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23 wurde – beendet? unterbrochen? gesteigert? – durch seine Ermordung am 15. März 44. Was würde nun werden? Konnten die republikanischen Gesinnungstäter den Gang der Geschichte aufhalten? Würden wieder Bürgerkriege die Lande verheeren? Konnte das Riesenreich überhaupt noch einen Weg finden aus dem drohenden Chaos? Einem Chaos, das – wie es schien – nur einer zu bändigen fähig gewesen war? Ein eher beiläufiger Geniestreich Caesars, seine Adoption des Großneffen Octavian, sollte sich als die angemessene Entscheidung und damit Fortsetzung der Reichskonsolidierung erweisen. C. Julius Caesar Octavianus, wie der junge Mann (geb. 63) sich seitdem nannte, wurde anfänglich – nicht zu seinem Schaden! – unterschätzt, Antonius, der magister equitum Caesars, weit höher eingestuft. „Er [=Antonius] war Caesar in sittlicher Verworfenheit und Genusssucht überlegen, im Gesamten [lediglich] ein Abbild Caesars im Kleinen.“ 1 So änderte sich alles schnell. Schon im Juli 44 veranstaltete Octavian die Spiele zu Ehren der Venus, die noch von Caesar geplant waren. Ein Komet, der am Himmel pünktlich erschien, wurde als „Sidus Julium“ oder „Sidus Caesareum“ verstanden. 2 Venus war ja die mythische Ahnmutter des Julischen Geschlechts, in deren Erbfolge – noch himmlisch bestätigt! – Octavian nun öffentlich eintrat. 43 ertrotzte er sich, gestützt auf das Militär, das proprätorische Imperium und wurde, noch nicht 2o Jahre alt (!), Konsul. 3 Ähnlich seinem Adoptivvater und Vorbild reifte auch er erst in seine spätere Größe und Würde hinein. Die Proscriptionen von 43 hinterlassen doch einen entsetzlichen Eindruck. Selbst Mommsen widerspricht sich an diesem Punkt der octavianischen Biographie: „Jetzt kam die Größe Octavians zu Tage. Er wollte die neue Monarchie nicht mit Morden schänden.“ 4 Aber dann: „Es lag den Triumvirn (also auch Octavian!) daran, eine Schreckensherrschaft auszuüben… Ohne Urteil und Recht wurden 17 angesehene Männer – darunter Cicero – hingerichtet.“ 5 Insgesamt, in Fortsetzung des Terrors, wurden ca. 300 Senatoren und 2000 Ritter niedergemacht. 42, am 1. März, meldete sich Antonius wieder zu Wort und setzte mit Octavian die Apotheose Caesars durch, wobei der Rückbezug auf das „Sidus Julium“ eine 1 Kornemann S. 85 2 vgl. Aeneis II, 692 ff, Ogilvie S. 124f 3 Durch eine lex curiata, Mommsen S. 74 siehe Hanslik, Sp. 745 Mommsen S. 87: „Er datierte den Anfang seiner Regierung mit der Übernahme des Konsulates am 19. August 43 .“ (Übrigens starb er am 19. August 14 n.!) 4 Mommsen S. 73 5 Mommsen S. 74

24 wichtige Rolle spielte. Ein Tempel des Divus Julius wurde errichtet, und der erste öffentliche Schritt in Richtung Kaiserkult war getan. Nun war Octavian „Divi filius“ geworden. „Er nannte sich auf offiziellen Dokumenten Divi filius. Erst nach seinem Tode folgte die Konsekration als Staatsgott, als Divus Augustus.“ 1 Nach dem Perusinischen Krieg 41/40, „dem schrecklichsten aller Bürgerkriege“ 2 erfolgte ein weiteres großes Strafgericht im Namen des Mars Ultor(!). Die Wiederannäherung von Antonius und Octavian war nicht von langer Dauer, da Antonius immer mehr Kleopatra verfiel und im Osten immer eigentümlichere Züge annahm (s. u.). Auch Octavian orientierte sich an den Möglichkeiten seiner Karriere, die für ihn im Westen lagen. Aus solchen Erwägungen heiratete er (seine zweite Frau) Scribonia und fand damit eine bessere Position im Senat. Sie war „Schwester des Schwiegervaters von Sextus Pompeius, mit dem Octavian damals Verbindung suchte…. Ihre Ehe fällt in die Jahre 40 und 39.“ 3 Den Titel „Imperator“ führte er ab 38 als Namen, 4 wodurch er ihn als lebenslänglich beanspruchte. Trotz Triumviratsverlängerung – Antonius war mittlerweile doch noch durch Octavia sein Schwager geworden – trieb alles immer mehr auf eine letzte Auseinandersetzung zu. Die Doppelehe des Antonius (mit Kleopatra zusätzlich und offiziell) tat das übrige dazu (36). Die erzwungene Herausgabe des (möglicherweise gefälschten) Testaments durch Octavian, hinterlegt bei den Vestalinnen, führte zu einem (erhofften) Sturm der Entrüstung: der Osten des Reiches schien an die Kinder von Antonius und Kleopatra als Erbgeschenke verschleudert zu werden, der Krieg (nun ein bellum iustum) wurde unvermeidlich. Der Westen, besonders Italien, stellte sich in freiwilligen(?) Treueschwüren hinter Octavian. Freilich: 300 Senatoren gingen zu Antonius nach Ephesus, was damit für kurze Zeit geradezu die Hauptstadt des Ostreiches und Konkurrentin Roms wurde. Bei Actium schenkte Apollo den Sieg über den „neuen Dionysos“, wie sich Antonius neuerdings titulierte. Noch einmal war der Westen eindeutiger Sieger geworden. Noch einmal konnte die Fiktion einer Neubesinnung aus dem Geist altrömisch- 1 Müller S. 258 2 Kornemann S. 95 3 Sueton S.122, Anmerkung 4 Sextus Pompeius, der seinen Vater rehabilitieren wollte, wurde zeitweilig Verbündeter des Antonius, dann wieder Vertragsgenosse des Octavian und endete schließlich erfolglos 35 v. Chr. in Milet nach Gefangennahme. Scribonius, der Bruder der Scribonia, einflussreicher Vermittler zwischen Octavian und Sextus, gehörte einer einflussreichen plebejischen Familie an, die seit dem 3. Jhdt. hohe Ämter innehatte. Vgl. Eder Sp. 54 4 Mommsen S. 95

