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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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15<br />

Philippeion nach der Schlacht von Chaironeia (338 v. Chr.) 1 bauen<br />

lassen, worin er Statuen von sich und seinen Vorgängern aufstellen<br />

ließ und seine Abstammung von Herakles, d. h. von Zeus, betonte.<br />

Der 90jährige Isokrates schrieb an Philipp – ironisch? sarkastisch?<br />

bewundernd?: „Wenn du den Perser [auch noch] unterworfen hast,<br />

bleibt dir nichts mehr übrig, als ein Gott zu werden.“ 2 Alexander<br />

ließ denn als Sohn Amuns, Inkarnation des Horus und neuer<br />

Pharao, erst recht überall seine Bilder in ägyptischen Tempeln<br />

errichten (ab 332 v. Chr.) 3 . Der bald mit dem Diadem geschmückte<br />

babylonisch-persische Großkönig führte denn auch folgerichtig die<br />

Proskynese ein (seit 327 v. Chr.), nahm auf dem goldenen Thron<br />

Platz und ließ seine Dienerscharen in Purpur kleiden. 4<br />

Soweit gingen nun die meisten seiner Makedonen doch nicht mit.<br />

Zwar waren zuvor schon Lysandros 5 (gestorben 395 v. Chr.) und<br />

Dion von Syrakus (gestorben 354 v. Chr.) halbgöttliche Ehren<br />

angetragen worden – Episoden, die schnell vorbei waren – , aber<br />

der Schritt vom verstorbenen Heros zum gegenwärtigen irdischen<br />

Gottessohn, wie sich Alexander sogar in Schreiben an griechische<br />

Staaten nannte, 6 war schnell und überraschend. Vollends nahm der<br />

erdrutschartige Vorgang bald den Charakter eines Dammbruches<br />

an, als der Statthalter in Ägypten sogar seinen Mätressen Tempel<br />

errichtete. Ob für einen Alexanderfreund ein solcher erbeten wurde,<br />

ob ein Freiheitskämpfer gegen Alexander als Halbgott bestattet<br />

wurde – die nun ein Flussbett gefunden habende<br />

Verehrungsbereitschaft der Menschen überschlug sich schier. 7 Es<br />

kann schon nicht mehr verwundern, dass nach Alexanders Tod von<br />

Eumenes verordnet wurde, für seinen Thron ein Prachtzelt zu<br />

errichten und auf ihm die Insignien von Alexanders Königswürde<br />

niederzulegen, wovor dann bei jeder Beratung der Heerführer<br />

Weihrauchopfer dargebracht wurden.<br />

1 Berve II/245: „in feierlicher Prozession konnte er neben den Statuen der 12 Götter seine<br />

eigene dahertragen lassen.“ Taeger 2/173ff schwankt in der Beurteilung der Erhöhung Philipps<br />

2 bei Köster S. 9<br />

3 „Es war für sie [= die Priesterschaft] selbstverständlich, dass er zugleich die sakralen Ehren<br />

des Pharao erhielt, der als Inkarnation des höchsten Gottes verehrt wurde ... nach der er z. B.<br />

der alte Gott Horus war“ Wilcken S. 219.<br />

„wie diese [= die Pharaonen] wurde auch er [= Alexander d. Gr.] von den Priestern als Sohn<br />

des Sonnengottes Amon-Re besungen und verehrt,“ Berve III/S. 28.<br />

4 „Als Alexander ... sich ein eigenes Königskostüm schuf, übernahm er für die<br />

Kopfbedeckung des neuen Ornats das Diadem.“ Ritter S. 41<br />

5 Donner, Lysandros Sp. 831<br />

6 „Im Jahre 324 sandte er [ = Alexander] an ganz Griechenland die Botschaft, dass er von nun<br />

an öffentlich als Sohn der Zeus-Amun anerkannt zu werden wünscht.“ Durant 6/S. 158<br />

7 Hitler als neuer Heiland, die Lichtdome bei Reichsparteitagen und der Totenkult am 9.<br />

November, „Väterchen“ Stalin, die wallfahrtsähnlichen Besucherströme zu Elvis Presleys<br />

Grab, ja selbst die Lichterketten in modernen Städten angesichts widerlicher Gewalttaten. Aus<br />

tiefen Schichten religiöser Begeisterung aufsteigende Phänomene; – auch bei geradezu<br />

peinlicher Verirrung ist eine noch ferne Ähnlichkeit nicht zu leugnen!

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