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159 zwischen 50 und 54 heimgegangen.“ 1 So ein Pilgerhandbuch! „An dieser Stelle [=Ölberg, Mariengrab] soll – nach den Forschungen von P. Bagatti – bereits seit dem 1. Jhdt. eine Grabzone von Judenchristen verehrt worden sein.“ 2 Beide Andeutungen belegen eher die Wahrscheinlichkeit eines Mariengrabes in Jerusalem als in Ephesus.“ 3 Damit ist aber von einer anderen Seite her (vgl. unter „Judenchristentum“) die Unmöglichkeit des Aufenthaltes des Apostels Johannes in der Asia verstärkt. Wenn nun der „Jünger“ Johannes von Papias als ein Zweiter erwähnt wird, hat er die Inanspruchnahme des Apostels für Ephesus schon als selbstverständlich hingenommen. So schließt sich der Kreis: der von Hengel vermutete Theologe, welchen Namens auch immer, war ja in absichtlich verhüllender Sprache auf Identifikation mit dem Apostel angelegt, was die spätere Entwicklung zumindest verstehbar macht. „Es wäre u. U. denkbar, dass der Alte Johannes [=Hengelscher Schulgründer] mit dem Lieblingsjünger auf den Zebedaiden hinweisen wollte, während die Schüler dieser Rätselgestalt am Ende das Gesicht ihres Lehrers aufprägten.“ 4 Dieser Zug der gewollten Apostolisierung, und ihr zuliebe auch Identifizierung von Apostel und Schulhaupt, setzte sich dann weiter durch. Die unerwünschte Doppelung dieser Gestalt, die wir dann vielleicht tatsächlich „Johannes“ nennen sollten, mit unserem Johannes konnte sich diesem Zug nicht entziehen: beide schlüpften auch noch ineinander, womit dann auch die Apostolität der Apokalypse ihren Zutritt zum sich bildenden Kanon des NT ermöglichte. So schrieb bereits Justin (gest. ca. 165): „[Es hat] einer, der bei uns war, Johannes hieß und zu den Aposteln Christi gehörte, in einer Offenbarung prophezeit …“ 5 und Irenäus (gest. ca. 202): „Johannes, der Schüler des Herrn, schaut in der Apokalypse die priesterliche und herrliche Ankunft seines Reiches.“ 6 Es ist also als wahrscheinlich anzusehen, dass „unser Johannes“ (gleich dem Schulhaupt ein bis zwei Generationen zuvor) dieser gewollten Apostolisierung zum Opfer gefallen ist. Lediglich 1 Wilmes S. 150: „Nach der Jerusalemer Überlieferung ist Maria auf dem Zionsberg gestorben und im Tale Josaphat begraben worden.“(auch S. 150) 2 Speidel, ohne Seitenangabe, da Loseblattform. 3 Knoch S. 79: „Sollte nicht eher anzunehmen sein, dass sie [=Maria] in Jerusalem blieb, wo der Herrenbruder Jakobus die führende Rolle in der Gemeinde innehatte, und dort verstarb? Jedenfalls weisen die ältesten Traditionen von einem Grab Marias auf Jerusalem hin.“ 4 Hengel S. 321 5 Justin, Tryphon LXXXI, 3 – Leider zitiert er noch die 1.000 Jahre des messianischen Reiches – Pech für Eusebius, der nun diesem anerkannten Kirchenvater nicht auch noch geistige Beschränktheit attestieren konnte! 6 Irenäus, Haer, IV, 20, 11
160 Bischof Dionysios von Alexandrien, gest. ca. 265, „vermutet, dass ein anderer Johannes als der Zebedaide der Verfasser der Apokalypse sei“. 1 Neben den zwei Grabmälern in Ephesus zieht er als Beleg einen geradezu musterhaften Vergleich der Apokalypse mit dem Evangelium und den Briefen des Johannes „nach schriftstellerischer Eigenart, Sprache und Anlage durch.“ 1 16. Kapitel Wer also war Johannes? Kapitel 16a: Von Jerusalem nach Ephesus Nach vielen Jahrhunderten, um nicht zu sagen 1 ½ Jahrtausenden, geglaubter Apostolizität der Apokalypse ist eine neue und sachgemäße Erforschung der Sachlage seit dem 18. Jahrhundert im Gange. Noch immer sehen einige in ihm den Apostel. 2 Bei anderen ist Vorsicht zu spüren; Prigent: „Non reclama per se neppure il titolo di apostolo“; ob Johannes der Apostel? „Una possibilità, non una certezza.“ 3 Der weitaus größere Teil der Kommentatoren ist anderer Meinung. Giesen: „Johannes war fraglos sein richtiger Name. Doch der Presbyter Johannes [des Papias] kann als Verfasser nicht infrage kommen; denn er kommt nur gelegentlich nach Kleinasien, so dass Papias sich bei Gewährsleuten erkundigen muss, was Aristion und der Presbyter Johannes sagen. – Es liegt die Annahme nahe, dass der Verfasser wie viele Judenchristen infolge des Jüdischen Krieges Palästina verlassen hat und nach Kleinasien gekommen ist.“ 4 Lohmeyer meint, noch präziser sagen zu können: „Mitglieder der Jerusalemer Gemeinde sind nach Ephesus übergesiedelt, mögen im einzelnen die Nachrichten noch so apokryph sein. Sie scheinen den alten Anspruch Jerusalems auf den neuen Ort zu übertragen. Der Schriftenkreis (Eph., z. T. Past., johann. Schriften) ist in seiner frühen kanonischen Geltung nur voll begreiflich, wenn Ephesus Erbe der Rechte und Pflichten Jerusalems war.“ 5 Kraft setzt den Verfasser „nur vorsichtig mit dem 1 Bousset S. 26 2 Natürlich Grünzweig, S. 9f, Pohl S. 29 und Keller S. 42 – Zahn gar so S. 47: „Außer Johannes ist keiner der Apostel ein Prophet geworden“, und Sickenberger S. 30: „Es kann also als Verfasser der Apokalypse nur der Apostel infrage kommen“ – und vorher: „der mit der ganzen Autorität eines Propheten auftritt.“ [!?] Barclay zieht sich aus der Affäre S. 19f: „Mit ziemlicher Sicherheit lässt sich behaupten, dass es sich bei Johannes um einen palästinensischen Juden handelt, der erst in vorgerücktem Alter nach Kleinasien gekommen war.“ – Ob der Apostel, – es gibt „Argumente sowohl für als auch gegen diese Annahme.“ 3 Prigent S. 19 4 Giesen S. 36, 40 5 Lohmeyer S. 43 – Hier berührt sich Lohmeyer eng mit Hengel, von einem andern Ansatzpunkt her kommend!
