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165 Vereinen und Kultgenossenschaften bezeugt ist.“ 1 „Niemals werden die … Apostel, Propheten und Lehrer ?p?s??p?? genannt. Wo bestimmte Handlungen laufend vollzogen werden müssen …, werden [dann] sehr früh die Bezeichnungen p?esß?te??? oder ?p?s??p?? üblich. Paulus Act 20,28… richtet seine Worte an einen ganz bestimmten Kreis. Das Amt ist seinem sachlichen Gehalt nach da. Seine bleibende Benennung ist erst im Werden.“ 2 „Die Entwicklung führt dahin, dass die beiden Verfassungstypen – der paulinische und die Ältestenverfassung [aus Palästina] – verschmelzen.“ 3 Johannes steht also sachlich im Schnittpunkt dieser Entwicklung und zeitlich im Umbruch. Vielleicht rührt daher die Zurückhaltung einer irgendwie gearteten Amtseinordnung? „Für die Apokalypse und ihren Bereich sind die Propheten eine [noch!] gegenwärtige Größe, und als Nachfolger der verschwundenen Apostel die höchste Autorität…, möglicherweise palästinisches Erbe.“ 4 „Vielleicht kann die Vorstellung von Apokalypse 2,3, wo der Schutzengel der Gemeinde als himmlischer Partner des Bischofs erscheint, verstanden werden als Vorstufe der Anschauung des Ignatius, der den Bischof in unmittelbare Beziehung zu Gott und Christus setzt.“ 5 Ignatius von „Antiochia, das von Anfang an mit dem Kreis der paulinischen Gemeinden in Verbindung stand?!“ 6 „Man richtet [jetzt] Schreiben an andere Gemeinden ... mit der unverhüllten Absicht, kirchenpolitisch zu wirken. Der Prophet Johannes schreibt aus der Verbannung auf Patmos an mehrere kleinasiatische Gemeinden. Ignatius schreibt ... Polykarp schickt ...“ 7 Und „der Prophet Melito (so Tertullian, bei Hieronymus, De vir. Ill. 24)“ 8 war Bischof von Sardes. Er war übrigens einer der ersten Kommentatoren der Apokalypse (Euseb. KG, IV, 26). Alles, wenn auch aus – immerhin plausiblen – Rückschlüssen gewonnen, läuft darauf hinaus: der nach Ephesus gekommene Johannes fand schnell aufgrund von Bildung, theologischem Hintergrund und persönlicher Glaubwürdigkeit eine Aufgabe übergeordneter Art. Als eine Leitungsfigur, in deren Zuständigkeit quasi bischöfliche und prophetische Aufgaben zusammen fielen, richtete er denn auch in Briefen Anordnungen und Beurteilungen an seine Gemeinden, die von höchster Kompetenz und Autorität erfüllt 1 Bultmann S. 447. 448 2 Beyer S. 612 3 Conzelmann, Grundriss S. 334 4 Vielhauer , Proph. 634 5 Adam S.1301 f 6 Köster S. 678 7 Köster S. 718 8 vgl. Andresen S. 846

166 sind. Dem muss eine intensive Besuchs- und Beratungsphase vorweggegangen sein, denn er kannte sich in jeder Gemeinde gut aus. Diese – fast möchte man sagen: Enzykliken – Briefe fanden später als sog. Sendschreiben, stilistisch gleich geordnet und mit der Berufungsszene kunstvoll verwoben, Eingang in sein großes Werk, in das auch die früheren Skripten (s. o.) Eingang finden sollten. Kapitel 16c: Johannes und seine Gemeinden „Nach dem Jüdischen Aufstand kamen weitere Juden und Judenchristen auf der Flucht aus Palästina nach Kleinasien und brachten in der Regel wohl eher rigorose Vorstellungen mit.“ 1 „Sicher gehörten viele Gemeindemitglieder der Mittelschicht bis Oberschicht an.“ 2 „Theoretisch möglich ist also aufgrund der uns bekannten Praxis der Verleihung des römischen Bürgerrechts an Provinziale, dass die von Plinius erwähnten Christianer mit römischem Bürgerrecht zur lokalen Oberschicht Bithyniens, ja sogar zu den Dekurionen gehört haben.“ 3 Ordines [=Reichsaristokratie] und Dekurionen [=Stadträte] „genossen… weitere Privilegien, nicht zuletzt vor Gericht“. 4 „Im Prinzip konnten sie [die Reichen] auch vor Gericht eine privilegierte Behandlung erwarten.“ 4 Zusammen mit dem unter Kapitel 13 „Bücher, Flugschriften und Verbannung“ Gesagten ergibt sich, dass Johannes und ein Teil seiner Gemeinden zur (gebildeten) Oberschicht gehörten. In Eus. KG III/23 wird der Bischof, gemeint ist Johannes, der Apostel, einmal „Presbyter“ genannt. Der späte Versprecher lässt noch einmal plausibel erscheinen, in welchem Fluss der Begriffsbildung wir uns im Umkreis der Apokalypse befinden. „Johannes hatte zu den sieben Gemeinden eine Art bischöflichen Verhältnisses.“ 5 Zahn sieht sogar in den Engeln der Gemeinde Bischöfe, selbst Polykarp sieht er zu jener Zeit schon als Bischof von Smyrna. 6 Soweit wird man nicht gehen müssen, aber „die sieben Gemeinden repräsentieren eine in sich geschlossene Einheit, um es so zu nennen, eine Art von Provinzialverband [ähnlich dem ??????], dessen Vorort vielleicht Ephesus war … . Man weiß, dass die kleinasiatische Kirche wenigstens im 1.Viertel des 2. Jhdts. sich als Zentrum der urchristlichen Gemeinden gewusst hat und 1 Thiessen S. 17 2 Thiessen S. 281 3 Stegemann S. 267 4 Stegemann S. 71f. 72 5 Forck S. 17 6 Zahn S. 228. 230

