Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Stil, Mut, Absicht und Entstehungsart lassen also einen in<br />
Umrissen erkennbaren Schriftsteller von ganz außergewöhnlicher<br />
Bildung, einfühlsam und konsequent, von höchster<br />
Verantwortungsbereitschaft erkennen.<br />
Bei der Nachzeichnung von Entstehung, Weg und Ergebnis der<br />
Herrscherverehrung, dem – sieht man einmal vom späteren<br />
Neuplatonismus ab – letzten großen religiösen Gebilde der Antike,<br />
mussten manche, gerade in kirchlichen Kreisen einzementiert<br />
wirkende, Ansichten zurechtgerückt werden. Und die realen Fakten<br />
wie Bibliothekswesen und Informationsströme, Gerichts- und<br />
Polizeiwesen, sonst eher beiläufig erwähnt oder großzügig<br />
vernachlässigt, trugen dazu bei, Johannes nicht in den Wolken<br />
religiös überspannter Vorstellungen zu vermuten, sondern in den<br />
Niederungen und Verklammerungen gelebten Alltags seiner Zeit zu<br />
sehen. So konkret sein Widerpart, der Kaiser, so konkret musste<br />
den Umständen nachgespürt werden. Dabei traten weitere<br />
Teilerkenntnisse zutage, die aus anderer Perspektive dann auch in<br />
der vorliegenden Literatur gefunden werden konnten:<br />
„Neben dem Bestreben, überkommenes Traditionsgut zu<br />
verwenden, das sich gegen eine durchsichtige Bearbeitung sperrt,<br />
werden inhaltliche Motive das eigentliche Gewicht haben.“ 1 Daher<br />
findet sich „kein einziges wörtliches Zitat des AT.“ 2 „Der Verfasser<br />
hat [stattdessen] verschiedenartiges, traditionelles Material in<br />
selbständiger Weise verarbeitet,“ bzw. „sehr freizügig<br />
aufgenommen und abgewandelt.“ 3 „Die auffälligen Dubletten<br />
resultieren aus einer bestimmten Technik der Verzahnung von<br />
Quellenstücken.“ 4 „Die Bilder folgen sich oft sprunghaft. Deshalb<br />
kann man das Geschehen mit Lilje am besten mit einem Film<br />
vergleichen. Da pflegt die Handlung zuweilen auch in dramatischer<br />
Bewegung sich zu überstürzen.“ 5 Ja, „Hier war ein Künstler am<br />
Werk, der aus überliefertem Material, an die Tradition gebunden,<br />
doch in künstlerischer Freiheit, gestaltet hat.“ 6 „Nirgends so wie<br />
hier haben wir den Eindruck bis ins Einzelne berechnender, in<br />
taghellem Bewusstsein arbeitender künstlerischer Reflexion.“ 7 „Ein<br />
schriftstellerisches Geschick – ein vollendetes Kunstwerk<br />
schriftstellerischer Komposition.“ 8 Dazu kommt: „eine wenigstens<br />
1<br />
U. B. Müller S. 36<br />
2<br />
Feine-Behm-Kümmel S. 340, 339<br />
3<br />
Roloff S. 21<br />
4<br />
Bergmeier ZNW 84, 88<br />
5<br />
Häring S. 105<br />
6<br />
Kraft S. 14<br />
7<br />
Bousset S. 15f<br />
8<br />
Ketter S. 9f