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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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30<br />

die Weltherrschaft der Stadt (=Rom) 3,158 ff, ja selbst des<br />

Augustus Aufstieg zum Himmel und sein Bringen des Goldenen<br />

Zeitalters (6,789 ff) – alles läuft in der Aeneis auf die Gegenwart<br />

zu, in der alles seine Erfüllung findet. Wenn Ende des 8. Gesanges<br />

in der Schlacht von Actium, poetisch verfremdet, aber durchaus<br />

erkennbar, die Götter Italiens gegen die orientalischen Götter<br />

kämpfen, die Italer, von Augustus und Agrippa geführt, gegen<br />

Antonius und die ägyptische Königin (deren Name nicht genannt<br />

wird!) samt dem gesamten Orient kämpfen – dann ist da ein<br />

gewaltiger und umfassender, geschichtstheologischer Entwurf zu<br />

erkennen, in dem die Berufung und Sendung der Römer,<br />

personifiziert im Julischen Geschlecht Caesars, gipfelnd in des<br />

Augustus Person, wie eine confessio vor uns tritt. So erhält die<br />

politische Wende des Jahres 31 ihre gottgewollte Einordnung und<br />

die Neugestaltung des Reiches ebenfalls!<br />

Dass zugleich die Verwurzelung in Troja, d. h. in der Asia, wie die<br />

inzwischen in Gang gekommene Herrscherverehrung und -<br />

konzentrierung mit diesem Neuanfang in unlösbarem<br />

Zusammenhang erscheint, macht die Tiefenwirkung, die Weitsicht<br />

und auch den Charme dieses Werkes aus.<br />

Schon im ersten Jahrhundert n. Chr. und in allen Schulen, die nach<br />

Plinius (nat 9,25) und Sueton (Cal 45,2) selbst in den kleinsten<br />

Gemeinden des Reiches verbreitet waren, 1 zur Pflichtlektüre<br />

genommen, hat die Aeneis mit dem Epikos Kyklos, dem<br />

Sammelbecken altgriechischer Epen rund um Ilion/Troja, die längst<br />

angelegte Begeisterung für die Asia noch weiter angefacht und die<br />

„nostalgische“ Sehnsucht nach dem „Land der Väter“ immer<br />

weiter, und zwar religiös, unterfüttert.<br />

„Die römischen Schulen begannen eine 1900 Jahre währende<br />

Tradition, in dem sie die Aeneis auswendig lernen ließen. Plebejer<br />

und Aristokraten führten sie im Munde, Handwerker und Händler,<br />

Grabmäler und Wandinschriften zitierten sie. Es wurde zum<br />

Brauch, der bis zur Renaissance [!] anhielt, Vergil irgendwo<br />

aufzuschlagen und der ersten Textstelle, auf die das Auge fiel, einen<br />

Rat oder eine Prophezeiung zu entnehmen. Vergils Ruhm wuchs<br />

ständig an, bis er im Mittelalter als Magier und Heiliger galt.<br />

…Und Voltaire, von dem wir ein strengeres Urteil erwartet hätten,<br />

zählt die Aeneis zu den schönsten literarischen Denkmälern, die die<br />

Antike uns hinterlassen hat.“ 2<br />

Nicht zu vergessen, dass Dante in der Divina Commedia ihn<br />

„Maestro“ nennt (III 12) und von ihm, der ihm im Jenseits Führer<br />

und Geleit ist, bekennt „Von dem der Ruhm erschallt im<br />

1 Oppermann Sp 39<br />

2 Durant Bd. 8, S. 71

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