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233 der Siebte, und dann kommt das Ende – d. h., so hätte er zählen können und müssen, wenn ihn nicht ein noch ungenannter Umstand daran gehindert hätte…. Nur in einer kurzen, nach Monaten zählenden Zeitspanne kann diese Weissagung geschrieben worden sein, nämlich zur Zeit Nervas, zwischen der Aufnahme Trajans in die Mitregentschaft und Nervas Tod, d. h. zwischen Sommer 97 und Frühling 98.“ Nun deutet er das Zahlenrätsel von 13,19 auf Nerva. „Die Kaiser, die wirklich gewaltsam umgekommen sind, Cäsar, Caligula, Nero und Domitian, stellen als die Kaiser, die nach göttlichen Ehren strebten, eine geschlossene Reihe dar, die nicht mehr erweiterungsfähig war. Richtig ist, die Kaiser zu zählen, die mit dem Christentum in Konflikt geraten sind.“ Dazu zählt er als ersten Claudius wegen der das Christentum in Mitleidenschaft ziehenden Judenaustreibung. Aber hat Caligula nicht auch das Judenchristentum mit der geplanten Statuenaufstellung getroffen? „Das Ende der domitianischen Verfolgung unter Nerva machte vielen Christen, wie der 1. Clemensbrief zeigt, eine positive Einstellung zum römischen Staat möglich. Soweit konnte der Verfasser der Apokalypse begreiflicherweise nicht gehen; aber dass im Augenblick der Weissagung zwar das sechste Haupt ist, aber nicht das Tier, das musste er zugeben. Dass das Tier [dann] als Achtes kommt, bedeutet, dass… das eigentliche Ende hereinbrechen wird.“ Schließen wir mit Giesen. Nach Aufzählung aller Deutungsunternehmen „deutet… alles auf Domitian hin“ und zwar als Nero redivivus. 1 Bei vielen Untersuchungen fallen Ausdrücke auf wie fiktive Vor- oder Rückdatierung, Interpolation oder mehrere Quellen, Traditionsstücke usw. Das belegt hinlänglich, dass hier eine Schwierigkeit vorliegt, die in der Sache selbst, m. E. eben im Attentat, zu suchen ist. Hier mein Vorschlag: Die fünf Gefallenen: Caligula, Claudius, Nero, Vespasian, Titus, alle Kaiser, die sowohl – in den Augen des Judenchristen Johannes – Verfolger der jungen Kirche waren als auch eines gewaltsamen Todes gestorben sind. Dazu kommt: Alle erlagen der Selbstvergötterung oder wurden konsekriert! Caligula: Geplante Tempelentweihung und Ermordung Claudius: Juden/Christenvertreibung und Vergiftung Nero: „Verfolgung“ als Lückenbüßer und Selbstmord Vespasian: Jüdischer Krieg u. angeblich vergiftet 2 1 Giesen S. 381 2 C. Dio S. 157

234 Titus: Tempeleroberung und angeblich durch Domitian getötet 1 Einer ist da, das ist (noch) Domitian (gewesen). Und nun die „Umschaltung“ auf den Der noch nicht gekommen ist, und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben Das ist (nun) Nerva. Hier verarbeitet er den dann doch schnellen Übergang zum neuen Caesar. Dieser 66jährige kranke Kaiser – dazu gehörte keine große Prophetengabe – hatte keine lange Regierungszeit vor sich 2 . Der achte... ist einer von den Sieben – u. d. h. wie alle zuvor – von ihrer Art – einer wie der andere – Es wird sich streiten lassen, ob eine Einzelperson dann als neue Inkarnation des Tieres gemeint ist oder, „dass es so weitergehen wird“ wie bisher. Wenn letzteres der Fall sein sollte, dann war Johannes in der Tat „weitsichtig“. So ist hier der alte Bousset noch einmal zu zitieren: „Der Apokalyptiker hat freilich nicht vorausgeahnt, dass der Kampf, den er voraussah [!], mehrere 100 Jahre hindurch die Weltgeschichte bestimmen sollte. Er sah [zwar] die Entscheidung und das Ende in dieser Generation. Aber tatsächlich hat er mit seiner Schrift diesen Kampf eingeleitet und weithin bestimmt.“ 3 17. Kapitel Ein anderer Ton - Einmischungen Das wohl schon vor der Endredaktion des 16. Kapitels verfasste Triumphlied über den erhofften Untergang Babylons zeichnet sich überraschenderweise durch Kapitalismuskritik statt der eher erwarteten Herrschafts- und Kriegskritik aus. Diese letzte (außer dem 22. Kapitel) großgestaltete und sich steigernde Szene nimmt dabei langsam den Charakter einer stets gültigen Androhung an. Wann buchstäblich dieses jetzt schon wie vollzogen gerühmte Gericht kommt, bleibt offen. Johannes wendet sich schon damit ab von dem ihn so lange quälenden Gedanken eines Endes zu seiner Zeit. Nicht abgetan ist aber die grundsätzliche Kritik, dargestellt im Gerichtshandeln, an der menschenverherrlichenden Hurerei (= Herrscherverehrung), die teuflisch, weil menschenzerstörend, ist und an dem schier grenzenlosen Reichtum und dem Wohlleben 1 C. Dio S. 167 2 Die ein Jahr nach Regierungsantritt vollzogene Adoption Trajans, immerhin eines loyalen Heerführers unter Domitian, konnte ihn schon in die Nähe „der Sieben“ rücken. 3 Bousset S. 138

