Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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206<br />
Gottesdienst wird durch nichts unterbrochen, auch nicht durch die<br />
Gebete der Heiligen.“ 1<br />
Da das Wortumfeld (nach Menge) auch „heimlich“ und „geheim“<br />
enthält, nach Ign Magn 8,2 „Jesus Christus aus dem Schweigen des<br />
Vaters hervorgeht“, ist eher von dem nur aus Gottes<br />
unergründbarem, auch für Johannes unergründbaren, Ratschluss<br />
Gottes auszugehen, dass das Ende ausbleibt; und statt des siebten<br />
Siegels, oder besser: aus ihm heraustretend die 7-Posaunenreihe<br />
anhebt. Eine Verzögerung also, – Müller: „Er muss immer weitere<br />
Gerichtsvisionen einschieben, weil die Manifestationen des Bösen<br />
noch übermächtig sind.“ 2<br />
Jedenfalls geht es um keine psychischen Zustände im Himmel<br />
oder auf der Erde, sondern um eine ahnungsvolle Umschreibung der<br />
Souveränität Gottes. Zugleich dient der Vers natürlich auch<br />
literarisch als Vorbereitung des Unerwarteten – und vielleicht auch<br />
als Selbstkorrektur!<br />
In Rom erklangen in der Tat die Posaunen: die Saecularspiele mit<br />
gewaltiger Prachtentfaltung und noch mehr das wieder belebte<br />
Septimontiale sacrum (7-Hügelfest!), das ja einen ungeheuren<br />
Eindruck hinterlassen sollte – und es auch tat! Seine „Wellen“<br />
mögen bis nach Ephesus gekommen sein. 3<br />
„Es ist das Silentium, das zum Zeremoniell der Triumphspiele<br />
gehört.“ 4 Hier wie dort: Posaunenschall – wir sind im Jahre 88.<br />
Johannes entwirft das Gegenbild zum erfolgsgewohnten und<br />
ruhmsüchtigen Kaiser. Mit einem gewissen Ingrimm stellt er<br />
zusammen, was aus der Erfahrung und der Überzeugung gewonnen<br />
ist. Der Vesuvausbruch leiht Farbe (1. u. 2. Posaune). Übliche<br />
apokalyptische Plagen reihen sich ein (3. u. 4. Posaune). Der V. 13<br />
verrät dabei noch die ehemalige Drei-Wehen-Reihe 5 und lässt dann<br />
den „römischen“ Adler die konkreten römischen Anläufe gegen die<br />
Stadt ankündigen. Schließlich verwendet er aus seiner<br />
„Urapokalypse“ die Eindrücke der damaligen Schrecken beim<br />
Berennen der hl. Stadt (5. u. 6. Posaune).<br />
Gerade bei diesen beiden verarbeiteten Eindrücken zeigt sich die<br />
große Kunst, mit der Johannes AT-Züge und konkrete<br />
Kriegserinnerungen ineinander schiebt und nebenbei manchen<br />
zusätzlichen Seitenhieb versetzt.<br />
Der giftige Hieb eines Skorpionschwanzes spielt auf einen<br />
grausamen Zug in einer grausamen Zeit an: „Dazumal betätigten<br />
1<br />
Kraft S. 132, auch Giesen S. 203<br />
2<br />
Müller S. 38<br />
3<br />
Stauffer S. 168<br />
4<br />
Stauffer S. 203<br />
5<br />
8,13: “weh, weh, weh” – 9,12: „Das erste Wehe ist vorüber …“ – 11,14: „Das zweite Wehe<br />
ist vorüber, siehe das dritte kommt schnell.“