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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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155<br />

und Cornelius Nepos. 1 Dann aber auch labyrinthische Struktur,<br />

heiter-ironischer Grundtenor, Burleskes und Grotesk-Komisches. 2<br />

Es „ist festzuhalten, dass ein antiker Dichter ganz persönliche<br />

Erfahrungen in vorgefundene thematische Modelle einkleidet, um<br />

ihnen so den Eindruck allgemeiner Gültigkeit zu verleihen.“ „Der<br />

Rahmen schließt nicht aus, dass [etwa bei Vergil] … die Gegend<br />

von Mantua erscheinen kann.“ 3<br />

Kurz, in manchem leuchtet dabei auch die Apokalypse auf.<br />

Johannes bewegte sich – fast leicht, wie es scheint – in damaligen<br />

literarischen Formen. Ein Vergleich mit den Apokalypsen von<br />

Henoch bis zum IV. Esra zeigt schnell demgegenüber ihre<br />

ängstliche Dürre, Langweiligkeit und fast schon ermüdende<br />

Gleichförmigkeit.<br />

Damit ist nicht gesagt, Johannes habe sich auf dem Parkett der<br />

modischen und anerkannten Literaturszene bewegen wollen, wohl<br />

aber, dass er ganz selbstverständlich, weil dieses verinnerlicht<br />

habend, sein schriftstellerisches Handwerkszeug beherrschte und in<br />

den Dienst seines als Auftrag empfundenen Werkes stellte.<br />

So sieht man förmlich bei den vier „apokalyptischen Reitern“ cp 6<br />

die Rennbahn unterhalb des kaiserlichen Palastes, des sog. „Circus<br />

Maximus“, wo bei der Vorstellung die Jockeys der Circusparteien<br />

in ihren Farben einmal die Rennbahn umrundeten – Domitian hatte<br />

die vier kennzeichnenden Farben (grün, rot, blau und weiß) nur<br />

kurzfristig auf sechs erhöht (gold und purpur kamen dazu). 4<br />

Zugleich bot die Szene des (beginnenden Wagenrennens) die<br />

Möglichkeit einer doppelbödigen Aussage: Das Gericht über die<br />

Welt und das politisierte Circusprogramm haben eine einmalige<br />

Beziehung: mitten im Getriebe der Welt wird das Handeln Gottes<br />

erlebt, wenn auch nicht von jedermann erkannt. 5 Dass „für ein<br />

Rennen… sieben Bahnrunden vorgeschrieben“ 6 waren, mochte<br />

zusätzlich seine Aussagen unterstreichen.<br />

Die Thronsaalszene cp 4 u. 5 ist gut vorstellbar in einer Basilika<br />

oder einem Empfangssaal des kaiserlichen Palastes. Die vielen<br />

Anspielungen fordern zu einem ironischen Vergleich auf, allein<br />

schon re ipsa. Die Versiegelten cp 7 mit der Menge der<br />

1<br />

Sein „Streben nach Schlichtheit und Kürze“ hat in der Atticus-Biographie „eine Studie<br />

hervorgebracht, die zu den revolutionärsten und besten Stücken römischer Prosa zählt“.<br />

Schmalzriedt; De viris illustribus, Sp. 1099<br />

2<br />

Schmid, W., S. 124<br />

3<br />

Schmid, W., S. 128f<br />

4<br />

Sueton, Dom 7<br />

5<br />

Veyne S. 604: „Die... Spiele summierten sich in jedem Jahr zu einer Anzahl von Feiertagen,<br />

die bei drei Monaten, unter Tiberius“ und später noch mehr lagen. „All dies bedeutete, dass die<br />

Stadt Rom über mehrere Monate ... ein festliches Leben führte ... gemeinsam mit ihrem<br />

Herrscher.“<br />

6<br />

Carcopino S. 296 – später setzte Domitian die Rundenzahl auf fünf herab.

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