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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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31<br />

Augenblick und schallen wird, solang die Welt im Kreise. (II, 59<br />

f).“ Schon Caesar hat die mythische Heimat seiner Ahnen hoch<br />

geehrt und Ilion privilegiert, 1 was diese Stadt stets bewahren konnte<br />

im Unterschied zu anderen „freien” Städten. Claudius 2 erließ der<br />

„Mutterstadt“, d. h. den Stammvätern und Blutsverwandten, auch<br />

die Stellung von Truppen.<br />

Und die Begeisterung ebbte nicht etwa ab: für die einfachen<br />

Volksschichten im Westen wurde die „Ilias Latina“ geschrieben,<br />

eine ungekonnte Fassung 3 in 1070 Hexametern, von Baebius<br />

Italicus kurz vor 68 n. Chr. verfasst; Valerius Flaccus verfasste<br />

unter Vespasian die „Argonautica“, und Papinius Statius unter<br />

Domitian die „Achilleis“ und die „Thebais“.<br />

Seit Sulla bis Ende des 2. Jhdt. n. Chr. wurden in Rom die<br />

“Trojanischen Spiele” (Troiae lusus) veranstaltet. Vielleicht älteren<br />

Ursprungs, 4 wurden sie auf Troja umgedeutet. Solche Spiele waren<br />

immer religiös gefärbt, einzelnen Göttern gewidmet, daher später<br />

auch konsekrierten Kaisern. An diesen trojanischen Spielen waren<br />

Söhne angesehener Familien ab sechs Jahren zugelassen. Selbst C.<br />

Julius Caesar, geb. 20 v. Chr., Sohn Agrippas, als Nachfolger des<br />

Augustus vorgesehen, nahm im Jahre 13 v. Chr. daran teil.<br />

Nimmt man noch den immer größer werdenden Zustrom von<br />

zumeist griechischen Sklaven nach Rom, dann schließlich sogar<br />

griechischer Männer in den Senat (unter den Flaviern) – es ist<br />

unverkennbar: der Westen des Reiches, siegreich im Militärisch-<br />

Politischen, war längst drauf und dran, griechisch zu werden in<br />

Sprache, Kultur und Religion. Und des Augustus Reform ist<br />

letztlich zu begreifen als Stabilisierung dieser Synthese – einer<br />

Synthese, die ja, als Rückbesinnung auf die eigene Wurzel, nicht<br />

anders konnte als weiter über Troja und die Asia sich griechisch zu<br />

empfinden. 5 Die Römer als die eigentlichen Vollstrecker – als die<br />

„besseren Griechen“ – dessen, was die uneinigen Ost-Griechen<br />

ohne sie nie erreichen konnten!<br />

Wenn Mommsen meint, die Redner Kleinasiens 6 verehrten und<br />

behandelten ihren Homer einigermaßen wie die Rabbiner die Thora,<br />

so ist dies in noch weit größerem Maße von der Aeneis und den sie<br />

1 Tac. Annales XII, S. 58<br />

2 Sueton, Cl. 25, 3<br />

3 Schmalzriedt Sp. 2415: „nicht eben elegant oder geglückt.“<br />

4 Gross, Walter Hatto Sp. 983<br />

5 Welche Faszination vom „Griechischen“ ausgeht, belegt – makaber und dennoch interessant<br />

– ausgerechnet der nordische Hitler am 18. Januar 1942 (in seinen Tischgesprächen): „Wenn<br />

man uns nach unseren Vorfahren fragt, müssen wir immer auf die Griechen hinweisen.“[!]<br />

Picker S. 44<br />

6 Mommsen, S. 260

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