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wurde – beendet? unterbrochen? gesteigert? – durch seine<br />

Ermordung am 15. März 44.<br />

Was würde nun werden? Konnten die republikanischen<br />

Gesinnungstäter den Gang der Geschichte aufhalten? Würden<br />

wieder Bürgerkriege die Lande verheeren? Konnte das Riesenreich<br />

überhaupt noch einen Weg finden aus dem drohenden Chaos?<br />

Einem Chaos, das – wie es schien – nur einer zu bändigen fähig<br />

gewesen war?<br />

Ein eher beiläufiger Geniestreich Caesars, seine Adoption des<br />

Großneffen Octavian, sollte sich als die angemessene Entscheidung<br />

und damit Fortsetzung der Reichskonsolidierung erweisen.<br />

C. Julius Caesar Octavianus, wie der junge Mann (geb. 63) sich<br />

seitdem nannte, wurde anfänglich – nicht zu seinem Schaden! –<br />

unterschätzt, Antonius, der magister equitum Caesars, weit höher<br />

eingestuft. „Er [=Antonius] war Caesar in sittlicher Verworfenheit<br />

und Genusssucht überlegen, im Gesamten [lediglich] ein Abbild<br />

Caesars im Kleinen.“ 1 So änderte sich alles schnell. Schon im Juli<br />

44 veranstaltete Octavian die Spiele zu Ehren der Venus, die noch<br />

von Caesar geplant waren. Ein Komet, der am Himmel pünktlich<br />

erschien, wurde als „Sidus Julium“ oder „Sidus Caesareum“<br />

verstanden. 2 Venus war ja die mythische Ahnmutter des Julischen<br />

Geschlechts, in deren Erbfolge – noch himmlisch bestätigt! –<br />

Octavian nun öffentlich eintrat. 43 ertrotzte er sich, gestützt auf das<br />

Militär, das proprätorische Imperium und wurde, noch nicht 2o<br />

Jahre alt (!), Konsul. 3 Ähnlich seinem Adoptivvater und Vorbild<br />

reifte auch er erst in seine spätere Größe und Würde hinein. Die<br />

Proscriptionen von 43 hinterlassen doch einen entsetzlichen<br />

Eindruck.<br />

Selbst Mommsen widerspricht sich an diesem Punkt der<br />

octavianischen Biographie: „Jetzt kam die Größe Octavians zu<br />

Tage. Er wollte die neue Monarchie nicht mit Morden schänden.“ 4<br />

Aber dann: „Es lag den Triumvirn (also auch Octavian!) daran, eine<br />

Schreckensherrschaft auszuüben… Ohne Urteil und Recht wurden<br />

17 angesehene Männer – darunter Cicero – hingerichtet.“ 5<br />

Insgesamt, in Fortsetzung des Terrors, wurden ca. 300 Senatoren<br />

und 2000 Ritter niedergemacht. 42, am 1. März, meldete sich<br />

Antonius wieder zu Wort und setzte mit Octavian die Apotheose<br />

Caesars durch, wobei der Rückbezug auf das „Sidus Julium“ eine<br />

1 Kornemann S. 85<br />

2 vgl. Aeneis II, 692 ff, Ogilvie S. 124f<br />

3 Durch eine lex curiata, Mommsen S. 74 siehe Hanslik, Sp. 745<br />

Mommsen S. 87: „Er datierte den Anfang seiner Regierung mit der Übernahme des<br />

Konsulates am 19. August 43 .“ (Übrigens starb er am 19. August 14 n.!)<br />

4 Mommsen S. 73<br />

5 Mommsen S. 74

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