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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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136<br />

aber konnte der Martyriumstod nicht mehr erwähnt werden. 1 Um<br />

aber ein wenig Martyrium noch im Spiel zu lassen, kam die Rede<br />

auf vom im siedenden Öl gepeinigten und unversehrt von dannen<br />

gehenden Johannes Evangelista. 2 Der in Jerusalem geschehene<br />

Martyriumstod ist über dieses hinaus (vgl. Heussi S. 30) noch von<br />

drei altkirchlichen Quellen erwähnt, von denen das syrische<br />

Martyrologium von 411 erhebliches Gewicht hat, wo am 27.<br />

Dezember Johannes und Jakobus ihren Platz haben mit der<br />

Bemerkung „Apostel zu Jerusalem“. Da aber ein gleichzeitiger Tod<br />

wiederum mit Bemerkungen in Gal 2 kollidiert, steuert Haenchen<br />

eine Lösung bei: 3 „Wohl aber wäre es möglich, dass er [=Johannes]<br />

zusammen mit dem Herrenbruder Jakobus den Tod erlitten hätte,<br />

etwa im Jahre 62.“ Dann wäre im späten Rückblick also aus dem<br />

Herrenbruder (gleicher Name!) der Apostel geworden bzw. einfach<br />

übergangen, zumal ja ein „Herrenbruder“ später nicht mehr in die<br />

Landschaft passte um der immerwährenden Jungfrauschaft Mariens<br />

willen. 4 Und so wären dann die beiden mutmaßlichen Daten (ca. 43<br />

u. 62) stillschweigend harmonisiert worden. 5 Auch Lohmeyer 6<br />

meint, „in ihr [dieser Szene von Mk 10, 38f] scheinen sich Kämpfe<br />

um die Führung der Urgemeinde niedergeschlagen zu haben“. 7<br />

So schält sich in groben Umrissen heraus, dass eine Jakobus (-<br />

Johannes?) Fraktion in Jerusalem, eine Petrusfraktion<br />

schlussendlich in Rom und eine Johannesfraktion in Ephesus um<br />

die rechte Apostolizität in Wettstreit getreten sind. Dass im Falle<br />

Ephesus der Name Johannes „geliehen“ wurde, entspricht im<br />

weiteren Sinn jener Praxis, die auch bei den Pseudepigraphen zu<br />

sehen ist: es ist verlängerte Autorität. Bei den Bischofslisten spielte<br />

sich ähnliches ab, die ja auch möglichst auf einen Apostel oder<br />

mindestens Apostelschüler zurückgeführt werden als Erstinhaber.<br />

Und noch die mittelalterlichen Reliquientranslationen verraten eine<br />

ähnliche, freilich noch „ausgedünntere“ Teilhabe an der „Realität“<br />

der Kirchengründung durch Apostel, dann Märtyrer und Lehrer.<br />

Sicherlich uns Heutigen fern liegend, verrät das weniger einen<br />

nassforschen Umgang mit der Wahrheit, vielmehr oft einen<br />

1<br />

Heussi S. 30: „Vermutlich ist Act. 12,2 im 2. Jhdt. [?] mit Rücksicht auf die inzwischen<br />

entstandene Legende vom ephesinischen Johannes retouchiert worden.“ – Haenchen S. 366<br />

deutet denselben Sachverhalt so: „Es wäre durchaus möglich, das Mk hier etwas mitteilt, was<br />

dann dem Gedächtnis der Christenheit entschwand, weil es der Theorie vom lang lebenden<br />

Zebedaiden als dem Verfasser des 4. Evangeliums widersprach.“<br />

2<br />

Legenda Aurea S. 66<br />

3<br />

Haenchen S. 366<br />

4<br />

Diese „Semper-Virgo“-Idee tritt nach Söll, 10 gf – mit Clemens Alexandrinus und Origenes<br />

bereits ab 200 literarisch auf den Plan.<br />

5<br />

Einen anderen Ausweg zeigt Schniewind Mk S. 142: „Es besteht die Möglichkeit, dass wir<br />

hier, wie 9,1 und Mt 10, 23 ein Jesuswort vor uns haben, das unerfüllt blieb.“<br />

6<br />

Lohmeyer, Mk 223<br />

7 Ähnlich Schweizer Mk 124

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