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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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Mochten dabei die Volksreligionen auf dem Lande (Paganisierung<br />

wird man später sagen!) weiterleben, mochten die intellektuellen<br />

Schichten die esoterischen Kulte aus dem Orient und Ägypten<br />

goutieren, mochten Sonderlinge in Astrologie, Mantik oder<br />

Atheismus sich betätigen – ein Einheitsband, brüchig zwar und<br />

mehr Pflicht oder political correctness, war dann der Herrscherkult<br />

allemal.<br />

Tolerant, insofern keiner seine je eigenen Überzeugungen (so er<br />

welche hatte) aufgeben musste, menschlich, insofern die irdischen<br />

Götter eben keine echten Götter waren, und weil „Menschlich –<br />

allzu Menschliches“ im Spiel bleiben konnte, für momentane<br />

Massenhysterie auch noch geeignet, weil es einen „Gott zum<br />

Anfassen“ gab – obwohl das mit dem Anfassen auch so seine<br />

Probleme hatte (Proskynese, crimen laesae maiestatis, Zensur) – so<br />

bot er sich dar.<br />

Im Einzelnen lässt sich nachweisen, dass seit dem 8. Jahrhundert 1<br />

Heroa gebaut wurden. Vorrangig für Heroen der mythischen Zeit, z.<br />

T. aus der Ilias bekannt, dabei auffallend viele für Herakles, dann<br />

aber, wie eine Brücke zur hellenistischen Gegenwart, solche für<br />

Könige der gerade vergangenen Generationen (Leonidas, Attalos,<br />

Philipp von Makedonien, Vater Alexanders). Wie sehr dabei also<br />

die Vergangenheit hingestellt wurde zur Beglaubigung der<br />

Gegenwart, zeigt ja Alexander selbst, der sich als Nachkomme des<br />

Achilleus betrachtete 2 und seinen Perserkrieg als Fortsetzung des<br />

trojanischen Krieges wertete. Es schien so, als ob die Zeit<br />

Alexanders geradezu auf dem Sprungbrett stand in die Verehrung<br />

lebender Persönlichkeiten. Als ob das religiöse Vakuum, entstanden<br />

durch staunenswerte Änderungen allein aus Willenskraft und<br />

„Genialität“ (man denke an den später zu verehrenden „Genius“ des<br />

Kaisers!), auch durch Gemeinschaftsleistung begeisterter<br />

Menschenmassen – als ob dies alles von jenseitigen, alles allein<br />

lenkenden Mächten geradezu rauschhaft den Blick ablenkte auf die<br />

Einzelpersönlichkeit, in der sich alle repräsentiert fühlen konnten,<br />

und die zu verehren man daher bereit war oder sich fast genötigt<br />

vorkam.<br />

Die Entwicklung hat den Charakter des Erdrutschartigen. Zunächst<br />

im Osten: hatte schon Alkibiades Rat gesucht im Orakelheiligtum<br />

Siwa, bot dasselbe sich unter veränderten, sprich großartigeren,<br />

Umständen geradezu an, zum Megaphon des neuen irdischen Gott –<br />

Heros zu werden. Schon Philipp, sein Vater, hatte in Olympia das<br />

1 v. Geisau Sp. 1104: „in nachhomerischer Zeit aufblühend“<br />

2 Bamm Alexander S.49 – auch Ploetz S. 148: „334 besucht er das Grab Achills in Troja und<br />

schmückt es.“

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