166<br />

sind. Dem muss eine intensive Besuchs- und Beratungsphase<br />

vorweggegangen sein, denn er kannte sich in jeder Gemeinde gut<br />

aus. Diese – fast möchte man sagen: Enzykliken – Briefe fanden<br />

später als sog. Sendschreiben, stilistisch gleich geordnet und mit der<br />

Berufungsszene kunstvoll verwoben, Eingang in sein großes Werk,<br />

in das auch die früheren Skripten (s. o.) Eingang finden sollten.<br />

Kapitel 16c: Johannes und seine Gemeinden<br />

„Nach dem Jüdischen Aufstand kamen weitere Juden und<br />

Judenchristen auf der Flucht aus Palästina nach Kleinasien und<br />

brachten in der Regel wohl eher rigorose Vorstellungen mit.“ 1<br />

„Sicher gehörten viele Gemeindemitglieder der Mittelschicht bis<br />

Oberschicht an.“ 2<br />

„Theoretisch möglich ist also aufgrund der uns bekannten Praxis<br />

der Verleihung des römischen Bürgerrechts an Provinziale, dass die<br />

von Plinius erwähnten Christianer mit römischem Bürgerrecht zur<br />

lokalen Oberschicht Bithyniens, ja sogar zu den Dekurionen gehört<br />

haben.“ 3 Ordines [=Reichsaristokratie] und Dekurionen [=Stadträte]<br />

„genossen… weitere Privilegien, nicht zuletzt vor Gericht“. 4 „Im<br />

Prinzip konnten sie [die Reichen] auch vor Gericht eine<br />

privilegierte Behandlung erwarten.“ 4 Zusammen mit dem unter<br />

Kapitel 13 „Bücher, Flugschriften und Verbannung“ Gesagten<br />

ergibt sich, dass Johannes und ein Teil seiner Gemeinden zur<br />

(gebildeten) Oberschicht gehörten.<br />

In Eus. KG III/23 wird der Bischof, gemeint ist Johannes, der<br />

Apostel, einmal „Presbyter“ genannt. Der späte Versprecher lässt<br />

noch einmal plausibel erscheinen, in welchem Fluss der<br />

Begriffsbildung wir uns im Umkreis der Apokalypse befinden.<br />

„Johannes hatte zu den sieben Gemeinden eine Art bischöflichen<br />

Verhältnisses.“ 5 Zahn sieht sogar in den Engeln der Gemeinde<br />

Bischöfe, selbst Polykarp sieht er zu jener Zeit schon als Bischof<br />

von Smyrna. 6 Soweit wird man nicht gehen müssen, aber „die<br />

sieben Gemeinden repräsentieren eine in sich geschlossene Einheit,<br />

um es so zu nennen, eine Art von Provinzialverband [ähnlich dem<br />

??????], dessen Vorort vielleicht Ephesus war … . Man weiß, dass<br />

die kleinasiatische Kirche wenigstens im 1.Viertel des 2. Jhdts. sich<br />

als Zentrum der urchristlichen Gemeinden gewusst hat und<br />

1 Thiessen S. 17<br />

2 Thiessen S. 281<br />

3 Stegemann S. 267<br />

4 Stegemann S. 71f. 72<br />

5 Forck S. 17<br />

6 Zahn S. 228. 230

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