Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Hier geht der Ingrimm über in beinahe buchstäblich homerisches<br />
Gelächter!<br />
15. Kapitel<br />
Das Attentat – und doch kein Ende<br />
Die letzte Folge seiner theologischen „Kommentare“ (=7-Schalen-<br />
Stufe) wird 94/95 herausgegangen sein. Im großen Zusammenhang<br />
der Kapitel 17-20 erscheint nun, sieht man von den<br />
„Sendschreiben“ ab, zum ersten Mal der direkte Hinweis auf<br />
(vermutete und zum kleineren Teil ja auch tatsächliche)<br />
Verfolgungen. Der Ausdruck µ??t?? signalisiert dies in 17,6. Bis<br />
dahin waren es formelhafte und allgemein klingende Bemerkungen:<br />
16,6 Heilige und Propheten – 14,13 Selig, die von nun am Herrn<br />
sterben (werden) – Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum<br />
Tod 12,11.<br />
Nun aber ist es vor aller Augen, „die Frau, betrunken vom Blut der<br />
Heiligen und der Zeugen Jesu“ 17,6, vielleicht steht der Tod von<br />
Clemens und Domitilla dahinter? Und das war anno 95. Die<br />
Ereignisse spitzten sich noch einmal und zwar zum letzten Mal zu:<br />
Domitian zeigte offenbar Verfolgungswahn. Überall Angst und<br />
kaum unterdrückte Ablehnung, wenigstens in den intellektuellen<br />
Schichten. Vielleicht war auch der Informationsfluss hin zu<br />
Johannes seit dem Saturninusaufstand, den er gerade noch<br />
„verdauen“ konnte, so dünn gewesen, dass es zu einer weiteren<br />
Reihe erst nach einer längeren Zeitspanne reichte.<br />
Der nun neu konzipierte Komplex Kapitel 17-20 wurde sicher<br />
nach der Heimkehr 96/97 verfasst und ist Ergebnis besonders<br />
schwieriger Überlegungen und Deutungen. Der erste große<br />
Textzusammenhang ist denn auch nur schwer und auch ohne<br />
gemeinsamen „Nenner“ (wie etwa Siegel oder Posaune) in die bis<br />
dahin übliche Form (der 7er Reihen) gebracht. Diese überraschende<br />
„Formlosigkeit“ spricht für sich; ähnlich dem Kapitel 10, wo er die<br />
Schwierigkeiten in direkter Darstellung brachte, verwendet er hier<br />
die fehlende Struktur, um auf das Besondere hinzuweisen. Und das<br />
Besondere ist: Domitian ist ermordet worden, aber alles ging nicht<br />
nur weiter…, kein Ende, keine kosmische Katastrophe, kein<br />
irgendwie gearteter Zusammenbruch, stattdessen ein wesentlich<br />
geordneteres, gerechteres Staatswesen; ein überraschend<br />
anständiger Kaiser (Nerva). Und die Bevölkerung? Sie folgte, will<br />
man den Berichten glauben, gern der damnatio memoriae!<br />
Was nun? Was hat das zu bedeuten? Doch wohl dies: „das Tier“,<br />
in dem er bisher Domitian sah, sehen musste, ist mehr, muss weiter