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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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gesehen. Lohmeyer stellt fest, „nirgends ein Zeichen allgemeiner<br />

Verfolgung“. 1 Er will daher „die Abfassung der Schreiben etwa in<br />

das letzte Jahrzehnt des 1. Jhdts.“ setzen. Dem aber steht Plinius<br />

entgegen, wie Bousset in Erinnerung ruft; 2 „der die Grundsätze<br />

seines Verfahrens gegen die Christen nicht als etwas Neues,<br />

sondern als etwas selbstverständlich Gegebenes“ darstellt.<br />

„Johannes Weiß legt allen Wert darauf, den Endredakteur der<br />

Apokalypse von dem Verfasser der Sendschreiben, dem christlichen<br />

Urapokalyptiker, zu trennen.“ Wenn Köster aus 3,1 eine „generelle<br />

Verfolgung“ schließen will, 3 so bemerkt Rissi: 4 „dass vom<br />

Kaiserkult oder offizieller Verfolgung in den Gemeindebotschaften<br />

nirgends die Rede ist.“ „Die Schreiben sind alles andere als<br />

Briefe.“ 5 Schüssler-Fiorenza geht noch weiter: „Die so genannten 7<br />

Briefe sind keine wirklichen Briefe, sondern sind formal so<br />

gestaltet, dass sie als eine prophetische Proklamation an die<br />

Gemeinden fungieren. Sie sind am besten als königliche Erlasse<br />

oder als göttliche Orakel in Briefform zu verstehen.“ 6 Cohn gar<br />

formuliert: „Es folgen 7 Briefe, die Johannes von Jesus diktiert<br />

wurden.“ [!] 7 Und Vouga: „Die 7 Briefe sind eigentlich gar keine,<br />

sondern sie gehören zur ersten, christologischen Vision.“ 8 Ähnlich<br />

Kraft: „Der Verfasser der Sendschreiben hat auch die<br />

Berufungsvision erweitert und auf die Sendschreiben bezogen.“ 9<br />

Was die zeitliche Abfassung angeht, so ist festzuhalten, dass die<br />

Probleme, die in den Gemeinden angesprochen werden, allesamt im<br />

späteren Hauptteil der Apokalypse keine Rolle spielen. Übrigens<br />

auch umgekehrt: keine staatliche Verfolgung (selbst nicht in der<br />

halboffiziellen spontanen Form), keine Anspielung auf den<br />

Kaiserkult, wohl aber sehr deutliche Warnungen und Abgrenzungen<br />

gegenüber Judentum und gnostischen oder judenchristlichen<br />

Sekten.<br />

Dass der aus Palästina gekommene Johannes in einer besonders<br />

heiklen Situation war, liegt auf der Hand. Der allgemeine Makel des<br />

Verrats (Flucht nach Pella) und der verweigerten Solidarität, wie es<br />

von den jüdischen Gemeinden der Asia empfunden worden ist und<br />

sich in der wechselseitigen Bestreitung des wahren Gottesvolkes<br />

ausdrückte („die, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht,<br />

sondern sind die Synagoge des Satans“ 2,9), signalisiert die nun<br />

1 Lohmeyer S. 40<br />

2 Bousset S. 133, 127<br />

3 Köster S. 685<br />

4 Rissi S. 52<br />

5 Lohmeyer S. 40<br />

6 Schüssler-Fiorenza S. 66, ähnlich Aune S. 129: „royal edict“<br />

7 Cohn S. 324<br />

8 Vouga S. 220<br />

9 Kraft S. 15

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