eines Gottes und als universale Heilande zu<br />

proklamieren.“ „Das häufigste Motiv solcher Ehrungen ist…<br />

Dankbarkeit für empfangene Wohltaten oder erfahrene Rettung.“<br />

„Augustus erschien weithin als der vom Himmel gesandte, lang<br />

ersehnte göttliche Retter.“ [Bei Julian] „kam die römische<br />

Kaiserapotheose …in die Rolle einer Konkurrentin der<br />

Himmelfahrt Christi.“ 4<br />

Weinreich meint, „An den Kaisergott als Sol, an Christus als Sol<br />

invictus und Sol iustitiae [Kirchenlied ‚Sonne der Gerechtigkeit’ im<br />

jetzigen Gesangbuch Nr. 262!] braucht nur einmal erinnert zu<br />

1 Kornemann S. 158: „Die Aeneis ist mit Recht die Bibel des augusteischen Römertums<br />

genannt worden.“<br />

2 Latte S. 298<br />

3 Taeger Bd. 2, S. 164<br />

4 Wlosok S. 42, 43, 44, 52

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