06.10.2013 Aufrufe

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

138<br />

Nazaräer – älteste Bezeichnung der Christen, wurde dies schließlich<br />

Synonym für Judenchristen. Damit also war das Tischtuch<br />

endgültig zerschnitten. Andererseits mag der Exodus nach Pella für<br />

die Ausziehenden eine ähnliche Qualität gewonnen haben in der<br />

Rückschau wie für die Juden der Exodus aus Ägypten (und für die<br />

Mandäer, die sich selber durchgängig Nazoräer 1 nennen, ihr Auszug<br />

aus Palästina nach Mesopotamien). Es konnte nicht wie 587 ein<br />

Warten auf Wiederherstellung sein oder ein kämpferisches<br />

Rückgewinnen wie bei den Makkabäern: es war Endgültiges<br />

geschehen.<br />

Innerjudenchristliche Perspektiven? Ein Rückzug auf synagogale<br />

Thorafrömmigkeit mit jesuanischem Einschlag? Eine<br />

universalistische Verklammerung von AT-Glauben und<br />

Christusbekenntnis? Oder ein entschlossenes Eingehen in die<br />

Apokalyptik, deren 1. Akt (=Auftreten Jesu) über den 2. Akt<br />

(vorausgesagtes Ende Jerusalems) nun in die wirklich letzten Tage<br />

geht? Diese Frage war es wohl, die auch Johannes umtrieb und<br />

schließlich in der Apokalypse ihre schöpferische Antwort fand.<br />

Die Judenchristen – „eine vielfach gestufte Richtung“ 2 – fanden<br />

als Gesamtheit keinen Weg. Zwar… „unter dem Namen Ebioniten<br />

[=die Armen]… hielten sich Judenchristen bis ins 5. Jhdt. in<br />

Palästina, ohne irgendwie für die Geschichte der Kirche maßgebend<br />

zu sein,“ 3 aber „bereits Ende des 2. Jhdt. waren die alten Namen der<br />

palästinensischen Christen, Ebioniten und Nazoräer, zu<br />

Ketzernamen“ geworden. 4 „Möglicherweise sind Reste der<br />

Qumransekte … in den ebionitischen Gruppen des Ostjordanlandes<br />

aufgegangen.“ 5 Bei diesem allmählichen Verdunsten des<br />

Judenchristentums aus der Geschichte wird mit guten Gründen eine<br />

letzte Fernwirkung, zusammen mit Flüchtlingen vor der<br />

Reichskirche nach 381, auf den Islam für möglich angesehen.<br />

1<br />

Roloff, Nazoräer S. 360 u. Thyen, Nazaräer Sp. 1386<br />

2<br />

Krüger 1, S. 71<br />

3<br />

v. Walther S. 35<br />

4<br />

Heussi S. 36<br />

5<br />

vgl.Cullmann Sp. 297f. – Der Wegfall des Tempels bedeutete für die vielen judenchr.<br />

Gemeinden außerhalb Jerusalems natürlich auch – inhaltlich wie strukturell – den Wegfall der<br />

Zentrale. Insofern war ein Weg ins diffuse Aufsplittern naheliegend.<br />

Ben Sasson S. 399: „Einige Mitglieder dieser jüdisch-christlichen Sekten kehrten zum<br />

Judentum zurück, während sich andere vollständig aus dem jüdischen Volksverband lösten.“<br />

Eliade 2, S. 304: „Nach der Zerstörung Qumrans und der Zerstreuung der Essener haben sich<br />

wahrscheinlich manche, die entkamen, christlichen Kreisen Palästinas angeschlossen.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!