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zwischen 50 und 54 heimgegangen.“ 1 So ein Pilgerhandbuch! „An<br />
dieser Stelle [=Ölberg, Mariengrab] soll – nach den Forschungen<br />
von P. Bagatti – bereits seit dem 1. Jhdt. eine Grabzone von<br />
Judenchristen verehrt worden sein.“ 2 Beide Andeutungen belegen<br />
eher die Wahrscheinlichkeit eines Mariengrabes in Jerusalem als in<br />
Ephesus.“ 3<br />
Damit ist aber von einer anderen Seite her (vgl. unter<br />
„Judenchristentum“) die Unmöglichkeit des Aufenthaltes des<br />
Apostels Johannes in der Asia verstärkt. Wenn nun der „Jünger“<br />
Johannes von Papias als ein Zweiter erwähnt wird, hat er die<br />
Inanspruchnahme des Apostels für Ephesus schon als<br />
selbstverständlich hingenommen. So schließt sich der Kreis: der<br />
von Hengel vermutete Theologe, welchen Namens auch immer, war<br />
ja in absichtlich verhüllender Sprache auf Identifikation mit dem<br />
Apostel angelegt, was die spätere Entwicklung zumindest<br />
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„Es wäre u. U. denkbar, dass der Alte Johannes [=Hengelscher<br />
Schulgründer] mit dem Lieblingsjünger auf den Zebedaiden<br />
hinweisen wollte, während die Schüler dieser Rätselgestalt am Ende<br />
das Gesicht ihres Lehrers aufprägten.“ 4 Dieser Zug der gewollten<br />
Apostolisierung, und ihr zuliebe auch Identifizierung von Apostel<br />
und Schulhaupt, setzte sich dann weiter durch. Die unerwünschte<br />
Doppelung dieser Gestalt, die wir dann vielleicht tatsächlich<br />
„Johannes“ nennen sollten, mit unserem Johannes konnte sich<br />
diesem Zug nicht entziehen: beide schlüpften auch noch ineinander,<br />
womit dann auch die Apostolität der Apokalypse ihren Zutritt zum<br />
sich bildenden Kanon des NT ermöglichte.<br />
So schrieb bereits Justin (gest. ca. 165): „[Es hat] einer, der bei<br />
uns war, Johannes hieß und zu den Aposteln Christi gehörte, in<br />
einer Offenbarung prophezeit …“ 5 und Irenäus (gest. ca. 202):<br />
„Johannes, der Schüler des Herrn, schaut in der Apokalypse die<br />
priesterliche und herrliche Ankunft seines Reiches.“ 6<br />
Es ist also als wahrscheinlich anzusehen, dass „unser Johannes“<br />
(gleich dem Schulhaupt ein bis zwei Generationen zuvor) dieser<br />
gewollten Apostolisierung zum Opfer gefallen ist. Lediglich<br />
1 Wilmes S. 150: „Nach der Jerusalemer Überlieferung ist Maria auf dem Zionsberg<br />
gestorben und im Tale Josaphat begraben worden.“(auch S. 150)<br />
2 Speidel, ohne Seitenangabe, da Loseblattform.<br />
3 Knoch S. 79: „Sollte nicht eher anzunehmen sein, dass sie [=Maria] in Jerusalem blieb, wo<br />
der Herrenbruder Jakobus die führende Rolle in der Gemeinde innehatte, und dort verstarb?<br />
Jedenfalls weisen die ältesten Traditionen von einem Grab Marias auf Jerusalem hin.“<br />
4 Hengel S. 321<br />
5 Justin, Tryphon LXXXI, 3 – Leider zitiert er noch die 1.000 Jahre des messianischen<br />
Reiches – Pech für Eusebius, der nun diesem anerkannten Kirchenvater nicht auch noch<br />
geistige Beschränktheit attestieren konnte!<br />
6 Irenäus, Haer, IV, 20, 11