Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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16<br />
Es führt zu weit, all die devot-schlitzohrigen Gotteserhebungen<br />
der dann um die Macht kämpfenden Condottieri oder Diadochen<br />
aufzuzählen, die ihnen von befreiten oder eroberten Städten und<br />
Ländern, was ja oft das gleiche war, angetragen wurden. In einem<br />
Menschenalter hatte sich die hellenistisch-orientalische Welt<br />
verändert. Sie wimmelte nur so von Göttern; Soter (Heiland ) zu<br />
sein bedeutete bald nicht mehr viel, selbst der „Größte aller Götter“,<br />
der brutale Städtezerstörer Demetrios Poliorketes, war irdisch zu<br />
bewundern. 1<br />
Und wie lange, bei sonst mancher notwendigen Vergesslichkeit<br />
(der Kult der Gottheiten hatte ja eine durchaus ökonomische Seite!)<br />
solch eine Institution bestehen konnte, zeigt gerade die Alexander-<br />
Verehrung, die in Ephesus durch eine Inschrift noch aus<br />
Trajanischer Zeit belegt ist. 2<br />
Die Seleukiden und Ptolemäer glichen sich schnell der ägyptischorientalischen<br />
Herrscherverehrung an, hatte ja Alexander dafür den<br />
Weg grundsätzlich freigemacht. 3<br />
Bei der größeren Einflussnahme der Römer im Osten im<br />
Zusammenhang mit dem 2. Punischen Krieg begann, wenn auch<br />
zaghaft und zögerlich, die Herrscherverehrung an die Türen Roms<br />
zu klopfen. Als z. B. Titus Quinctius Flamininus 196 v. Chr. die<br />
griechische Freiheit (von der Makedonenherrschaft) proklamierte,<br />
wurde er mit Apollo und Herakles verglichen und zum Soter<br />
akklamiert. Bei seinem dreitägigen Triumph schwappte mit der<br />
Siegesbegeisterung auch die hellenistische Kultur in breiter Front<br />
nach Rom hinein. 4<br />
Sullas Name wurde dann bereits mit der Dea Roma auf Münzen<br />
abgebildet, im Osten wurde er wie ein göttlicher Mensch gefeiert. 5<br />
Pompeius „Magnus“ war mit einem Kopf, der dem des Alexander<br />
ähnelte, abgebildet, und auf der Rückseite ließ die „Victoria“ 6<br />
grüßen. Wenn dies alles auch unverfänglich erklärt werden konnte,<br />
so musste Cicero doch zugeben: „Die Länder im Osten sehen in<br />
1<br />
290 v. Chr. riefen die Athener Demetrios gegenüber aus: „Dich sehen wir gegenwärtig,<br />
nicht aus Holz oder Stein , sondern in Wirklichkeit, dich flehen wir an“ – wem fällt nicht dabei<br />
Acta 17, 29 ein?<br />
2<br />
Elliger S. 95<br />
3<br />
Bousset, S. 136, Riemer S. 30<br />
4<br />
„...da wurde er dort [= in Chalkis] als synnaos mit Herakles und Apollon in die Tempel<br />
aufgenommen und verehrt“, Dorichs, S. 28.<br />
„Zudem sind die großen Römer, angefangen mit T. Qu. Flamininus, in Hellas und im Osten<br />
mit Ehren überschüttet worden, wie sie dort den hellenistischen Königen zuteil geworden<br />
sind.“ Bengtson, Grundriss S. 271<br />
„Daraufhin stifteten ihm [= T. Qu. Flamininus] die Bewohner von Chalkis 191 v. Chr. einen<br />
Kult, der bis in die Zeit Plutarchs (um 100 n. Chr.) angedauert hat.“ Klauck, S. 31<br />
5<br />
„Einen Menschen schön, weise, schrecklich oder gütig wie einen Gott zu nennen, ist den<br />
Griechen zu allen Zeiten leichtgefallen.“ Olof Gigon, S. 578<br />
6<br />
Dies und Weiterungen bei Taeger, (Charisma, Bd. 2) S. 44-48.