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Titus: Tempeleroberung und angeblich durch<br />

Domitian getötet 1<br />

Einer ist da, das ist (noch) Domitian (gewesen).<br />

Und nun die „Umschaltung“ auf den<br />

Der noch nicht gekommen ist, und wenn er kommt, muss er<br />

eine kleine Zeit bleiben<br />

Das ist (nun) Nerva.<br />

Hier verarbeitet er den dann doch schnellen Übergang zum neuen<br />

Caesar. Dieser 66jährige kranke Kaiser – dazu gehörte keine große<br />

Prophetengabe – hatte keine lange Regierungszeit vor sich 2 .<br />

Der achte... ist einer von den Sieben – u. d. h.<br />

wie alle zuvor – von ihrer Art – einer wie der andere –<br />

Es wird sich streiten lassen, ob eine Einzelperson dann als neue<br />

Inkarnation des Tieres gemeint ist oder, „dass es so weitergehen<br />

wird“ wie bisher. Wenn letzteres der Fall sein sollte, dann war<br />

Johannes in der Tat „weitsichtig“. So ist hier der alte Bousset noch<br />

einmal zu zitieren: „Der Apokalyptiker hat freilich nicht<br />

vorausgeahnt, dass der Kampf, den er voraussah [!], mehrere 100<br />

Jahre hindurch die Weltgeschichte bestimmen sollte. Er sah [zwar]<br />

die Entscheidung und das Ende in dieser Generation. Aber<br />

tatsächlich hat er mit seiner Schrift diesen Kampf eingeleitet und<br />

weithin bestimmt.“ 3<br />

17. Kapitel<br />

Ein anderer Ton - Einmischungen<br />

Das wohl schon vor der Endredaktion des 16. Kapitels verfasste<br />

Triumphlied über den erhofften Untergang Babylons zeichnet sich<br />

überraschenderweise durch Kapitalismuskritik statt der eher<br />

erwarteten Herrschafts- und Kriegskritik aus. Diese letzte (außer<br />

dem 22. Kapitel) großgestaltete und sich steigernde Szene nimmt<br />

dabei langsam den Charakter einer stets gültigen Androhung an.<br />

Wann buchstäblich dieses jetzt schon wie vollzogen gerühmte<br />

Gericht kommt, bleibt offen. Johannes wendet sich schon damit ab<br />

von dem ihn so lange quälenden Gedanken eines Endes zu seiner<br />

Zeit.<br />

Nicht abgetan ist aber die grundsätzliche Kritik, dargestellt im<br />

Gerichtshandeln, an der menschenverherrlichenden Hurerei (=<br />

Herrscherverehrung), die teuflisch, weil menschenzerstörend, ist<br />

und an dem schier grenzenlosen Reichtum und dem Wohlleben<br />

1 C. Dio S. 167<br />

2 Die ein Jahr nach Regierungsantritt vollzogene Adoption Trajans, immerhin eines loyalen<br />

Heerführers unter Domitian, konnte ihn schon in die Nähe „der Sieben“ rücken.<br />

3 Bousset S. 138

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