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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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156<br />

Weißgekleideten aus allen Völkern deuten die Menge Roms beim<br />

Vollzug der Kaiserliturgie an. Das Rasseln der Wagen 9,9 und die<br />

konkreten Angaben cp 11 bringen – kurz aufleuchtend – die<br />

Kämpfe im Jüdischen Krieg in Erinnerung. Andere Züge wieder<br />

wie 12,18 (Strand und Meer) und 14,2 (Stimmen, großes Wasser<br />

und Donnergrollen) mögen in der Patmoszeit eindrücklich<br />

geworden sein. Die immer wieder unterbrochene irdische Szenerie<br />

durch die himmlische Liturgie ist zugleich meisterhaft verflochten,<br />

damit aufeinander bezogen und unterstreicht eindrücklich: das<br />

Entscheidende geschieht im himmlischen Tempel, was für den<br />

Autor ausschlaggebend ist. Und die immer wieder vollzogene<br />

Anbetung, die Hymnen und Doxologien, unterbrechen nicht<br />

eigentlich, sondern wollen den entscheidenden Klang hörbar<br />

werden lassen, die Grundmelodie der Geschichte, eingespielt in das<br />

Stimmengewirr hier unten, wie ein basso ostinato, der alles trägt<br />

und bestimmt. Eine Hoffnungsmelodie des Triumphes, tröstlich,<br />

aufrichtend und am Ende alles in sich vereinend: Gottes eigenes<br />

Wort, der Logos, auf den – sich vollendend – alles hinläuft.<br />

Und noch bei allem Ernst der beginnenden Gerichtszeit sind<br />

humoristische Züge nicht zu übersehen, die vielleicht die<br />

Unerheblichkeit irdischer (und kosmischer) Potentaten skizzieren:<br />

so die Könige und sonstigen „Großkopfeten“, wenn’s denn ernst<br />

wird, verbergen sie sich in den Klüften der Berge 6,15f. Und der<br />

Riesenengel 10, 1-3 – immerhin der, dessen Echo, die sieben<br />

Donner, gerade nicht ihre Botschaft „an den Mann bringen“, er wird<br />

mit einer übertreibenden, geradezu absurden Farbe gemalt: die<br />

Physik aushebelnd, setzt er einen seiner Feuerfüße aufs Meer,<br />

bekleidet ist er mit einer Wolke und hat eine Löwenstimme, mit der<br />

er Eindruck macht. Dabei läuft gerade er mit seiner großangelegten<br />

Schau ins Leere. Und der Erstauftritt des Drachen cp 12? Zum<br />

Sterne herabfegen mit seinem Schwanz reichts gerade noch. Dabei<br />

sollte wohl dem Leser oder Hörer die Ahnung kommen, dass er<br />

nichts anderes damit tut, als was ohnehin (und auch ohne ihn!) im<br />

Gange ist: vgl. 6,13 u. 8,12. Und wenn er, „unten angekommen“,<br />

lediglich als Wasserspeier ohnmächtig hinter der Frau herspuckt –<br />

das ist ganz einfach komisch. Mit diesen wenigen Akzenten mag es<br />

sein Bewenden haben.<br />

Wenn behauptet wird, der „Depravationsvorgang [sei] als<br />

kosmische Entwicklung dargestellt, in die Gott nicht<br />

geschichtsentscheidend eingreift“, 1 so ist dies bei Johannes genau<br />

umgekehrt: alle Vorgänge kosmischer und innerweltlicher Art sind<br />

ausgehend von Gott, dessen Vermittler dann Engel oder das Lamm<br />

1 Lebram S. 192

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