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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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201<br />

die öfter erwähnte Tacitus-Stelle, 1 wonach der Armenierkönig<br />

Tiridates vor Neros Bild sein Diadem niederlegt zum Zeichen<br />

seiner Unterwerfung. 2 „This action signifies both subordination and<br />

homage.“ 3 Alles richtig, aber der scharfe Ton, die Kampfansage,<br />

wird nicht deutlich genug.<br />

Es bleibt erregend: Johannes, der gegenüber der Welt der<br />

Religionen eher verständnisvolle Töne anschlägt, wird unerbittlich<br />

hart, wo Menschen sich anmaßen, Gott zu sein.<br />

Und so rundet er die Szene cp 4,11 ab, in dem der Lobpreis der<br />

vier Wesen und der 24 Ältesten beginnt mit der Anrede ? ?????? ?a?<br />

? ?e?? ?µ? ?; genau die Titulatur (vgl. II/cp 4b) des neuen Gott-<br />

Kaisers Domitian. Wir befinden uns also im Jahre 86.<br />

Karrer ist überrascht von der „Einlinigkeit und Intensität, mit der<br />

er die satanische Größe [wir haben sie anders gedeutet!] nun<br />

gegenüber der in den Sendschreiben gespiegelten Situationsvielfalt<br />

auf Rom zuspitzt und fixiert.“ 4 „Zum andern ist es die Wendung<br />

gegen eine im 1. Jhdt. n. Chr. gerade in den Provinzen stark<br />

geförderte Tendenz …, auch den Kaiser zu vergöttlichen, eine<br />

Tendenz, die Domitian übersteigerte, als er den Titel beansprucht,<br />

den Apokalypse 4,11 kaum zufällig von den himmlischen Wesen<br />

Gott alleine zusprechen lässt: Dominus et Deus noster …, [was] der<br />

monotheistisch denkende Apokalypsen-Autor als entscheidende,<br />

alle antigöttlichen Erscheinungen an sich ziehende Auflehnung<br />

gegen den einen Gott sehen konnte, ja musste.“ 4<br />

8. Kapitel<br />

Wer hat die Macht? – Das „Buch mit den 7 Siegeln“<br />

Weitere Nachrichten kamen aus Rom, weniger religiös von<br />

Belang, wohl aber die Macht und Pracht des kaiserlichen<br />

Regimentes unterstreichend. Während die „Dominus et Deus“-<br />

Titulatur, schnell verbreitet, zu widerstreitenden Reaktionen geführt<br />

hatte, zeigten die neuen Informationen, dass anscheinend niemand<br />

des Kaisers Entwicklung noch bremsen konnte: die Capitolinischen<br />

Spiele, die Verschwörung, die Hinrichtungen – Bewunderung und<br />

Angst, Glanz und Schrecken – wohin geht die Reise?<br />

Und nun setzt sich Johannes hin und komponiert die Szene im<br />

Kapitel 5 weiter. Wir schreiben das Jahr 87/88. Die fast in<br />

erhabener Ruhe verharrende Darstellung gerät in Bewegung. „Die<br />

1<br />

Tacitus, Ann XV 29<br />

2<br />

so Bousset S. 253, Roloff S. 70<br />

3<br />

Aune S. 308<br />

4<br />

Karrer S. 265.266

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