Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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139<br />
11. Kapitel<br />
Die Apokalyptik<br />
Die Apokalyptik – eine Botschaft nur für Eingeweihte? Der im<br />
Untergrund eben doch spürbar werbende Klang ist nicht zu<br />
verkennen; denn erst durch das Lesen konnte die Idee<br />
weiterkommen, – und zum Lesen musste man geworben werden.<br />
Die eigentümliche Verschlüsselung ist weniger eine Barriere, ein<br />
Ausschluss als eher ein Lock- und Reizmittel, eine Einladung. Was<br />
die apokalyptischen Schriftsteller sagen wollten, musste über den<br />
damaligen Buchhandel laufen, wobei der Unterschied zwischen<br />
öffentlich und privat eher in fließenden Übergängen zu sehen wäre.<br />
Bereits im 5. Jhdt. v. Chr. gab es in Athen die Anfänge eines<br />
Buchhandels. 1 „Im 4. Jhdt. v. Chr. fanden Bücher zunehmend<br />
Verbreitung; offenbar hielt das Lesen Einzug im Alltagsleben… Im<br />
3. Jhdt. und den folgenden nahm die Buchproduktion enorm zu, als<br />
gebildete Sklaven als Kopisten beschäftigt wurden.“ 2 Es entstanden<br />
die großen öffentlichen und bald die vielen privaten Bibliotheken.<br />
„Für dieses vergrößerte Publikum schrieben Tausende von<br />
Schriftstellern Hunderttausende von Büchern.“ 3 „Das Museion von<br />
Alexandria. .. umfasste auch die große … Bibliothek, deren Ziel<br />
nicht nur … die Aufbewahrung der Werke war, sondern auch ihre<br />
Herausgabe.“ 4 „Vom 1. Jhdt. v. Chr. an hören wir von<br />
Buchhändlern und ihrem Stab von Kopisten. Der Preis der Bücher<br />
war anscheinend niedrig.“ 5<br />
In diesem kulturgeschichtlichen Umfeld entstanden die<br />
apokalyptischen Schriften. Ob man dabei eher an ein privates<br />
Vervielfältigungssystem denken soll oder an eine Art<br />
Versandbuchhandlung 6 – auch diese Schriften wollten und konnten<br />
ihre Leser finden. „Die wenigen Auszüge [aus Werken des Papias,<br />
um 110 n. Chr.] reichen aus, um zu erkennen, dass dieser Autor an<br />
seinem Bischofssitz [=Hierapolis] Zugang zu einer umfangreichen<br />
Bibliothek mit christlichen, pseudochristlichen und jüdischen<br />
Schriften hatte.“ 7 Und von Ignatius von Antiochia legt Thiede es<br />
ebenfalls nahe. 7 Beide Kirchenväter aber lebten zu Zeiten, in denen<br />
die Apokalyptik noch blühte. 8<br />
1<br />
So zeigt es Widmann, Sp. 960<br />
2<br />
Reclams Lexikon der Antike S. 120<br />
3<br />
Durant 6, S. 246<br />
4<br />
Grimal, der hellenistische Osten, S. 190<br />
5<br />
Reclams Lexikon der Antike S. 121<br />
6<br />
mit diesem Vergleich bringt Thiede S. 315 es uns nahe<br />
7<br />
Thiede S. 317<br />
8<br />
Wenn auch vielleicht im Anfang der apokalyptischen Literatur noch an Konventikel-interne<br />
Verbreitung gedacht werden kann, mindestens in der 2. oder 3. Generation strömten derartige